Ohne Kooperation läuft im Klinikum nichts


von Tageblatt-Redaktion

Die Chefärzte Dr. Petra Jesche und Dr. Jörg Kotsch -re.- zeigten gestern der Spremberger Krankenhaus-Chefin Kathrin Möbius -vorn-, der Spremberger Gynäkologie-Chefin Sabine Manka -dahinter- sowie Spremberger Hebammen auch die hiesigen Geburtensäle.
Die Chefärzte Dr. Petra Jesche und Dr. Jörg Kotsch -re.- zeigten gestern der Spremberger Krankenhaus-Chefin Kathrin Möbius -vorn-, der Spremberger Gynäkologie-Chefin Sabine Manka -dahinter- sowie Spremberger Hebammen auch die hiesigen Geburtensäle.

Wenn eine Frau im Geburtshaus Spremberg, wo Kinder lediglich ambulant zur Welt gebracht werden können, per Kaiserschnitt entbinden muss, setzt sich Dr. Petra Jesche in Hoyerswerda ins Auto. Bei Kaiserschnitten muss ein Kinderarzt zugegen sein. Eine Pädiatrie gibt es am Spremberger Krankenhaus aber nicht. Also hilft bei Komplikationen in der Nachbarstadt die Chefärztin der Hoyerswerdaer Kinderklinik. Sie wird das auch weiter tun. Gestern haben Andreas Grahlemann, der Chef des Seenland-Klinikums, und seine Spremberger Kollegin Kathrin Möbius den entsprechenden Vertrag erneuert. Ein gleicher Kontrakt wird mit dem St.Johannes-Krankenhaus in Kamenz geschlossen.

Warum kooperieren Kliniken, die doch Konkurrenten sind?
Ohne Kooperation geht es einfach nicht. Das ist schon allein deswegen so, weil Kliniken der Regelversorgung wie jene in Spremberg und Kamenz weniger Leistungen anbieten als Häuser der Schwerpunktversorgung wie das Seenland-Klinikum. Diese wiederum können, etwa mangels bestimmter Spezialisten oder spezieller Technik, weniger als Maximalversorger wie die Uniklinik in Dresden. Hoyerswerdas Gynäkologie-Chef Dr.  Jörg Kotsch gibt ein Beispiel: „Wir dürfen ab der 32. Woche entbinden. Alles, was früher ist, geben wir nach Leipzig, Dresden, Görlitz oder Cottbus ab.“ Auch auf anderen Gebieten gibt es Zusammenarbeit.

Wo ist die medizinische Kooperation Routine?
Jeden Dienstag trifft sich Jörg Kotsch mit Kollegen anderer Fachrichtungen der Krankenhäuser in Kamenz und Weißwasser zum Tumor-Board. Gemeinsam bildet man das „Lausitzer Brustzentrum“. Vereinfacht gesagt hat jedes Haus andere Spezialisten, könnte aber alleine die Leitlinien der Fachgesellschaften nicht einhalten. Zusammen können die drei Kliniken Frauen mit Brustkrebs effizient behandeln. Deren Vorteil: Sie müssen dafür nicht in eine Uniklinik. Anderes Beispiel: Weil dem Seenland-Klinikum eine Neurologie fehlt, arbeitet man in diesem Bereich für die hiesige Schlaganfall-Spezialabteilung mit dem Klinikum Niederlausitz zusammen. Der Senftenberger Neurologe Professor Fritjof Reinhardt half schon beim Aufbau. Eine weitere Zusammenarbeit gibt es bei der Laboratoriums-Medizin, der Mikrobiologie und der Krankenhaushygiene: Nunmehr schon seit vier Jahren obliegt die ärztliche Leitung des Labors im Seenland-Klinikum nämlich dem Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum. Die Fachleute dort haben die selbe Leistung übrigens auch für das Krankenhaus in Spremberg übernommen.

Welche medizinischen Partner gibt es außer den Kliniken?
Einerseits bietet das Seenland-Klinikum Fortbildungen zum Beispiel für niedergelassene Ärzte oder Notfallmediziner an. Andererseits wird es beispielsweise in der Schlaganfall-Behandlung von niedergelassenen Logopäden oder von Therapeuten der benachbarten Hoy-Reha unterstützt, die an die Betten der Patienten kommen.

Gibt es Kooperation außerhalb von Diagnose und Therapie?
Der größte Partner ist der Krankenhaus-Konzern Sana, der seit 2009 Anteilseigner ist. Dessen Finanzkraft sichert die gegenwärtigen Investitionen im Krankenhaus. Schon vor dem Kauf von 49 Prozent der Anteile durch Sana hat das Klinikum aber viel Geld einsparen können, weil es beim Einkauf von Material oder Medikamenten im Verbund der Sana-Kliniken sozusagen in den Genuss der Mengen-Rabatte kam. Sana sichert aber zum Beispiel auch das Risikomanagement in Hoyerswerda (etwa Beobachtung der Liquidität oder monatliches Berichtswesen) oder hilft bei Zertifizierungs-Prozessen. Der Partnerschaft verdanken die Mitarbeiter des Krankenhauses aber auch den Abschluss von Tarifverträgen. Und nicht zuletzt ist das Seenland-Klinikum über Sana auch Mitglied beim Internet-Klinikportal Qualitätskliniken.de. Es gibt aber auch weitere wirtschaftliche Partner. So ist die Hoy-Reha Geschäftsbesorger bei der Lausitz-Med GmbH, der Physiotherapie-Tochter des Klinikums.

Welche Partner haben mit Medizin gar nichts zu tun?
Erst im Sommer hat das Seenland-Klinikum die Kooperation mit den Lausitzer Werkstätten verlängert. Deren behinderte Mitarbeiter pflegen die Grünanlagen des Krankenhauses. „Das Klinikum ist sich seiner regionalen Verantwortung bewusst und unterstützt mit diesem Vertrag die sinnvolle Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen“, erläutert Andreas Grahlemann. Gemeinsam mit der Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda gibt es aktuell das Projekt, das Eckhaus in der Heinrich-Mann-Straße umzubauen. Einerseits sollen hier zum Beispiel Ärzte, Auszubildende oder Patienten der künftigen Geriatrie nach der Behandlung wohnen. Andererseits soll es dort medizinisch-pflegerische Angebote geben. Gesucht werden dafür im Moment übrigens – weitere Partner.
Hinweis: Selbstverständlich sind die genannten Kooperationen nur Beispiele. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.



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