Leichtsinn am Raubtiergehege


von Tageblatt-Redaktion

Die Puppe hat auf der Brüstung der Schlossbrücke ebenso wenig etwas zu suchen wie kleine oder große Kinder.
Die Puppe hat auf der Brüstung der Schlossbrücke ebenso wenig etwas zu suchen wie kleine oder große Kinder.

Von Uwe Schulz

Das Thema Sicherheit spielt in Zoos schon lange eine große Rolle. Einerseits sollen die Besucher durchaus nah an die Tiere heran. Ein direkter Kontakt ist, abgesehen vom Streichelgehege, aber nicht erwünscht. Jedenfalls nicht aus Sicht der Zoobetreiber. Doch das sehen einige Zoobesucher anders. So trauten in diesem Sommer einige Mitarbeiter des Zoos Hoyerswerda ihren Augen nicht, als Kinder auf der neu geschaffenen Erdmännchenanlage herumtollten. Hier wurde zwar extra ein kleiner Spielplatz mit Kriechtunnel geschaffen. Doch dort sind keine Erdmännchen. Also kamen Eltern auf die Idee, ihre Kinder über die Balustrade ins Gehege zu heben. „Glücklicherweise ist alles gut gegangen“, sagt Kerstin Noack, Prokuristin der Zoo, Kultur und Bildung gGmbH. Aber Erdmännchen können eben auch beißen, vor allem, wenn sie wie jetzt Jungtiere haben und diese natürlich verteidigen wollen. Und was vielleicht noch gefährlicher ist: Die Tiere schaffen sich ein unterirdisches Gang- und Höhlensystem, das durch das Gewicht eines Menschen durchaus zum Einsturz gebracht werden kann. Das kann tragisch für die Tiere enden, aber auch der einbrechende Mensch kann sich verletzen. Aus diesem Grund wurde beispielsweise für die Zootierpfleger am Gehegerand eine Art unsichtbarer Laufsteg geschaffen.

Ohnehin gilt: Zootiere sind keine Streicheltiere. Sie können schnappen, kratzen, im Fall der Großkatzen auch gern mal durch das Gitter Urin verspritzen oder im schlimmsten Fall so zubeißen, dass Körperteile fehlen. Sofern bekannt, sind von einem solchen Vorfall der Zoo Hoyerswerda und seine Besucher bislang verschont geblieben. Doch es gab solche Fälle anderswo. Und auch in Hoyerswerda musste schon vor geraumer Zeit eine Frau aus dem Sicherheitsbereich zwischen Gehegegitter und Besucherbrüstung herauskomplimentiert werden – sie wollte mal einen der Löwen streicheln!

Dabei hat der Zoo Hoyerswerda kein Sicherheitsproblem. „Die Absperrungen sind in Ordnung und ausreichend“, betont Zooleiterin Dr. Kathrin Kaltwaßer: „Mehr Absperrung würden die Tiere verschwinden lassen, aber viele Besucher denken einfach nicht mit und sind vor allem auch ihren Kindern kein Vorbild.“ Aus diesem Grund kann Kerstin Noack auch nur mit dem Kopf schütteln, wenn Kleinkinder auf die Brüstung der Brücke über dem Schlossgraben gesetzt werden. Die breite Brüstung ist seit einigen Wochen wieder frei zugänglich. Nach dem Neubau der Bärenanlage waren auf der Brücke Pflanzbehälter mit Koniferen aufgestellt worden. Doch dieser Sichtschutz war nur als Übergangslösung gedacht. Jetzt sind die Koniferen wieder weg.

Die beiden Braunbären kommen an die Brüstung selbstverständlich nicht heran. Sie werden von einer Stromleitung und einem Gitter auf Abstand gehalten. Wenn etwas von der Brüstung herunterfällt, landet es nicht gleich im Bärengehege, sondern auf einem Fanggitter. Doch von dort ins Bärengehege ist es dann nicht mehr weit. Kerstin Noack appelliert daher einfach an den gesunden Menschenverstand, weder sich noch seine Kinder in Gefahr zu begeben, indem man sich einfach an die Absperrungen hält, die da sind.



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