Nacktbaden am Grünen See bald passé?


von Tageblatt-Redaktion

Das Gewässer links im Bild ist der Grüne See. Auf der Landzunge unten in der Mitte haben die FKK-Freunde seit Jahrzehnten ihr Domizil.
Das Gewässer links im Bild ist der Grüne See. Auf der Landzunge unten in der Mitte haben die FKK-Freunde seit Jahrzehnten ihr Domizil.

Von Ralf Grunert

Freikörperkultur (FKK) ist ein Markenzeichen der DDR. Wer im Raum Hoyerswerda dieser Leidenschaft frönte, hatte immer die Wahl zwischen zwei Anlaufstellen: der Steilküste am Knappensee und dem Grünen See, einer ehemaligen Kiesgrube am Rande von Michalken. Der Knappensee steht inzwischen nicht mehr zur Debatte. Er ist noch für Jahre gesperrt. Und auch am Grünen See droht nach vielen Jahrzehnten die FKK-Ära zu enden. Dem dort ansässigen und 1996 gegründeten Verein „Naturfreunde und Freizeitverein Grüner See“ wurde fristgerecht der Pachtvertrag gekündigt. Die womöglich letzte Saison ist im Gange.

Vereinschef Roland Barthel ärgert sich über diese Entwicklung. Allerdings kommt die Kündigung nicht wirklich überraschend. „Wir haben das Gefühl, wir sind ihm ein Dorn im Auge, aus welchem Grund auch immer.“ Das Verhältnis zum Verpächter des von den Naturfreunden genutzten und gepflegten Areals sei schon seit Jahren ziemlich angespannt. Das sieht auch Reinhard Müller so. Der Michalkener hat 2009 das Waldgebiet mit den beiden Gewässern von der Stadt Hoyerswerda gekauft und den bereits zuvor bestehenden Pachtvertrag mit dem Verein weitergeführt. Das Fass war zuletzt übergelaufen, als er bemerkt hat, wie die Naturfreunde bei Waldbrandwarnstufe 4 ein Lagerfeuer entzündet haben. „An einer Feuerstelle direkt am Ufer, die schon seit 30 Jahren genutzt wird“, so der Hinweis von Roland Barthel. „Wir haben immer einen Eimer Wasser daneben stehen.“ Doch wie dem auch sei: Reinhard Müller macht sich vor allem Sorgen um seinen Wald. Ihn ärgert, wenn sich die Naturfreunde an Bäumen zu schaffen machen. „Wir haben einen Baum gekappt, um mehr Sonne zu bekommen“, räumt der Vereinschef ein, erinnert aber auch daran, dass der Verpächter ihnen gegenüber gesagt habe, dass es ihn nicht interessiert, was direkt im Uferbereich passiert. „Das haben wir natürlich wörtlich genommen“, sagt Roland Barthel und verweist auf eine Reihe von Bäumen und Sträuchern am Rande des Aufenthaltsplatzes. Die wurden in zwei Meter Höhe abgeschnitten, so entstand ein Sichtschutz. Der Verein hofft trotz der Kündigung auf eine Weiterführung des Pachtverhältnisses. „Wenn es an der Höhe der Pacht liegen soll, dann können wir doch darüber reden“, sagt Eberhard „Ebs“ Friese, der viel Zeit am Grünen See verbringt. Gemeinsam mit bis zu 40 Leuten, Erwachsene und Kinder, die zum Verein zählen und teilweise sogar aus Berlin und Pirna kommen.

Und der Vereinschef führt als Argument für den Verbleib am Grünen See den Aspekt der Sicherheit ins Feld. „Solange der Verein hier ist, solange gibt es noch halbwegs eine Kontrolle in diesem Gebiet.“ Keiner weiß, was passiert, wenn das wegfällt. Denn die beiden Teiche werden auch von vielen anderen als wilde Badestelle genutzt. Und selbst wenn es bei der Auflösung des Pachtvertrages bleiben sollte, so bedeutet das nicht, dass die Naturfreunde verschwunden sein werden. „Uns kann niemand vom Baden hier abhalten.“ Ein Zaun um das gesamte Gelände könnte dem unkontrollierten Treiben sicher Einhalt gebieten. So einen zu errichten, daran denkt aber nicht mal Reinhard Müller selbst.

Inzwischen hat der Verein die Bitte um ein Gespräch an den Verpächter herangetragen. „Dem werde ich mich nicht verweigern“, signalisiert Reinhard Müller auf Tageblatt-Nachfrage seine Gesprächsbereitschaft. Allerdings stellte er im gleichen Atemzug klar: „Viel Wert auf eine Fortsetzung des Pachtvertrages lege ich nicht.“ 



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