Schmelzteichkarpfen lässt Angler strahlen


von Tageblatt-Redaktion

Sven Kubasch vom Angelverein Bernsdorf strahlt übers ganze Gesicht, nachdem er den Schmelzteichkarpfen enthüllt hatte. Das neue Wahrzeichen ist ungefähr an der Stelle auf dem Gewässergrund verankert, an der früher mal eine Fontäne sprudelte.
Sven Kubasch vom Angelverein Bernsdorf strahlt übers ganze Gesicht, nachdem er den Schmelzteichkarpfen enthüllt hatte. Das neue Wahrzeichen ist ungefähr an der Stelle auf dem Gewässergrund verankert, an der früher mal eine Fontäne sprudelte.

Von Ralf Grunert

Über fünf Tonnen Fisch gingen beim letzten großen Abfischen durch die damalige Fischereigenossenschaft im Bernsdorfer Schmelzteich ins Netz. 1990 war das gewesen und Georg Thiele mit dabei. Der Bernsdorfer, längst in Rente, stand auch gestern wieder am Gewässerrand und schaute zu, wie diesmal Fische eingesetzt wurden.

Es handelte sich um neun stattliche Laichkarpfen, alle zwischen 70 und 80 Zentimeter lang und zusammen 100 Kilo schwer. Da mussten Sachsens Umweltminister Frank Kupfer und Udo Witschas als Präsident des Anglerverbandes „Elbflorenz“ Dresden, dem der Schmelzteich gehört, kräftig zupacken, als sie jeweils eines dieser Prachtexemplare per Kescher in die Freiheit des sanierten Gewässers entließen.

Insgesamt schwimmt nun bereits rund eine Tonne Fisch im Schmelzteich. Zwei- und dreijährige Karpfen machen etwa 600 Kilogramm aus. Hinzu kommen 250 Kilogramm Weißfische wie Plötzen und Rotfedern sowie je 50 Kilogramm Hechte und Barsche. Zander und Aal sollen in den nächsten Tagen eingesetzt werden. Die Freigabe zum Angeln folgt erst im Herbst.

Und dann gibt es noch einen ganz speziellen Fisch, der allen anderen die Show stiehlt. Er schwimmt allerdings nicht im Wasser, sondern thront seit gestern über der Wasseroberfläche. Es handelt sich um den Schmelzteichkarpfen. Er ist 1,60 Meter lang, zentnerschwer und von Sägemeister Stange aus Hohenbocka im Auftrag des Angelvereins Bernsdorf aus dem Holz einer Eiche vom Schmelzteich angefertigt worden.

Mit dem Schmelzteichkarpfen haben das Angelgewässer und Bernsdorf ein neues Wahrzeichen erhalten, meinte Udo Witschas vor rund 50 Personen, darunter Sachsens Angel- und Fischerei-Prominenz, die sich gestern vor Ort versammelt hatten, um den Abschluss der Schmelzteich-Sanierung zu feiern. Die hat sich der Anglerverband rund 250 000 Euro kosten lassen. „Es war ein sehr abenteuerliches Projekt“, befand Planer Uwe Röllich vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Torno, der einen Überblick gab, was am Schmelzteich alles getan wurde. Eingangs erinnerte er daran, dass ursprünglich einmal eine Entschlammung ins Auge gefasst worden war. Da der mit Schwermetallen belastetet Schlamm allerdings als Sondermüll zu entsorgen gewesen wäre, hätte das rund 900 000 Euro gekostet. Diese Zahl nannte Udo Witschas.

Die Stadt hatte seinerzeit vergeblich nach Fördermitteln Ausschau gehalten, der Anglerverband „Elbflorenz“, nachdem er 2010 Eigentümer des Gewässers geworden war, gemeinsam mit Uwe Röllich nach einer praktikablen Lösung gesucht. „Ziel war es, das Angelgewässer herzurichten und die Entsorgungskosten zu umgehen.“ Daraus entstand ein Pilotprojekt, bei dem Wasserbau und Sanierung verknüpft wurden, so der Planer. Dazu gehörte 2012 die Schaffung eines neuen Schmelzteich-Auslaufes. Der dient dem Hochwasserschutz und war ein Gemeinschaftswerk, das mit der Stadt Bernsdorf realisiert wurde.

Im Herbst 2012 startete die Gewässersanierung. Tausende Kubikmeter Schlamm wurden umverlagert, um das Teichprofil mit Wassertiefen bis zu zwei Meter neu zu gestalten. Herzstück des Pilotprojektes waren geotextile Schläuche. In diesen wurde der Schlamm – grob gesagt – komprimiert und so Platz für mehr Wasser geschaffen, ohne den Schlamm entfernen zu müssen. Die Schläuche konnten auch gleich zur Gestaltung der Uferbereiche genutzt werden.

Eine Technologie, die der Planungsfirma wohl reichlich Aufträge einbringen dürfte, wie der Umweltminister anmerkte. „Hier wurden neue Wege gegangen. Es war für mich interessant, das zu hören. Im Prinzip wurde der Teich mit Sondermüll saniert“, spielte er auf die eingangs erwähnte Einstufung des Schlamms an. Im gleichen Atemzug ermunterte er zu weiteren solchen Maßnahmen. Er verwies auf Fördermittel, die für die Sanierung von Teichen im Freistaat Sachsen aktuell noch zur Verfügung stehen – immerhin 760 000 Euro.

 



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