Genossenschaft will Ersatz nach Kunst-Diebstahl


von Tageblatt-Redaktion

So nackt präsentieren sich alle fünf Betonstelen nach dem Diebstahl. Die Hinweise auf Schöpsdorf waren ein besonderes Detail der 1,2-Millionen-Euro-Sanierung des Hochhauses.
So nackt präsentieren sich alle fünf Betonstelen nach dem Diebstahl. Die Hinweise auf Schöpsdorf waren ein besonderes Detail der 1,2-Millionen-Euro-Sanierung des Hochhauses.

Eine Barbarei nennt Martin Schmidt das, was in der Nacht zum Sonntag vor dem Hochhaus Schöpsdorfer Straße 31 bis 35 passiert ist. Unbekannte hatten fünf Kupfertafeln aus Betonsockeln herausgerissen. Sie waren im Zuge der Sanierung des Hauses vor zwei Jahren angebracht worden und verweisen auf den Namensgeber der Straße – das abgebaggerte Dorf Schöpsdorf. Martin Schmidt, Vorsitzender des Kunstvereins der Stadt wohnt in dem Hochhaus. „Es gab viele Leute, auch von außerhalb, die sich für die Tafeln und die Geschichte des Ortes interessiert haben.“

Geschaffen wurden die Reliefs von Metallgestalter Manfred Vollmert. Sie zeigen einen typischen Hof, die Spreebrücke, die Kirche aus dem Nachbarort Merzdorf, eine Legende mit den wichtigsten Daten aus der Dorfgeschichte sowie eine Landkarte. Zur Enthüllung am 6. Oktober 2011 kamen sogar Menschen, die ihr Dorf 1981 für den Bergbau verlassen mussten. „Ich war schockiert“, sagt Vollmert. Anfang der Woche wurde er über den Kupferdiebstahl informiert. Wie die Polizei auf einen Schaden in Höhe von 200 Euro kommt, weiß er nicht. Etwa zwei Monate hat er an den Tafeln gearbeitet. Rund 6 000 Euro betrug der Wert.

Genossenschaftler in dem Haus zeigten sich empört, aber auch verwundert. Einigen war nicht klar, dass die Tafeln gestohlen worden sind. Der Diebstahl muss schnell gegangen sein. Die Tafeln wurden herausgerissen. Bewohner hatten Lärm mitbekommen, vermutlich an Autodiebe gedacht. Die Polizei wurde informiert. Als sie kam, waren die Diebe aber schon weg. Die LebensRäume-Wohnungsgenossenschaft, die mit den Tafeln etwas ganz Besonderes für das Haus wollte, will, dass es Ersatz gibt. „Schön wäre es natürlich, wenn die Ermittlungen der Polizei erfolgreich wären“, sagt Pressesprecherin Gudrun Ladusch.

Mit Metalldiebstählen ärgert sich die Genossenschaft nicht erst seit dieser Woche herum. Es traf sie auch schon an anderer Stelle. In Sachen Kunst werden die Diebe immer dreister. Im Sommer wurde mitten im Stadtzentrum, am Ehrenhain, eine Bronzeschale gestohlen sowie die Bronzeplastik „Der Kniende“ vom Sockel gestoßen. Vermutlich scheiterten die Diebe beim Abtransport der Plastik. Metallgestalter Manfred Vollmert weiß natürlich, dass preiswertere Materialien nicht dieselbe schöne Wirkung haben, wie zum Beispiel Kupfer. Denkbar wäre, die neuen Reliefs nicht mit vier, sondern mit sechs Ankern zu befestigen.

Heute will sich der Metallgestalter mit LebensRäume-Vorstand Axel Fietzeck treffen. Verärgert war Vollmert nicht nur über die Dreistigkeit der Diebe, sondern weil er erst vor zwei Wochen aufgeräumt hat. Zwei Jahre nach Abschluss der Arbeit sah er keine Verwendung mehr für die Zeichnungen, die für die Gestaltung der Tafeln entstanden sind. Sie sind verbrannt.



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