Guter Start ins Bienenjahr


von Tageblatt-Redaktion

Dieter Adam (links) und Siegfried Thiel gehören zum Vorstand des Imkervereins Hoyerswerda, in dem 30 Bienenhalter organisiert sind. Foto: Gernot Menzel
Dieter Adam (links) und Siegfried Thiel gehören zum Vorstand des Imkervereins Hoyerswerda, in dem 30 Bienenhalter organisiert sind. Foto: Gernot Menzel

Von Mirko Kolodziej

Für ihre relativ große Sanftmut sind Exemplare aus der Rasse der Kärntner Bienen bekannt. Sie stechen nicht so rasch. Solche Carnica-Bienen schwärmen auch vom Garten des Hoyerswerdaers Dieter Adam in der Sparte „Kühnichter Heide“ aus, um im Umkreis von zwei, drei, manchmal auch fünf Kilometern Pollen und Nektar zu sammeln. Adam ist einer der dreißig Mitglieder des Imkervereins Hoyerswerda und sagt, die Honig-Erzeugung in und rund um die Stadt sei eine durchaus lohnende Sache: „Wir haben eine natürliche Tracht, viele Robinien und Linden, in der Stadt viele Bäume und Sträucher wie Wildkirschen oder Weißdorn.“ Imker auf dem Land, wo großflächig Monokulturen wachsen, hätten es schwerer. „Das ist ein kleines bisschen so, wie wenn der Mensch ausschließlich Fleisch, aber kein Gemüse essen würde“, vergleicht Vereinschef Siegfried Thiel.

Bienen setzen zum Flug an, wenn die Temperaturen danach sind. Zu meinen, dass zeitige Frühjahre wie das heurige nun so ganz generell gut für die Imkerei seien, wäre jedoch ein Fehler. Eine Biene braucht gut 21 Tage, um zu schlüpfen und weitere zwanzig Tage, bis sie ausfliegen kann. Es dauert also so seine Zeit, bis etwa in einem Stock mit 10 000 Winterbienen wieder ein ordentlich großes Volk mit 40 000 bis 60 000 Tieren gewachsen ist. Dazu kommt, dass die Winterbienen bei zeitiger Wärme auch eher sterben. Im Extremfall kann ein Volk also auch vernichtet werden, wenn alle Altbienen verenden und die Jungbienen noch nicht geschlüpft sind. „Das war dieses Jahr aber nicht so“, sagt Dieter Adam. Die Temperaturen waren derartig gleichmäßig, dass das Bienenjahr tatsächlich aus Imkersicht ziemlich gut begonnen hat.

Allein gut 40 Kilo Pollen muss so ein Bienenvolk im Jahr sammeln. Dann sollte es mindestens 50 Kilo Honig, also hundert 500-Gramm-Gläser erzeugen können. Dazu müssen aber alle Bedingungen stimmen. Der Tod von Bienen durch den exzessiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder der Nahrungsmangel durch die Zunahme besagter Monokulturen sind Fragen, mit denen sich Imker herumzuschlagen haben. Auch die aus Asien eingeschleppten Varroa-Milben, die zum Absterben ganzer Völker führen können, machen ihnen das Leben schwer. „Los werden wir sie wohl nicht mehr. Man muss Wege finden, um mit ihnen umzugehen“, sagt Dieter Adam. Eine Vorsorgemaßnahme ist, im Juli die Drohnenbrut zu entfernen, in die die Milben sich bevorzugt einnisten.

Immerhin: Es sind wieder mehr Bienenvölker unterwegs, was Gärtner und Bauern freuen sollte. Ordentlich bestäubt, gibt Siegfried Thiel ein Beispiel, bringen Obstbäume 40 bis 50 Prozent mehr Ertrag. Für voriges Jahr hat das sächsische Umweltministerium die stolze Zahl von 34 170 Bienenvölkern im Land registriert, ungefähr 4 000 mehr als 2008. In Hoyerswerda führt man die leichte Zunahme generell auch auf ein schon einige Jahre laufendes Förderprogramm des Landes zurück. Für bis zu fünf Völker können Neu-Imker jeweils hundert Euro Prämie bekommen. „Klar, es sind viele Bedingungen daran geknüpft, aber dieses Förderprogramm spielt schon eine Rolle“, sagt Dieter Adam. Sachsenweit wurden so seit 2008 gut 400 Neu-Imker gewonnen. Beim Hoyerswerdaer Verein hat immerhin eine Imkerin vom Förder-Angebot des Umweltministeriums Gebrauch gemacht.

Doch es gibt hier auch Zuwachs, der das nicht tut. In Steinitz etwa begann ein vergleichsweise junges Neu-Mitglied des Imkervereins ohne Förderung mit der Bienenhaltung. Es muss einem um den Bestand des Vereins also derzeit nicht bange sein. Nächstes Jahr kann er den 140. Geburtstag feiern. 1875 taten sich vor allem Förster, Grundbesitzer und Lehrer zusammen. Den Hauptertrag zog man damals noch aus den Heideflächen, deren Ausdehnung durch den Bergbau arg geschrumpft ist. Heute kann es schon einmal vorkommen, dass Dieter Adams Bienen bis nach Seidewinkel fliegen, wenn dort der Buchweizen so weit ist. Der daraus gewonnene Honig riecht zwar etwas streng. Aber auch für ihn gilt: Er ist sehr schmackhaft. Und wenn man bedenkt, dass dafür Tierchen mit nicht einmal zwei Zentimetern Körperlänge verantwortlich sind, kann man schon staunen.



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