Weniger Autoklau aber mehr Kriminalität


von Tageblatt-Redaktion

Polizeipräsident Conny Stiehl nahm gestern zwei Hybrid-Streifenwagen in Betrieb. Sie sind beidseitig der Neiße unterwegs. Foto: Uwe Schulz
Polizeipräsident Conny Stiehl nahm gestern zwei Hybrid-Streifenwagen in Betrieb. Sie sind beidseitig der Neiße unterwegs. Foto: Uwe Schulz

Von Uwe Schulz

Wenn man abends fernsieht, könnte man meinen, dass der Polizeialltag in Deutschland aus der Aufklärung von Morden besteht. Doch im Jahresrückblick der Polizeidirektion (PD) Görlitz, zu der auch das Revier Hoyerswerda gehört, kommen solche Kapitalverbrechen nicht vor. Polizeipräsident Conny Stiehl sprach da gestern vor allem über Diebstähle, Rauschgift, Einbrüche und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Polizei.

Kriminalität nimmt wieder zu, Aufklärung auf Vorjahresniveau
Betrachtet man die letzten zehn Jahre, gibt es bei der Kriminalitätsentwicklung ein stetes Auf und Ab. Sachsenweit gab es 2014 sogar noch mehr Straftaten als 2005. Im Bereich der Polizeidirektion Görlitz stieg die Kriminalität im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent, liegt aber immer noch 11,3 Prozent unter dem Wert von 2005. Im Revierbereich Hoyerswerda registrierte die Polizei 2013 insgesamt 4 850 Fälle, im Folgejahr 5 186, macht eine Steigerung von 6,9 Prozent. Damit rangiert Hoyerswerda auf Platz 5 unter den Städten im PD-Bereich, wohl aber eher auf Platz 4, da Kodersdorf in der Statistik so weit vorn liegt, weil hier alle Anzeigen mit einfließen, die am ersten Kontrollpunkt auf der A 4 nach der polnischen Grenze mit einfließen. Im Bereich der PD wurden im vergangenen Jahr 58,1 Prozent aller Straftaten aufgeklärt. Das ist etwas weniger als im Vorjahr, liegt aber über dem sächsischen Durchschnitt.

Kfz-Diebstähle sind rückläufig und jedes 5. Auto wird wiedergefunden
Vielleicht werden die Autos doch sicherer, vielleicht ist aber auch der Fahndungsdruck der Ermittler so groß. Die Zahl der Kfz-Diebstähle im PD-Bereich sank um rund 8 Prozent bzw. 42 konkrete Fälle im Vergleich zum Vorjahr. Schwerpunkt bleibt die Stadt Görlitz mit 92 gestohlenen Autos und 65 Fällen, in denen es versucht wurde. In Zittau und Hoyerswerda verschwanden 2014 jeweils 49 Fahrzeuge, hinzu kommen 29 versuchte Diebstähle in Zittau und 13 in Hoyerswerda. Immerhin wird jedes fünfte gestohlene Auto wiedergefunden. Conny Stiehl hofft, dass diese Quote künftig weiter steigt. Dank der guten Zusammenarbeit mit den Kollegen in Polen und Tschechien, aber auch in Brandenburg weiß man ziemlich gut, welche Wege die Fahrzeuge nehmen. Ohnehin ist Stiehl ein großer Fan davon, Grenzen von Bundesländern und Staaten bei der Polizeiarbeit zu überwinden. So gibt es jetzt bei der PD einen aus Tschechien stammenden Mitarbeiter, der sowohl Tschechisch, Polnisch und auch Deutsch spricht und nun der Mitarbeiter für Internationale Zusammenarbeit ist. Zwei Fahndungsgruppen sind mittlerweile unterwegs – und finden etliche Fahrzeuge, die nicht im PD-Bereich gestohlen wurden.

Rückläufig ist die Zahl der Fahrraddiebstähle
Fahrräder werden zwar auch im ländlichen Raum gestohlen, vor allem aber in den Städten. Schwerpunkt in Ostsachsen ist Görlitz mit 689 Fällen, gefolgt von Hoyerswerda mit 325 bei der Polizei gemeldeten Fahrraddiebstählen und Zittau mit 312 Fällen. Aufs Jahr 2014 gesehen sind aber PD-weit vier Prozent weniger Fahrräder gestohlen worden als 2013.

Zahl der Rauschgiftdelikte auf Rekordhoch
Genau 1 359 Rauschgiftdelikte stellte die Polizei 2014 fest. Das sind bald doppelt so viel wie fünf Jahre zuvor. Eine Aufklärungsrate von 96 Prozent gilt hierbei aber als nicht ungewöhnlich. Doch vor allem sind die Ermittler an den Dealern und Hintermännern interessiert.

Die allermeisten Straftäter sind Deutsche
Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 14 581 Straftäter ermittelt werden, 77,8 Prozent von ihnen sind deutsche Staatsbürger. Die Anzahl nicht deutscher Tatverdächtiger bleibt auf etwa gleichem Niveau. Wobei zu beachten ist, dass es sich dabei auch um Personen handelt, die zwar ausländische Staatsbürger sind, aber in Deutschland ihren Wohnsitz haben.

Zunahme der Asylbewerberzahlen und Auswirkung auf Zahl der Straftaten
Im gesamten PD-Bereich wurden 2014 1 169 neue Asylbewerber aufgenommen. In der Polizeistatistik tauchen 53 Personen auf, die als „mehrfach intensiv verdächtig“ gelten, also mindestens fünf Straftaten auf dem Kerbholz haben. Dazu gehören Straftaten außerhalb der Unterkünfte ebenso wie in den Unterkünften. Conny Stiehl schätzt ein, dass die Unterbringung gerade in großen Heimen zu Schwierigkeiten geführt hat. „Doch die Anfangsprobleme seien rückläufig“, sagt der Polizeipräsident im Allgemeinen ebenso wie im Besonderen zu Hoyerswerda. „Was wir gerade in Hoyerswerda zusammen mit der Stadt und mit der Bevölkerung erreicht haben, hat zu einer Normalität geführt. Ich denke schon, wir können zufrieden sein.“ Alle Asylbewerberunterkünfte gelten in der PD als Schwerpunktobjekte, sowohl um Ärger im Heim zügig zu unterbinden bzw. die Heime und deren Bewohner auch zu beschützen. Das Heim in Hoyerswerda nehme da als Spätfolge des besonderen Fokus der Öffentlichkeit seit 1991 immer noch eine Sonderrolle ein.



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