LebensRäume mit historisch niedrigem Leerstand


von Tageblatt-Redaktion

Die LebensRäume-Genossenschaft verzichtet zunächst auf weitere Abrisse. Selbst für Schill- und Geyerstraße ist momentan kein Handlungsbedarf zu erkennen.
Die LebensRäume-Genossenschaft verzichtet zunächst auf weitere Abrisse. Selbst für Schill- und Geyerstraße ist momentan kein Handlungsbedarf zu erkennen.

Von Mirko Kolodziej

Relativ klar ist die Marschrichtung bezüglich der Entwicklung des Wohnungsbestandes in Hoyerswerda, wenn man das Städtebauliche Entwicklungskonzept Seko zur Basis macht. „In Hoyerswerda erfolgen weitere Rückbauten von circa 2 700 Wohneinheiten auf einen Bestand im Jahr 2025 von circa 17 910 Wohneinheiten.“ So steht das im Seko-Entwurf der Stadtverwaltung, der derzeit überarbeitet wird. Heißt: Die Bevölkerung wird weniger und damit auch die Wohnhäuser. Insofern ist es bemerkenswert, wenn Axel Fietzek erklärt: „Wir haben in Hoyerswerda derzeit kein Haus, das ein Problem in der Form darstellt, dass da niemand einziehen will.“

Der Vorstandsvorsitzende der LebensRäume-Genossenschaft konnte der Vertreterversammlung jüngst einen Geschäftsbericht für das Jahr 2014 präsentieren, der so gar nicht zum allgemeinen Abriss-Bild passen will. Das fünfte Jahr in Folge hat die Genossenschaft Gewinn gemacht und der Wohnungsleerstand bewegt sich mindestens auf einem 15-Jahres-Tief. „Die Auslastung der Bestände hat einen Höchststand erreicht“, heißt es im Lagebericht des Vorstandes. Ganz aktuell sind nur 1,6 Prozent der rund 6 800 Wohnungen des Unternehmens in Hoyerswerda, Lauta, Lohsa und Spreetal leer. Für die Stadt Hoyerswerda liegt die Quote sogar bei nur 1,3 Prozent. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren bewegte sie sich um sage und schreibe 14 Prozent.

Für die Genossenschaft bedeutet das im Moment: Nach den 110 Wohnungen, die für dieses Jahr in der Scharnhorststraße im WK IX auf dem Abrissplan stehen, ist erst einmal Schluss. Mittelfristig, sagt Axel Fietzek, gehe es nun um eine Bewirtschaftung des vorhandenen Bestandes. „Abriss-Stopp: LebensRäume pausieren bis 2020“, lautete jüngst eine Schlagzeile im Elsterwelle-Fernsehen. „Wir sind eine Genossenschaft, die der Förderung der Interessen ihrer Mitglieder dient. Man kann von uns nicht erwarten, dass wir quasi in vorauseilendem Gehorsam das Vermögen unserer Genossenschafter vernichten“, spricht der LebensRäume-Vorstand Klartext. In der Kommunalpolitik grummelt schon so mancher, die Genossenschaft mache sich im Stadtumbau-Prozess einen schlanken Fuß. Doch Axel Fietzek findet, man setze halt die eine oder andere Priorität etwas anders. Beispiel WK IX: Der Seko-Entwurf sagt, die Modernisierungen an Geyer- und Schillstraße hätten auf Fehleinschätzungen basiert und wären heute städtebauliche Hemmnisse. Der Lebensräume-Vorstandschef widerspricht vehement: „Da wohnen Menschen, die sich dort wohlfühlen.“ Das Unternehmen sieht auch keinen Grund, warum man das gewaltsam ändern sollte.

Im Gegenteil: Wichtigster Fokus soll nach Unternehmenskonzept ein Wohnen auf Grundlage eines vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnisses sein. Es geht um wohnliche Quartiere, intensive Instandhaltung der Gebäude und bei Bedarf um Investitionen in Barrierearmut. „Viele kleine Dinge, die das Leben angenehmer machen“, umschreibt Fietzek, was er im Sinn hat. Er spricht lieber über Qualität als über Schrumpfung. Allerdings sind nun so rasch auch keine größeren Neubauten wie zuletzt an Grün- und Spremberger Straße zu erwarten. Möglich sei Neues punktuell immer mal, so Fietzek. Aktuell habe die Genossenschaft allerdings nichts geplant. Wahrscheinlicher sei dagegen hier oder da eine Zuschnittsänderung, etwa um dem gestiegenen Interesse an Vierraumwohnungen Rechnung tragen zu können.

Freilich: Eine Insel der Glückseligen ist auch die Ex-AWG nicht. Beispiel: 58 Prozent der Einnahmen müssen zur Schuldentilgung aufgewandt werden. Die Verbindlichkeiten bei Banken belaufen sich auf 108 Millionen Euro, wovon 27 Millionen sogenannte Altschulden aus der Zeit des Aufbaus der damaligen AWG-Wohnungen sind. Dagegen nimmt sich der Jahresüberschuss 2014 in Höhe von 2,3 Millionen Euro bescheiden aus. Die LebensRäume packen das Geld auf die hohe Kante. „Die Zeiten werden wahrscheinlich nicht einfacher“, sagt Axel Fietzek. Sein Unternehmen soll gerüstet sein, wenn die Lage eines Tages womöglich wieder schwieriger wird.



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