Wärme half der Seenland-Saison


von Tageblatt-Redaktion

Sonnenschirme als Schattenspender waren in diesem warmen Sommer an den Gewässern im Seenland begehrt.
Sonnenschirme als Schattenspender waren in diesem warmen Sommer an den Gewässern im Seenland begehrt.

Von Anja Wallner

Kaum vorstellbar, dass wir vor nicht allzu langer Zeit Temperaturen um die 40 Grad hatten, meinte Volker Mielchen, Vorsteher des Zweckverbands Lausitzer Seenland Brandenburg (LSB), gestern in Senftenberg. Vor Medienvertretern zog er eine Bilanz der diesjährigen Urlaubssaison. „Die Gäste liebten es warm.“ Und so sprach Volker Mielchen von einem „grundsätzlich erfolgreichen Jahr“. 

Kathrin Winkler, Geschäftsführerin des länderübergreifenden Tourismusverbands Lausitzer Seenland, sieht das ähnlich. „Das Wetter hat uns gerettet“, sagte sie auf TAGEBLATT-Anfrage. Konkrete Zahlen liegen erst im nächsten Frühjahr vor. Die Stimmung war vor Å aisonbeginn aber zunächst verhalten: Fast zeitgleich hatten Sachsen und Brandenburg Sommerferien, nur eine Woche gab es keine Ãœberschneidung. Kathrin Winkler nennt das „worst case“, also den „ungünstigsten Fall“. Man rechnete am Ende mit einem dicken Minus. Aber: Bezüglich der Gästeankünfte und Ãœbernachtungszahlen (statistisch erfasst werden aber nur Betriebe mit zehn oder mehr Betten) wird ein Plus unterm Strich stehen, weiß die Geschäftsführerin. 

Der LSB hatte gestern Zahlen parat, zumindest für seine eigenen touristischen Anlagen am Senftenberger See, also Familienpark, Komfortcamping, Wassersportzentrum, Strandhotel und Wohnmobilstellplatz Buchwalde. Nach einer Hochrechnung geht man von 50 000 Gästen in 2015 aus; sechs Prozent mehr als im Vorjahr. LSB-Sprecherin Dana Hüttner nannte als Gründe für den Zuwachs die vielen Feiertage im Mai in Deutschland und Tschechien sowie die DTM auf dem Lausitzring, welche zu verlängerten Wochenendaufenthalten führten. Nicht zuletzt war das erweiterte Strandhotel mit mehr Zimmern (und mehr Gästen) erstmals die komplette Saison in Betrieb. Kathrin Winkler hat beobachtet, dass in dieser Saison auch Objekte an den Gast gebracht worden seien, die ansonsten eher schwierig zu vermieten waren: Unterkünfte, die ein paar Kilometer weg von Seen lagen, zum Beispiel. Doch die Präsentation im Online-Buchungssystem, das dieses Jahr erstmalig in der gesamten Saison zum Einsatz kam, hat Gäste wohl letztendlich überzeugt. Auch der LSB nutzt solch ein Online-Buchungssystem, mit dem man sich sogar via Internet einen Stellplatz für sein Zelt aussuchen und buchen kann. Praktisch: Bei der Abreise buchten viele Urlauber so gleich ihre Unterkunft für nächstes Jahr. Und so sind die Ferienhäuser am Senftenberger See im Sommer 2016 schon gut belegt, wie Volker Mielchen sagte. 

Die Campingplätze seien bei dem langen Sommer und schönen Frühherbst die Gewinner gewesen, erklärten Dana Hüttner und Kathrin Winkler einhellig. Auf die LSB-betriebenen Campingplätze am Senftenberger See kamen in diesem Jahr 22 400 Urlauber mit Zelt, Wohnmobil oder Caravan, 5,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Dauercamper sind nicht mitgerechnet. 

Martin Tinko, Inhaber des Ferien- und Freizeitparks Geierswalde, meldete auf Nachfrage erfreut, dass 2015 erneut alle Vorjahreswerte übertroffen wurden. Insbesondere der Caravan-/Wohnmobilsektor verzeichne ein „zweistelliges Wachstum“ und entspreche so dem nationalen Trend der gesamten Branche. Mit Dieter Buhlmann hat Martin Tinko einen Stellplatzwart zur Betreuung der Gäste unbefristet und ganzjährig eingestellt. „Für das kommende Jahr können wir uns bereits jetzt über enorm viele Frühbucher freuen.“

Dass das neue Fahrgastschiff nicht wie im Vorfeld groß angekündigt zwischen Geierswalder und Senftenberger See fahren konnte, nannte Kathrin Winkler „ein massives Problem, nicht nur für die Reederin“. Es habe Stornierungen bei Reisebustouren gegeben; manch andere Tour, die eine Fahrt mit dem neuen Katamaran im Programm hatte, konnte umgebucht werden. Das Nachsehen hatten Gastronomen und andere Anbieter, die mit verzahnt waren in den Ausflugspaketen. „Zum Glück“, so Kathrin Winkler, „fuhr die Santa Barbara wie sonstwas“. Volker Mielchen ließ wissen, dass der Katamaran aufgrund technischer Probleme, die bis dato nicht behoben sind, nicht auf die Seen konnte. „Die Nachfrage war aber natürlich groß, besonders nach Charterfahrten.“ Nun hofft man auf 2016. 

Hausaufgaben hat der Tourismusverband noch in puncto Nachsaison zu machen. „Die Leute bleiben bei drei Tagen schlechtem Wetter weg.“ Schlechtwetterangebote seien also das A und O für die nächste Zeit. Jedoch ist die Saisonstreckung „ein langsamer Prozess“, und hier seien Investoren vonnöten. Der LSB plant laut Volker Mielchen im Wassersportzentrum Großkoschen „neue Übernachtungsformen“ einzurichten, die komfortabler seien als Zelte und Hütten. Details nannte er noch nicht. Jedoch diene auch dies der Saisonverlängerung. Eine Zeltwiese ist eben bei schlechtem Wetter flugs leer.

Die Saison so lange wie möglich zu strecken, das hatte sich auch Anja Ittmann mit ihrem Klein Partwitzer Tourismus-Unternehmen Lausitzer Seenland Touren am Jahresanfang vorgenommen. Ziel: Es geht direkt vom Sommerbetrieb in die Weihnachtsfeiern, das Seenland soll nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter erlebbar sein. Dazu hat sie Winterangebote aufgelegt, die ab sofort gebucht werden können. „Somit können wir noch kein endgültiges Fazit geben für 2015“, lässt Anja Ittmann wissen. Für den Sommer gibt es, zumindest in Bezug auf das Wetter, einen Daumen nach oben. 

Und so ganz ist die Saison bei Martin Tinko und seinen Mitstreitern auch im Winter nicht vorbei. Wetterunabhängig läuft in einem weiteren Geschäftszweig der Onlinevertrieb für regionale Produkte und Dienstleistungen. Regionaler Kirschglühwein kann demnächst auf Weihnachtsmärkten probiert werden. Vertieft wurde auch die Partnerschaft im „Offlinehandel“ mit dem Lausitz-Laden am Stadthafen in Senftenberg. Am Senftenberger See herrscht abseits der klassischen Touristenzeit jedenfalls zum Jahreswechsel Hochbetrieb: Die Ferienhäuser im Familienpark sind für Silvester alle schon weg.

 



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