Ein wahres Vergnügen


von Tageblatt-Redaktion

Drei der vier Sauers auf dem heimischen Hof in Geierswalde. Die Landwirtschaft ist hier längst dem Tourismus gewichen.  Foto: Könen
Drei der vier Sauers auf dem heimischen Hof in Geierswalde. Die Landwirtschaft ist hier längst dem Tourismus gewichen. Foto: Könen

Von Rainer Könen

Damit hatte Klaus Sauer nicht gerechnet. Mit seiner Familie hatte er vor einiger Zeit ein paar Urlaubstage in Bayern verbracht. Beim Einkaufen war man in dem bayerischen Feriendomizil mit einer Angestellten eines Einkaufsmarktes ins Gespräch gekommen. Aus welcher Region man sei, habe die Dame wissen wollen. Da er davon ausgegangen war, dass man seinen Heimatort sicher in diesem Teil der Bundesrepublik nicht kennen würde, hatte Klaus Sauer erzählt, dass er aus einer zwischen Berlin und Dresden gelegenen Region komme. Doch mit dieser Auskunft habe sich die Kassiererin nicht zufrieden gegeben, erinnert sich Sauer. Als er ihr schilderte, dass er aus dem Lausitzer Seenland komme, aus dem kleinen Ort Geierswalde, habe die Dame wissend genickt. Ja, kenne sie, hatte sie der staunenden Familie mitgeteilt. Aus den Medien.

Das habe ihn ganz schön stolz gemacht, erinnert sich Klaus Sauer. Da sei ihm klar geworden, dass „unser Seenland mittlerweile bundesweit ein Begriff geworden ist“. Klaus Sauer lebt mit seiner Frau Annette und seinen beiden Töchtern in einem Ort, wo andere Menschen ihren Urlaub verbringen: in Geierswalde. Das Lausitzer Seenland und die umliegenden Gemeinden haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend zu einer beliebten Destination für Touristen aus dem In- und Ausland entwickelt. Eine Entwicklung, die natürlich von den hier lebenden Menschen mitgetragen wird. Etwa der Familie Sauer.

Als Klaus Sauer vor fünf Jahren mit seiner Familie das Steilhangrennen am Geierswalder Strand besuchte, hat „es bei mir Klick gemacht“, erzählt er. Man habe am Strand gestanden, über den See geschaut, in die untergehende Sonne, und „in dem Moment wurde uns deutlich, dass wir doch eigentlich nicht verreisen brauchen“, so der Lehrer. Sonne, Strand, Ruhe und Entspannung woanders zu suchen, warum denn? Schließlich „haben wir das doch alles hier“. Die Erkenntnis, in einer Ferienregion zu leben, habe das Lebensgefühl in seiner Familie gehoben, bei seiner Frau Annette (40), den beiden Töchtern Judit (13) und Rebecca (10).

Die vierköpfige Familie lebt in dem 300-Seelen-Ort auf einem Vierseithof. Ein Gebäudeensemble, das „im Ort zu den ältesten gehört“, so Klaus Sauer. 1861 wurde der Hof neu gebaut, nachdem ein verheerender Brand drei Jahre zuvor einen Großteil des Ortes vernichtete. Sauers Vorfahren sind Ur-Geierswalder, leben dort seit dem 17. Jahrhundert. Der Lehrer, der an der Hoyerswerdaer Oberschule „Am Planetarium“ unterrichtet, ist also fest mit der Region verwurzelt. Sauer hatte den Hof von seinen Eltern übernommen. Nach Studium und Referendariat kam er in das bei Kamenz gelegene Gersdorf-Möhrsdorf, wo er einige Jahre unterrichtete. Vor acht Jahren wechselte er an die Hoyerswerdaer Oberschule. Die zunehmenden Veränderungen in der touristischen Infrastruktur, die „habe ich in den vergangenen Jahren besonders deutlich dann festgestellt, wenn ich mit der Familie unterwegs war“, so Sauer.

Neben den gut ausgebauten Radwanderwegen seien ihm da etwa die zahlreichen Imbissangebote an der Strecke aufgefallen. Oder die Wasserqualität des Geierswalder Sees. Das sei nun ein wahres Vergnügen, dort baden zu gehen. Und der Strand habe nun auch eine Qualität bekommen, könne sich sogar mit anderen renommierten Badestränden messen, findet er. Also blieben Sauers im Sommer zu Hause, fuhren nicht weg, weil man doch alles vor der Haustür hat. Jedoch beschreibt Klaus Sauer, dass das mit dem Urlaub daheim so eine Sache ist. Denn: „Man bleibt ja irgendwie im Alltag drin“. Die Konsequenz daraus ist, dass sie im Sommer nun doch für einige Tage verreisen. Wegfahren, um wieder gerne nach Hause zu kommen.

Was die Touristen am Seenland schätzen, das bekommen Sauers häufig auch in Gesprächen mit ihren Feriengästen mit. Ihre geräumige Ferienwohnung sei ja im Sommer meist ausgebucht, so Sauer.

Beim abendlichen Plausch im Hof erzählten die Gäste oft, dass man sie um ihr Leben hier beneide. Das seien dann diese Momente, in denen einem wieder bewusst werde, so Klaus Sauer, „wie schön es doch ist, in einer Region zu wohnen, in der andere Menschen Erholung suchen“.



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