Mongolen erobern das Seenland


von Tageblatt-Redaktion

Touren mit dem Quad, wie hier bei Klein Partwitz, sind trotz rutschungsbedingter Streckenbeschränkungen beliebt bei den Touristen
Touren mit dem Quad, wie hier bei Klein Partwitz, sind trotz rutschungsbedingter Streckenbeschränkungen beliebt bei den Touristen

Abgeschnittene Quad-Routen, ein nicht zugänglicher Terra-Nova-Ponyhof und viele zusätzliche Sperrschilder – dass sich die Rutschung im vergangenen Herbst negativ auf den Tourismus im Lausitzer Seenland auswirken würde, hatten vor Beginn der ersten Nach-Rutschungs-Saison wohl so mancher angenommen. Nun ist die Saison Geschichte, und die Bilanz fällt durchaus positiv aus, sagt Marcus Heberle, Geschäftsführer der Touristischen Gebietsgemeinschaft (TGG) „Lausitzer Seenland“. Detaillierte Statistiken wird er morgen auf der Regionalkonferenz in der Energiefabrik Knappenrode präsentieren.
„Die Rutschung hatte keine negativen Auswirkungen auf die Gästezahlen, im Gegenteil.“ Die Zahlen – ausgewertet wurden die Monate Januar bis August – zeigen im Vergleich zum Vorjahr nach oben, sowohl was Anzahl und Auslastung der Herbergen als auch Gästeankünfte und Übernachtungszahlen betrifft. Bis Juni lief es witterungsbedingt eher schlecht. „August und September haben es rausgerissen“, so der TGG-Geschäftsführer. Radfahren, Skaten, Industriekultur und das Thema Krabat interessierte die Touristen am häufigsten.
Jedoch erfassen die offiziellen Statistiken nur Betriebe mit mehr als neun Betten. Das Gros der Anbieter fällt praktisch durchs Raster; man darf also von mehr als den 66 000 Übernachtungen ausgehen.
Laura Schmidt, Mitarbeiterin der Seenland-Touristinformation Hoyerswerda ergänzt, dass es seitens der Gäste – hauptsächlich kamen Deutsche, aber auch viele Tschechen, weiterhin Engländer, US-Amerikaner und sogar Chinesen und Mongolen – zwar Fragen zur Rutschung gegeben hätte, die meisten davon aber gar nichts gehört hatten. „Das Thema Rutschung war überregional nicht übermäßig präsent“, meint Marcus Heberle.
Wiederkommen würden die Touristen trotzdem, so Laura Schmidt über das positive Besucher-Feedback. „Viele sind durch Empfehlungen anderer auf das Seenland gestoßen.“ Das haben die Gäste-Befragungen ergeben. Die Sperrungen seien für etliche Touristen überraschend gewesen. Und sie haben gerade bei Radfahrern für Ärger gesorgt. „Die Leute fuhren auf Radwegen, standen plötzlich vor den Sperrschildern, und Ausweichrouten waren nirgends angezeigt“, erklärt Marcus Heberle das Problem. Das jetzt fast fertige Wegeleitsystem existierte da bis vor wenigen Wochen noch nicht. Erschwerend komme hinzu, dass der Bergbausanierer LMBV routenrelevante Flächen an Privateigentümer verkauft hat. Glücklicherweise, so Marcus Heberle, seien die überregionalen Radwege nicht von Sperrungen betroffen gewesen – wohl aber die geplante Seenland-Route, ein Rundweg, der Radfahrer einmal quer durchs ganze Seenland führt, vorbei an allen 16 Seen. „Den brauchen wir ganz dringend.“ Vier Abschnitte können aktuell nicht befahren werden, die Beschilderung führt die Radler praktisch nicht weiter. Über Ausweichrouten diskutiert die TGG derzeit mit der LMBV und dem Oberbergamt, in der Hoffnung, dass die Strecke zum Beginn der neuen Saison steht.
„Nach wie vor zäh“, laufen nach Angaben des TGG-Chefs die seit Ostern zweimal monatlich offerierten Führungen in der Hoyerswerdaer Altstadt ohne Voranmeldung. „Das Angebot muss noch bekannter werden.“ In einer Auswertungsrunde mit den Anbietern soll nun überlegt werden, was verbessert werden kann. Dagegen habe es einen großen Schub bei den Vermittlungsverträgen zwischen Touristinformation und Tourismusanbietern gegeben. Der erste Vertrag wurde 2009 geschlossen, „bis jetzt haben wir die Anzahl der Partner verdreifacht“, freut sich Laura Schmidt. Mehr als 150 Vermittlungen – Übernachtungen und Führungen – kamen so zustande.
Viel zu tun gibt es für die TGG weiterhin in puncto Qualifizierung und Zertifizierung von Anbietern. „Das Niveau muss generell steigen, und nur das, was da ist, kann vermarktet werden“, sagt Marcus Heberle. Vor allem zertifizierte Häuser seien mit der Saison sehr zufrieden gewesen, auch wenn sie etwas entfernt vom See liegen. Denn Seenähe wird von den Touristen nun mal als erstes gewünscht. Auch da gibt es noch Herbergs-Nachholbedarf. „Größere Gruppen können wir nach wie vor nicht direkt an Seen unterbringen.“ Ein neues Gastgeberverzeichnis für 2012/13 erscheint Ende Januar. Anfragen für die kommende Saison sind in der Touristinformation übrigens schon eingegangen.
Für die Zukunft wünscht sich der TGG-Geschäftsführer, dass Gäste, vor allem Radler, bald mit öffentlichen Verkehrsmitteln direkt ins Seenland gelangen können und dass am Geierswalder See die Bebauungsplanverfahren schnell abgeschlossen werden. Der Qualität wäre das jedenfalls sehr zuträglich.



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