Südafrika? Da will doch keiner hin


von Tageblatt-Redaktion

Günther Nickol von der Shell-Tankstelle präsentiert die Vuvuzela genannten Tröten, die passend zur Fußball-WM verkauft werden.
Günther Nickol von der Shell-Tankstelle präsentiert die Vuvuzela genannten Tröten, die passend zur Fußball-WM verkauft werden.

In der Hoyerswerdaer Shell-Tankstelle am Elsterbogen kann man seit einiger Zeit Vuvuzelas kaufen. Vuvu…- häh? Die sollten eigentlich für den deutschen Fußballfan ein Muss sein, wenn man bei der in fünf Wochen beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika die deutsche Nationalmannschaft daheim am Fernseher, in der Kneipe oder beim Public-Viewing auch stilgerecht unterstützen will. Denn diese infernalisch klingenden Tröten gehören zur Ausrüstung eines jeden afrikanischen Fußball-Fans. Und da seit gestern das vorläufige Aufgebot der Deutschen Nationalelf bekannt ist, sollte man sich ja nun wirklich langsam in WM-Laune bringen.

In der Tankstelle gibt es gegenwärtig noch genügend von diesen Blasinstrumenten, was daran liegt, dass, wie in vielen Teilen Deutschlands auch, in Hoyerswerda und Umgebung in diesen Tagen noch nicht viel von einer WM-Euphorie zu spüren ist. Bleibt die Frage, ob es damit überhaupt noch was wird.

„Da will doch keiner hin“, erzählt Birgit Krüger vom Hoyerswerdaer „Reisebüro am Markt“. Natürlich könne man bei ihr Flüge und Tickets für diese Fußball-Weltmeisterschaft bekommen. Aber „das Interesse, dorthin zu fliegen, ist hier total gering“. Was nicht nur damit zusammenhängt, dass „für viele Südafrika so weit weg ist“, sondern auch teuer. Es gibt beispielsweise zusammengestellte Reisepakete mit Rückflug, Unterkunft sowie Tickets. Wer etwa für fünf Tage zur WM wolle, müsse für so ein Rundum-Paket rund 4000 Euro bezahlen. Pro Person, versteht sich.

Das gleiche Bild beim Reisebüro „Lagune“ in Hoyerswerda. Dieses sportliche Großereignis vom 11. Juni bis 11. Juli sei „kein Thema“, wie Christine Lässig berichtet. Buchungen zur Fußball-WM sind auch hier Fehlanzeige. Sieht also nicht gerade danach aus, dass diese Veranstaltung in der Region zu einer Art Sommermärchen, wie das bei der WM 2006 der Fall war, werden wird.

Vor vier Jahren gab es schon Monate vor dem Eröffnungsspiel Lieferengpässe bei Fan-Artikeln. Fahnen, T-Shirts, Trikots, Autowimpel sieht man in diesen Tagen in Schaufenstern und Auslagen von hiesigen Geschäften schon, nur – man muss in etlichen Fällen erst einmal genau hingucken. Die Vuvuzelas, für 2,99 Euro zu haben, fallen einem da in der Tankstelle am Elsterbogen gleich ins Auge. Dort kann man auch sogenannte WM-Fußbälle kaufen. Ebenfalls für 2,99 Euro.

Jetzt im Mai werde es in seinem Geschäft sicher etwas lebhafter zugehen, hofft Michael Renger. Sportliche Großereignisse wie Olympische Spiele oder Fußball-Weltmeisterschaften hätten sich in der Vergangenheit immer recht positiv auf den Verkauf von Fernsehgeräten ausgewirkt, so der Inhaber eines Wittichenauer Fachgeschäftes. Renger glaubt, dass durch HDTV, durch die verbesserte Fernseh-Bildqualität, mancher nun die bevorstehende Weltmeisterschaft sicher auch als Anlass nehme, um „sich ein Fernsehgerät, womöglich noch mit Digitalrecorder“ anzuschaffen.

Ein paar hundert Meter weiter, in der Wittichenauer Stadtbrauerei, rechnet der Geschäftsführer Stefan Glaab, dass in der Zeit vom 11. Juni bis 11. Juli 2010 in „Wittichenau und den umliegenden Orten“ der Bierkonsum auf jeden Fall ansteigen werde. Darauf ist man natürlich vorbereitet.

Ein spezielles Weltmeisterschaftsbier, wie man es vor vier Jahren auf den hiesigen Markt brachte, werde es dieses Mal jedoch nicht geben. Glaabs Wunsch: Dass während der vierwöchigen Fußball-Weltmeisterschaft doch das Wetter mitspielen möge. Denn „Fußball und sommerliche Temperaturen, das passt gut zusammen“. Denn das sorge dank der durstigen Kehlen für den entsprechenden Umsatz.

Stimmt. Warum denn da auch nach Südafrika fliegen? Dort ist zum WM-Zeitpunkt ohnedies Winterzeit, macht Fußball im Fernsehen wahrscheinlich mehr Spaß. Falls aber Jogi Löws Team in Südafrika über sich hinaus wachsen sollte und eine traumhafte WM bietet, wird es vielleicht doch noch so was, mit einem kleinen Sommermärchen. Auch hier in der Region.



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