Wie Roboter Patrick einmal nach Russland flog


von Tageblatt-Redaktion

Roboter Patrick macht es nichts aus, wenn Alicius Schröder ihn sanft schubst. Das Balance-Mobil findet in die Senkrechte zurück
Roboter Patrick macht es nichts aus, wenn Alicius Schröder ihn sanft schubst. Das Balance-Mobil findet in die Senkrechte zurück

Wenn Patrick verreist, nimmt man ihm zuerst den Kopf ab. Dann zerlegt man ihn in zwei Teile. Und ab in den Koffer! Auf diese Art und Weise war der Roboter in menschenähnlicher Gestalt im vorigen Jahr bei der Expo Science International in Bratislava, bei der jugendliche Tüftler aus aller Welt die Ergebnisse ihrer Grübeleien gezeigt haben. Nun ging es für den Gesellen aus Hoyerswerdas Naturwissenschaftlich-Technischem Kinder- und Jugendzentrum Natz mit einer Delegation der Sächsischen Jugendbildungswerke gar ins russische Tula zur europäischen Expo Science. Bei der hiesigen Gesellschaft für Automatisierung in Verwaltung und Industrie (AVI) war man derartig begeistert von dem Balance-Mobil, dass man kurzerhand half, die Reisekosten zu bezahlen.
Patrick kann nämlich alleine senkrecht stehen. Das klingt vielleicht wenig spektakulär. Aber stellen Sie sich einmal vor, ihr Auto hätte, so wie der Roboter, nur zwei durch eine Achse verbundene Räder! „Man muss exakt analysieren und die physikalischen Gegebenheiten dann in Software-Codes umsetzen“, sagt Dietrich Heuer, der die Mechatronik-AG am Natz leitet. Und an besagten Programmcodes arbeitet wieder und wieder der 15-jährige Natzianer Alicius Schröder, den alle hier nur Lissy rufen. Der junge Mann war in Russland folgerichtig Patricks Begleiter. Man kann so einen Roboter schließlich nicht alleine ins Flugzeug setzen! Im Natz arbeitet man seit gut vier Jahren an Patrick. Er verfügt über diverse Sensoren, Leiterplatten, Prozessoren und Motoren. Und die Software, die Alicius da für seinen Metall-Kumpel programmiert, muss nicht nur zum Beispiel die Wärme-Entwicklung der Baugruppen ausgleichen oder ein Aufschaukeln des Balance-Mobils verhindern. Das Ganze geht nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“. Mitunter programmiert Alicius da eben für den Mülleimer.
Kein Wunder, dass die Automatisierer von AVI Interesse an dem jungen Mann haben: Hier geht es im Großen um EDV-gestützte Automatisierung und Fachkräfte dafür fallen nicht vom Himmel. Deswegen versucht die Firma, schon Schüler für ihre Tätigkeit zu begeistern. In einzelnen Fällen ist es schon gelungen, solches Interesse über ein Studium hinweg bis hin zu einem Arbeitsvertrag bei AVI zu begleiten. „Das wäre sicher einmal ein interessanter Betätigungsbereich“, sagt Alicius über AVI. Aber zunächst einmal wird die Programmier-Arbeit an Patrick fortgesetzt.
Das Balance-Mobil, wie der Roboter in schnödem Technik-Deutsch offiziell heißt, soll nämlich eines schönen Tages nicht nur wie im Augenblick schon in der Lage sein, in die Senkrechte zurückzukehren, wenn es jemand in Schieflage bringt. Patrick soll sich einmal frei im Raum bewegen und vor Hindernissen stoppen. Wer weiß, vielleicht begleitet ein Nachfolgemodell Alicius eines schönen Tages in den Supermarkt und trägt ihm die Einkäufe heim. Aber alles Schritt für Schritt! Im Natz wäre man ganz froh, wenn man Patrick im nächsten Jahr wieder den Kopf abnehmen und ihn in zwei Teile zerlegen könnte. 2013 findet die Expo Science International am Persischen Golf statt.



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