Kläranlage soll mehr Energie liefern


von Tageblatt-Redaktion

Hans-Jürgen Metan erläutert die Funktionsweise der Kläranlage Bergen anhand eines Modells.
Hans-Jürgen Metan erläutert die Funktionsweise der Kläranlage Bergen anhand eines Modells.

Schon einen Tag, nachdem im Mai 1993 die damals neue Hoyerswerdaer Kläranlage in Betrieb ging, schloss im Industriegelände die Molkerei. Wenn man weiß, dass bei der Erzeugung eines Liters Milch vier Liter Abwasser entstanden, ahnt man, was das für das Klärwerk bedeutet hat. Eine von drei Reinigungsstrecken jeweils mit einem Belebungs- und einem Nachklärbecken wurde quasi sofort wieder stillgelegt. „Das war die erste Optimierung“, sagt Hans-Jürgen Metan, der Chef der Abwassersparte der Versorgungsbetriebe (VBH).
Insgesamt rund 50 Optimierungs-Maßnahmen hat es seither gegeben. Schließlich war die Molkerei nicht der einzige Verlust. Die Schwanenweiß-Wäscherei zum Beispiel wäscht nicht mehr und seit 1993 sind Hoyerswerda ungefähr 28 000 Bewohner abhandengekommen. Also hat man etwa die nötige Belüftung des Abwassers so umgestellt, dass weniger Strom zum Betrieb gebraucht wird und auch weniger Wartung nötig ist. Oder: Vor ungefähr drei Jahren wurde einer der beiden Faultürme außer Betrieb genommen. Er ist nun mit Wasser gefüllt und kann so als Wärmespeicher genutzt werden. Mittels Faulgasverwertung produziert die Kläranlage zudem auch Strom und Wärme für den Eigenbedarf. 70 Prozent der benötigten Menge sind derzeit so zu decken. Gegenwärtig läuft ein Projekt innerhalb des vom Land geförderten Programms „Energieeffiziente Kläranlage“. Es geht um die zusätzliche energetische Verwertung von Grünabfällen. Die 70 Prozent reichen den VBH nämlich nicht. „Ziel ist, die Kläranlage energetisch autonom zu bekommen“, sagt Betriebsbereichsleiter Bernd Holst.
Auch an der Auslastung wird weiter gearbeitet. Nachdem schon zwischen 2002 und 2006 damals noch mit Klärgruben versehene, große Teile der Altstadt angeschlossen worden sind, steht das in den nächsten Monaten für Schwarzkollm an. Die dortige Teichkläranlage, die die VBH jetzt von der Stadt übernommen haben, kann dann stillgelegt werden. Und wenn man Hans-Jürgen Metan nach den Plänen von Lohsa für eine veränderte Entsorgung in Groß Särchen und Koblenz fragt, antwortet er: „Wir stehen Gewehr bei Fuß.“ Die Kapazitäten würden jedenfalls ganz bequem ausreichen (siehe Kasten).
Andererseits denkt Wittichenau darüber nach, Maukendorf ans eigene Klärwerk nach Neudorf-Klösterlich anzuschließen und beim Abwasserzweckverband Kamenz-Nord gab es schon Gedankenspiele für eine eigene Kläranlage für Lauta und die Elsterheide. Wie immer diese Diskussionen enden: „Die derzeitige Zweistraßen-Fahrweise ist kein Tabu“, sagt Bernd Holst. Heißt: Womöglich geht irgendwann je ein weiteres Belebungs- beziehungsweise Nachklärbecken außer Betrieb. Oberste Direktive ist sozusagen, die Betriebskosten und damit die Abwasser-Gebühren nicht klettern zu lassen. Bisher haben die VBH in ihrem Klärwerk nicht mit einem allzu großen Rückgang der Abwassermengen zu kämpfen. Wurden 1999 rund 2,6 Millionen Kubikmeter eingeleitet, waren es voriges Jahr rund 2,4 Millionen. Dazwischen ging es mal auf und mal ab. Bernd Holst erklärt, dass zum Beispiel in nassen Jahren gern einmal Regen in die Schächte läuft und so die Menge künstlich erhöht. Den Mikroben in der Kläranlage schmeckt das nicht so sehr. Nur: Machen kann man bei 360 Kilometern Kanalnetz nichts. Das ist in Sachen Optimierung anders. „Die ist, auch wegen der technischen Entwicklung, nie abgeschlossen“, sagt Bernd Holst. Vorerst aber habe man eine leistungsfähige Anlage, die das Abwasser der Stadt und des Umlandes sicher und fachgerecht reinigen könne. Richtige technische Sorgen hätte es seit 1993 jedenfalls noch nie gegeben.
Ebenso wie das Wasserwerk in Zeißig kann man die Kläranlage zum Tag des Wassers am 22. März zwischen 13 und 18 Uhr besichtigen.

Kläranlage Hoyerswerda
Standort: Gewerbegebiet Neuwiese-Bergen (Elsterheide)
Betreiber: Versorgungsbetriebe Hoyerswerda (VBH)
Baubeginn: Spatenstich im August 1991
Probebetrieb: 1993
Kapazität: errichtet für 150 000 „Einwohnergleichwerte“, derzeitige Genehmigung für 91 500 „Einwohnergleichwerte“, angeschlossen im Moment 60 000 „Einwohnergleichwerte“
Entsorgungsgebiet: Hoyerswerda, Knappenrode, Zeißig, Bröthen-Michalken, Seidewinkel, Bergen, Geierswalde, Neuwiese, Nardt, Tätzschwitz, Lauta, Laubusch, Leippe-Torno, Maukendorf
Reinigungsleistung: Am Tag fließen etwa 5 000 Kubikmeter gereinigtes Abwasser in die Schwarze Elster.
web www.vbh-hoy.de



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