Wittichenauer trotzen dem Weltuntergang


von Tageblatt-Redaktion

Die Hosker Jugend beim Rosenmontagsumzug, der durch außergewöhnliche Wagen und originelle Fußgruppen beeindruckte.
Die Hosker Jugend beim Rosenmontagsumzug, der durch außergewöhnliche Wagen und originelle Fußgruppen beeindruckte.

Blau-Weiß flattern die Fahnen in der Bierstadt. Es sind die Farben des Wittichenauer Faschings. Blau-Weiß ist auch der Himmel an diesem Rosenmontagsnachmittag – beste Bedingungen für den Umzug der 306. Karnevalssaison, der aber alles andere als zweifarbig werden wird – bunt, schrill, originell.

Gerhard Siegemund weiß das schon vorher. Der Hoyerswerdaer verpasst nämlich keinen Umzug in der Nachbarstadt. „Man muss loben, mit welchem Fleiß hier gearbeitet wird“, sagt der 60-Jährige. „Das ist auch ein tolles Zeichen der Gemeinschaft.“ Eine halbe Stunde vor Beginn hat er sich mit Tochter, Söhnen und Enkelkindern zwischen Bühne und Rathaus gestellt. Es gibt Würstl und Glühwein. Später wird zu Hause zu Pfannkuchen gegriffen – auch das ist Tradition im Hause Siegemund.

Während die Familie an der Straße auf den Start des Umzuges wartet, füllt sich das Obergeschoss des Rathauses. Hier unter der Glaskuppel haben Gäste den besten Blick auf die Straße. Hier oben treffen die Ehrengäste ein. Auf dem Tisch stehen Quarkbällchen, Spritzringe und Apfelstrudel. Dazwischen liegen Papierschlangen, es gibt Kaffee und „Wittichenauer“. Conny Stiehl, Chef der Polizeidirektion Oberlausitz-Niederschlesien, ist einer der Ehrengäste. Seit April ist der Erzgebirger im Amt und zum ersten Mal in Wittichenau. Für den Fußballfan ist der Rosenmontagsumzug einer der angenehmeren Termine im Job-Alltag. „Polizeilich gesehen ist hier ja vor allem das Miteinander gefragt.“

Eine halbe Stunde vor Beginn scheint es vom Rathaussaal aus, als würden weniger Besucher als in den Vorjahren kommen – trotz des blau-weißen Himmels. „Die haben sich verteilt auf die gesamte Strecke“, vermutet Georg Szczepanski. Der Saalauer trägt Dreiteiler und Schlips. Als stellvertretender Bürgermeister vertritt er Stadtchef Udo Popella, der erkrankt ist. Er ist faschingserfahren, war vor 14 Jahren selbst Prinz. „Und ich habe 25 Jahre selbst Faschingswagen mitgebaut.“
Danach staunt Szczepanski, was die heutige Generation auf die Straße bringt. Groß, aufwändig, mit viel Technik sind die Wagen gebaut. Zwischen den Prachtexemplaren immer wieder die Frauen-Gruppen, die schon beim Weiberfasching begeistert haben.

Auf der Bühne haben zwei Frauen und zwei Männer die Moderation im Griff. Irene Noack, Birgit Schimann, Gerold Kochta und Gerhard Kockert. Sie verkünden die Wagensprüche, die nicht jeder im dichten Besuchergetümmel lesen kann. Ein großes Thema beim Umzug: Das Jahr 2012, Maya und Maja. Es geht um den Maya-Kalender, die Maja-Möbelwerke im Wittichenauer Gewerbegebiet Brischko und die Geschäftsaufgabe von Möbel-Kobalz. „Geht auch bald die Erde unter, in Brischko erweitert Maja munter“, heißt es beim „Club der Unentschlossenen“ aus Brischko. „Die Majas haben unterdessen den Polsterbären aufgefressen.“ Ähnlich reimte die Sollschwitzer Elsterjugend unter dem Titel „Maj(y)a“: „Die Welt wird dieses Jahr untergehen, doch das Sperrholz von Maja bleibt bestehen.“ Weitere Themen sind u.a. die Finanzkrise in Griechenland oder der Atomausstieg. Der (nunmehr) Ex-Bundespräsident Christian Wulff spielt indes kaum eine Rolle beim größten Faschingsumzug der Region.

Gut 45 Minuten braucht der Tross für eine Runde. Zwei sind zu absolvieren. Als einige der großen Wagen an der Bühne vorbei durch die Bautzener Straße rattern, wird die Musik aufgedreht. Kein Problem für Jadwiga und Robert Statnik aus Nebelschütz und auch nicht für ihre Kinder Tiberius (2) und Ionel (3). „Die werden von kleinauf an den Fasching gewöhnt“, sagt Jadwiga Statnik, deren Schwestern beim Umzug dabei sind. „Es ist immer wieder beeindruckend.“ Fasching wird zwar auch in Nebelschütz gefeiert, nur nicht so groß.
Dicht gedrängt stehen die Menschen am Rande, die meisten kostümiert, die Kleinen immer sprungbereit in Richtung Kamelle. Zuhauf fliegen die Süßigkeiten von den Umzugwagen. Manch einer bekommt auch eine fette Ladung aus der Konfetti-Kanone ab.

In sicherer Entfernung, leicht erhöht, stehen Andrea Grellert und ihr Freund Veith, der das Treiben durch das Objektiv der Videokamera sieht. Andreas Eltern sind beim Umzug dabei. Später wird also zu Hause noch viel zu sehen sein. Nicht aber an diesem Abend. Der ist fest verplant. „Natürlich ziehen wir noch durch die Bars“, sagt Andrea Grellert. Der Umzug war die beste Einstimmung.



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Kommentare zum Artikel:

Friedrich schrieb am

Schöne Bilder, war echt ein tolles Fest!!!

Hätte gern einen Abzug von meinem Bild, wie kann ich das bekommen
? Bin Schweitzer-Garde, 6. Bild von unten.

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