Flagge zeigen in der Region


von Tageblatt-Redaktion

Celina Polk (13 | links) und Isabell Freudenberg (13) waren bei der TG Autohandelsgesellschaft
Celina Polk (13 | links) und Isabell Freudenberg (13) waren bei der TG Autohandelsgesellschaft

Junge Frauen, Mädchen erst recht, können zweierlei nicht: Rückwärts einparken und am Auto ein Rad wechseln. Vom Lkw wissen sie bestenfalls, dass er Bananenkisten fährt ... Einer, der das ganz anders sieht, ist Peter Kastner, der Betriebsleiter der Hoyerswerdaer TG Autohandelsgesellschaft. Also von Mercedes Benz im Gewerbegebiet Nardt. Die TG beteiligte sich erstmals an einem solchen Zukunftstag wie gestern. Sie sprach junge Mädchen an – nicht für die kaufmännischen Berufe, sondern für die Sparte Kfz-Mechatroniker. Jener ist längst nicht mehr der klassische Schrauber mit ganztags ölverschmierten Händen. 60 Prozent seiner Tätigkeit bestehen in Diagnose-Arbeiten – Fehlersuche, meist mit elektronischen Hilfsmitteln. Dann gibt’s die „Therapie“, sprich: die Reparatur, auf dass das kurzzeitig dienstunwillige Automobil sich freudig wieder auf der Straße tummelt. Freilich geht es nicht ganz ohne Zupacken ab – aber wer sagt denn, dass Mädchen das nicht können?

Celina und Isabell aus Kamenz, siehe Foto, wollen es können. In Hoyerswerda wartet auf sie eine Überraschung. Nämlich sind es nach einer theoretischen Viertelstunde und dem Betriebsrundgang mit Peter Kastner keine alten Hasen, sondern fast Gleichaltrige, die sie nun betreuen – zwei TG-Auszubildende. „Das haben wir extra als Azubi-Projekt angelegt. Junge Leute können jungen Leuten am besten erklären, was ihnen an ihrem Beruf gefällt, wo die «Tortenstückchen» sind und wo man sich auf die Mühen der Ebene einstellen muss.“
Und so werden Celine und Isabell am Ende ihres Zukunftstages nicht nur einen Fragebogen ausgefüllt haben, auf dem sie ihr neu erworbenes Wissen zu TG unter Beweis stellen; sie werden auch bei zweieinhalb Stunden praktischer Arbeit mit Hand angelegt haben: Räder-Montieren etwa.

Und vielleicht werden sie ja mal tatsächlich Kolleginnen ihrer gestrigen Mentoren? Peter Kastner sollte’s freuen: „Wir bilden an all unseren acht Lausitzer Standorten aus: Hoyerswerda, Bautzen, Görlitz, Kamenz, Löbau, Senftenberg, Weißwasser und Zittau.“ Zuerst für den eigenen Bedarf. „Unsere Übernahme-Quote liegt bei 80 %.“ Aber mit dem Gütesiegel „ausgebildet bei Mercedes Benz“ stehen Kfz-Mechatronikern, Fachkräften für Lagerlogistik und Automobil-Kaufleuten viele Türen offen.
„Wir wollten Flagge zeigen; ein Signal setzen: «Gute Ausbildung ist hier in der Region möglich; in der Lausitz, in Hoyerswerda – dazu muss man nicht erst nach Berlin oder München ziehen.» Junge Menschen sollen wissen, dass sie, Motivation und Willen vorausgesetzt, hier und bei uns ihre Chance haben“, bekräftigt Kastner.

Im Industriepark kann man nicht nur „Blaumann-Berufe“ lernen

Einen Überblick zu Ausbildungsmöglichkeiten in der Region gab die Altstadtsanierungsgesellschaft Spremberg (ASG) gestern jungen Leuten länderübergreifend. 53 Schülerinnen und Schüler hatten anlässlich des bundesweiten Aktionstages den Weg zum Industriepark Schwarze Pumpe gewählt, etliche in Begleitung ihrer Eltern. Aus dem Altkreis Hoyerswerda waren aber nur fünf Interessierte dabei.
Der Vorsitzende des Traditionsvereins „Glück auf Schwarze Pumpe“, Karl-Heinz Markgraf, ärgerte sich: „Das spiegelt die Grundhaltung der Stadt zum Industriepark.“ Auch Holger Fahrland vom Industrieparkmanagement rätselte ob des Desinteresses: „Wir haben alle Gymnasien und Mittelschulen in Hoyerswerda und Umgebung in die Vorbereitung einbezogen.“

Es waren nicht nur die „Großen“ im Industriepark wie Vattenfall, die Papierfabrik oder BEA, die sich im „Suhler Klubhaus“ zeigten, sondern auch im Industriepark angesiedelte Firmen, die nicht jeden Tag im Rampenlicht stehen, aber bei der Berufsausbildung ebenso viel zu bieten haben. Zu den zehn Unternehmen, die sich präsentierten, gehörten auch Handwerker, Gastronomen, Süßwaren-Hersteller und Caterer. Wie die Weinert Catering Service GmbH, ein ausgegründetes Unternehmen der ESPAG, das am 1. Juli 20-jähriges Bestehen feiert. Geschäftsführer Klaus Weinert zeichnete ein kurzes Firmen-Porträt: „Wir haben 40 Mitarbeiter an fünf Bergbaustandorten im Lausitzer Revier und betreiben die Schulküche Schleife. Ich freue mich, dass heute die Gelegenheit besteht, neben technischen Berufen auch die Berufsausbildung der Lieferanten und Dienstleister vorzustellen. Wir sind ein nach DIN zertifiziertes Unternehmen und bilden seit vielen Jahren Köche aus – mit dem Ziel, sie zu übernehmen.“
Ebenfalls schon lange in Schwarze Pumpe ansässig ist die Balfur Beatty Rail GmbH mit Hauptsitz in München. Niederlassungsleiter Steffen Hanusch legte dar, dass seit zehn Jahren jährlich zwei Azubis eingestellt und für den eigenen Bedarf ausgebildet werden. „Heute suchen wir auch wieder nach Lehrlingen, künftigen Tiefbaufacharbeitern mit der Spezialisierung Gleisbau. Sie werden in Schwarze Pumpe praktisch ausgebildet, die Berufsschule ist in Königsborn bei Magdeburg. In der Lausitz sind wir mit dem Bau, der Wartung und Instandhaltung von Gleisen und Weichen für die Deutsche Bahn AG, Großunternehmen mit Gleisanschluss und eigenem Bahnbetrieb wie Vattenfall und BASF befasst sowie mit dem Erhalt und der Erweiterung städtischer Straßenbahnnetze.“

Die jungen Besucher waren durchaus angetan vom Umworben-Werden. Julian Nuck aus Bergen ist Schüler der Klasse 7a des Hoyerswerdaer Lessing-Gymnasiums. Bis zum Abitur hat er noch etwas Zeit, aber sich schon mal für die Zukunft umschauen, dass sei sein Bestreben. Seine Mutter hatte ihn begleitet und bestärkte ihn: „Mal schauen, was der regionale Ausbildungsmarkt bietet, kann nicht schaden. Julian träumt von einem technischen Beruf oder einem im Medien- und Programmierbereich.“ Robert Waschnick aus Neustadt/Spree hat nicht mehr viel Zeit zum Träumen. Im Sommer legt er den Realschulabschluss ab, will Baugeräteführer werden. Auf jeden Fall hier zu Hause, das steht fest. Er hat sich auch schon beworben. Im Industriepark wollte er sich gestern noch einmal über vergleichbare Berufsausbildungsangebote informieren: „Eine gute Sache ist das hier heute“. Ein treffendes Fazit! Die Mädchen und Jungen hörten aufmerksam zu, als Bürgermeister und Unternehmensvertreter zu ihnen über ihre Zukunft sprachen159 Dominic Kellner lernt im Sommer bei Dunapack aus. Er erläuterte seine zukünftigen BerufsaufgabenGerhard Hähnel, Chef der ASG, nahm das zum Anlass, darauf zu verweisen, dass es neben den gesuchten zukünftigen Fachkräften im Industriepark auch um den Facharbeiternachwuchs in der Region geht. Sprembergs Bürgermeisterin Christine Herntier sprach von einem „guten Unternehmensmix“, in dem die von den Unternehmen umworbenen Schüler „die wichtigsten Personen“ seien. Sie und ihr Spreetaler Amtskollege Manfred Heine würdigten das diesbezügliche Engagement der ASG. Manfred Heine betonte, dass für viele schon bald mit der Berufsausbildung ein neuer Lebensabschnitt beginnen wird.



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