Wenn die Heizwärme vom heimischen Acker kommt


von Tageblatt-Redaktion

Uwe Piwarz baut am Kamenzer Bogen hochgewachsene Miscanthus-Pflanzen an. Bei der Ente werden die relativ trockenen Stängel schon geschreddert. Dann kann man sie unter anderem als Brennstoff verwenden.
Uwe Piwarz baut am Kamenzer Bogen hochgewachsene Miscanthus-Pflanzen an. Bei der Ente werden die relativ trockenen Stängel schon geschreddert. Dann kann man sie unter anderem als Brennstoff verwenden. Foto: M. Kolodziej

Eigentlich erklärt der Aufdruck auf der Visitenkarte des Groß Neidaer Heizungsbaumeisters Uwe Piwarz schon beinahe alles. „Energie vom Feld“ steht darauf zu lesen. Daneben gibt es ein kleines Foto. Es zeigt Uwe Piwarz und seinen kleinen Sohn vor Gewächsen, die gut doppelt so hoch sind wie Piwarz selbst. Es handelt sich um Miscanthus der Art x giganteus. Diese Pflanzen stehen nördlich des Dorfes. Jeder, der von Hoyerswerda über die B 97 nach Dresden will, fährt am Miscanthus-Feld vorbei. „Immer, wenn ich dort etwas zu tun habe, bleibt jemand stehen, um zu fragen, was das ist“, sagt Uwe Piwarz. Die Sache ist recht simpel: Das Riesenschilf soll künftig dafür sorgen, dass das Heim seiner Familie auch in der kalten Jahreszeit schön warm ist. Ihre Holzheizung soll einem Hackschnitzelkessel weichen, in dem Miscanthus x giganteus verfeuert wird. Viel Asche bleibt nicht übrig – und: Sie ist als Dünger im Garten nutzbar.
„Ich gehe davon aus, dass ein Hektar als Äquivalent zur Beheizung meines Hofes ausreicht“, sagt Uwe Piwarz. Die Rechnung lautet etwa so: Holz muss man einschlagen, zersägen und aufwendig transportieren. Miscanthus-Wurzeln dagegen werden gepflanzt und dann wächst daraus zwei Dekaden lang Jahr für Jahr der Brennstoff, den man mit einem Maishäcksler erntet. Die geschredderten Halme bringt man in einen Lagerraum, von wo eine Automatik sie dem Heizkessel zuleitet. „Und die Ernte ist eigentlich an einem Vormittag erledigt“, sagt Uwe Piwarz.
Noch ist seine Heizungstechnik nicht umgestellt. Zuerst mussten Erfahrungen mit der Pflanze gesammelt werden: Wann erntet man am besten und welche Technik nutzt man dazu? 2007 hat Uwe Piwarz zunächst mit einem halben Hektar Probefläche begonnen. Inzwischen ist er überzeugt von Miscanthus x giganteus. Unkrautbekämpfung zum Beispiel sei nur unmittelbar vor dem Pflanzen erforderlich gewesen, als einzige Düngung seien die im Herbst abfallenden Blätter nötig und der Ertrag sei ordentlich. Dazu kommt, dass man Miscanthus nicht nur zum Heizen benutzen kann, sondern auch als Mulch für die Gartenbeete oder als Einstreu für den Stall. Noch gibt Familie Piwarz Teile ihrer Ernte gern an Interessenten ab.
Uwe Piwarz hatte die erste Miscanthus-Begegnung, als er in Österreich tätig war. „Dort ist der Umstieg vom Land- zum Energiewirt weit verbreitet“, sagt er. Es gebe inzwischen schon ganze Dörfer, die sich über Nahwärmenetze selbst versorgten. Energieträger sind dabei einheimische nachwachsende Rohstoffe. „Das passt perfekt ins Energie- und Klimaschutzkonzept der Stadt Hoyerswerda“, findet Uwe Piwarz. Idee des Konzeptes ist es, so viel Energie wie möglich am Ort zu produzieren. Der Erlös würde hier bleiben und nicht an russische Ölfirmen oder schwedische Energiekonzerne fließen. „Man könnte so eine Wertschöpfungskette aufbauen“, sagt Uwe Piwarz.
Miscanthus x giganteus, findet er, würde sich auch hervorragend für Abrissflächen in Hoyerswerda eignen. Besonderen Boden haben die Pflanzen nicht nötig. Sie wachsen überall dort, wo man auch Kartoffeln oder Getreiden anbauen kann. Ihr Vorteil, so Piwarz: Sie verbrennen Kohlenstoffdioxid-neutral. Das heißt, dass nur so viel CO2 entsteht, wie eine Pflanze während des Wachstums selbst aufnimmt. Und, sagt der Groß Neidaer, es gebe durchaus Nutznießer. Zum einen flüchteten sich winters Rehe zum Ruhen ins Miscanthus-Feld. Zum anderen aber wirken die Stängel, wenn sie so richtig schön hoch sind, für die Neidaer auch noch wie eine Schutzwand gegen den Lärm von der nahen Bundesstraße.



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Was ist die Summe aus 2 und 7?