Jahnstadion-Umbenennung stößt auf Zustimmung und Widerstand


von Tageblatt-Redaktion

Während die Vereinsvorstände vom FC Lausitz und HSV 1919 mit „Sparkasse“ leben können, pocht eine Fan-Gruppe auf Traditionen.

Von Ralf Grunert

Eigentlich sollte das Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion bereits seit Mai die neue Bezeichnung „Sparkassen-Stadion“ tragen. Entsprechende Pläne waren Anfang März öffentlich bekannt geworden. Das hatte prompt für Proteste aus Fan-Kreisen des FC Lausitz Hoyerswerda gesorgt. Im Internet formierte sich eine Facebook-Gruppe „Jahnstadion Hoyerswerda muss bleiben – NEIN zum Sparkassenstadion“ (TAGEBLATT berichtete). Bis gestern um die Mittagszeit gab es 223 Personen, die sich per Mausklick auf „Gefällt mir“ dieser Forderung angeschlossen haben. Die Umbenennung ist verschoben. Es gibt Gespräche zwischen dem Sportbund Hoyerswerda als Betreiber des Jahnstadions und der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, wie Sportbund-Präsident Torsten Kilz am Montagabend als Gast einer Veranstaltung des FC Lausitz in dessen Clubräumen erklärte.

Zuvor hatte FCL-Geschäftsführer Bernd Ziemann deutlich durchklingen lassen, dass der Vereinsvorstand durchaus mit einer Umbenennung in Sparkassen-Stadion leben könne. „Wir alle wissen, dass die Sparkasse viel Geld in die Hand genommen hat, um unsere Trainings- und Wettkampfbedingungen besser zu gestalten.“ Und wenn ein Sponsor etwas tut, dann möchte er sich auch entsprechend präsentieren. „Natürlich zählt auch der Traditionsgedanke“, wie Bernd Ziemann meinte. Sportliche Erfolge werden nun mal auch an der Örtlichkeit festgemacht. Das Jahnstadion ist eine solche. „Aber wir können nicht Nutznießer sein und gleichzeitig Nein schreien, wenn ein Sponsor etwas will“, warb der FCL-Geschäftsführer um Verständnis und plädierte für einen Kompromiss. Die Umbenennung der Tribüne, worüber ja bereits gesprochen wird, wäre ein solcher.
„Der Sportbund spricht von Tradition und verkauft den Namen Jahnstadion“, so lautete der Vorwurf aus den Fan-Kreisen. Woraufhin Torsten Kilz am Montagabend deutliche Worte fand. „Vielleicht bin ich ja das Problem“, stellte er sich demonstrativ vor die Sparkasse und schilderte, wie es überhaupt zum Vorschlag Sparkassen-Stadion kam. Ausgangspunkt war der verschlissene Kunstrasenplatz. „Der war nicht mehr zu halten. Die Fußballer hatten Glück, dass die Schiedsrichter überhaupt noch Spiele auf diesem angepfiffen haben“, machte er deutlich. Dann kam die Chance, über die Sportförderung des Freistaates 100 000 Euro zu bekommen. Laut Planung sollte die Erneuerung beider Kunstrasenplätze im Jahnstadion 336 000 Euro kosten.

Um den Differenzbetrag zu stemmen, habe der Vorstand des Sportbundes privat ein Darlehn aufgenommen und für das restliche Drittel die Ostsächsische Sparkasse Dresden als Sponsor gewonnen. Das Kreditinstitut, so schilderte Torsten Kilz unverblümt, wollte natürlich wissen, welche Gegenleistung der Sportbund zu bieten hat. Hier habe er selbst die Umbenennung des Stadions ins Spiel gebracht. „Das war nicht die Sparkasse. Die Idee kam von mir. Ich hatte keine andere und auch keiner aus dem Präsidium hatte eine. Damit muss ich leben. Ich stehe dazu.“
Hätte es diese Vereinbarung nicht gegeben, dann wären heute beide Kunstrasenplätze gesperrt, darüber sind sich auch die FCL-Verantwortlichen im Klaren. Sie können daher ebenso wie auch der Vorstand des Hoyerswerdaer SV 1919 als weiterer Fußballverein, der das Stadion nutzt, mit der Umbenennung leben. Torsten Kilz war diesbezüglich mit beiden Gremien im Kontakt, wie er sagt. „Wir als Fans werden die Umbenennung des Stadions niemals akzeptieren“, bekam er daraufhin zu hören. „Es ist nicht so, dass morgen das Stadion umbenannt wird“, so der Hinweis von Bernd Ziemann, der den Vorschlag zur Umbenennung der Tribüne wiederholte und dazu ermunterte, sich weiter über einen geeigneten Kompromiss Gedanken zu machen.



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte addieren Sie 9 und 8.