Irgendwo im Himmel


von Tageblatt-Redaktion

Maurizio Perron aus Italien beginnt heute im Zoo mit der Arbeit an seiner Plastik „Somewhere in the sky“ - oder „Irgendwo im Himmel“. Foto: Menzel
Maurizio Perron aus Italien beginnt heute im Zoo mit der Arbeit an seiner Plastik „Somewhere in the sky“ - oder „Irgendwo im Himmel“. Foto: Menzel

Von Mirko Kolodziej

Skulpturen aus Schnee und Eis ziehen immer viele Blicke auf sich. Das war nicht anders, als ein Park mit frostigen Plastiken 2006 Teil der Eröffnung der Olympischen Spiele in Turin war. „Chefbildhauer“ dafür war Maurizio Perron. Seit Sonnabend ist er nun in Hoyerswerda. Als einer von sechs Künstlern beteiligt sich der 37-Jährige am zehnten Hoyerswerdaer Bildhauer-Symposium.

Dort, wo der Italiener zu Hause ist, kam er früh mit plastischer Gestaltung in Berührung. Sein Heimatort Jouvenceaux liegt in dem Teil der Alpen, von dem aus es nicht weit nach Frankreich ist. Turin ist etwa so weit weg oder so nahe wie Grenoble. „Bei uns gibt es in so gut wie jeder Familie Holzwerkzeug“, sagt Perron über die Frage, wie er an die Kunst geriet. Holzgestaltung war Teil der Schulausbildung und dem jungen Maurizio gefiel das. Er war elf, als er in den Dolomiten an seinem ersten Schnee-Skulpturen-Symposium teilnahm. Das Kunstwerk, das damals unter seinen Händen entstand, war ein Schmetterling. Maurizio Perron mag Tiere.

Allerdings bekennt er lachend, dass er sich nicht erinnern kann, wann er zuletzt in einem Zoo gewesen ist. Bis zum Ende der Woche ist der Zoo Hoyerswerda nun sein Atelier. In der Nähe des Ziegen-Streichelgeheges kann man ihm dabei zusehen, wie er mittels Kettensäge aus einem massiven Eichenstamm eine Plastik macht. Der Entwurf, den er eingereicht hat, trägt den Namen „Irgendwo im Himmel“. Man sieht eine schlanke, leicht gebogene und sich nach oben hin verjüngende Skulptur. Unten ist das Holz massiv, weiter oben spaltet es sich in zwei Teile. „Eines braucht das andere, um komplett zu sein“, sagt der Bildhauer.

Er denkt die Plastik nach oben hin weiter, so als würden sich deren beide Spitzen irgendwo im Nichts verlieren. Maurizio Perron mag es abstrakt. „Dann ist es am Betrachter, nachzudenken“, sagt er. Jede andere als seine eigene Interpretation seines Werks soll ihm nur recht sein – ganz egal, ob er nun mit Holz, mit Schnee, Stein oder Metall arbeitet. „Jedes Material hat seinen ganz eigenen Charme“, empfindet der Italiener. Holz lässt sich nicht nur relativ leicht bearbeiten, es ist auch ein lebendiger Werkstoff. Bei Stein geht es schwerer voran. „Dafür hält so eine Arbeit fast ewig“, sagt Perron. Schnee und Eis dagegen sind unglaublich rasch vergänglich. Von den Arbeiten bei der Winterolympiade 2006 ist nichts übrig geblieben – abgesehen von Fotos.

Maurizio Perron hat seit 1985 bei mehr als hundert Symposien in Europa, Asien, Australien und Amerika gearbeitet. Plastiken von ihm finden sich in Russland genau wie in Japan oder in der Türkei. Dass er sich in Hoyerswerda beworben hat, hat mit einem seiner engsten Freunde zu tun. Er lebt in Garmisch-Partenkirchen und schickte Perron die Unterlagen für Hoyerswerdas Symposium Nummer zehn. „Es ist sehr interessant, dass es hier eine 25-jährige Pause gab“, findet der Italiener, der sich darauf freut, in dieser Woche die in der Stadt aufgestellten Arbeiten der Symposien 1975, 1977, 1979, 1983, 1987 und 1989 zu sehen. Interessant ist für ihn zudem bei jedem Symposium, Kollegen zu treffen. „Zuhause im Atelier bekommt man irgendwann Scheuklappen. Triffst du andere Künstler, bekommt du neue Inspirationen, lernst etwas über andere Techniken und zum Schluss hast du normalerweise neue Freunde“, schildert Maurizio Perron, der zur Olympiade 2006 etwa mit dem Architekten Norman Foster und der Musikerin Yoko Ono gearbeitet hat.

Es wäre ihm am liebsten, wenn „Irgendwo im Himmel“ einen Platz im öffentlichen Raum finden würde. Aber das ist natürlich vorher nicht zu sagen, weil Sache des Käufers. Der Künstler kennt die Schwierigkeiten, ein Symposium zu finanzieren. „Ich weiß, dass Geld immer ein Problem ist“, sagt der Kunst-Direktor des Internationalen Bildhauer-Symposiums „Kunst im Wald“ in seiner Piemonter Heimatgemeinde Sauze d’Oulx, wo er auch Bildhauer-Unterricht erteilt. Und schließlich ist er es von seiner Arbeit mit Schnee und Eis gewöhnt, dass Kunst auch verschwinden kann. Als für „Turin 2006“ der Olympia-Park in Sestriere entstand, musste für 55 000 Dollar Kunstschnee eingekauft werden. Resultat: „Die Sonne isst deine Arbeit einfach auf“, zitierte die „New York Times“ Perron damals. Mit Eiche sollte das nicht passieren.



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