Dutzende wollen Gundermanns Lieder singen


von Tageblatt-Redaktion

In den kommenden sechs Monaten werden sich die Mitglieder des neuen Bürgerchores mit dem Liedgut von Gerhard Gundermann oben vertraut machen, wenn man es denn nicht schon kennt.
In den kommenden sechs Monaten werden sich die Mitglieder des neuen Bürgerchores mit dem Liedgut von Gerhard Gundermann oben vertraut machen, wenn man es denn nicht schon kennt.

Geht so etwas? Können über 50 Menschen, von denen etliche zum ersten Mal aufeinandertreffen, binnen anderthalb Stunden so singen, dass man das als harmonisch bezeichnen kann? Wer am Montagabend in der Hoyerswerdaer KulturFabrik (KuFa) war, der kam schon ein wenig ins Staunen. Was man dort sah respektive hörte, zeigte deutlich, dass jeder, der singen will, auch singen kann. Denn so lautet das Motto des neuesten KuFa-Projektes, mit dem man im kommenden Jahr an den 60. Geburtstag von Gerhard Gundermann erinnern möchte. Mit dem Auftritt eines Bürgerchores, der am 21. Februar einige Titel des Liedermachers vortragen wird.
Konzepte sind häufig auch dazu da, dass man sie flexibel handhabt. André Bischof ist am Montagabend mit gewissen konzeptionellen Vorstellungen in die KuFa gekommen. Geschäftsführer Uwe Proksch hatte den Leiter der Hoyerswerdaer Musik- und Kunstschule für sein Vorhaben, einen Bürgerchor zu gründen, gewinnen können. Die große Frage, die beide in den vergangenen Wochen beschäftigte: Wie viele werden bei diesem Projekt mitmachen? Rund 20, hatte Musikschulleiter Bischof geschätzt. Für den Anfang sei das schon „sehr gut“. Kurz vor Beginn der ersten Probe sind André Bischof und Uwe Proksch aber erst einmal sprachlos. „Ich bin total überwältigt von dieser Resonanz“, so Proksch. Offensichtlich, so seine Erkenntnis, bestehe wohl Bedarf an solch einem bürgerlichen Klangkörper. André Bischof bekennt, dass er sein inneres Konzept nun auf die neuen Gegebenheiten umstellen müsse. Weit über 50 Menschen aus allen Altersschichten sind es dann, die sich um ihn versammeln. „Da haben wir ja fast Fischerchor-Qualität“, lacht Bischof.
Karl-Heinz Mücke gehört zu denen, die gekommen sind, um einfach mal zu schauen. Er sei mit Gundermann, mit seinen Liedern aufgewachsen, erzählt der 66-Jährige. In einem Chor hat er noch nie gesungen, daher ist er froh, dass zur Teilnahme beim Bürgerchor die „reine Lust am Singen“ ausreicht. Die kann man an diesem Abend ausleben. Diese Lust. Denn im Mittelpunkt der Gründungsveranstaltung steht natürlich: das Singen. Was sonst? „Hat jemand ein Lieblingslied?“, erkundigt sich Bischof. „Schwarze Galeere“ ist den meisten vertraut. Doch guter Gesang fängt erst mit einer richtigen Körperhaltung und der entsprechenden Einstellung an. Nach einigen Lockerungsübungen wird gesummt. Ein „M“, wieder und wieder. Mit dem lässt es sich spielen, die Tonleiter rauf und runter. Notenlesen? Ist nicht erforderlich, erklärt Chorleiter Bischof. Sie zu kennen, wäre aber hilfreich. Im Saal summen und singen nun junge und alte Menschen. Viele Frauen, wenige Männer. Ob man das Lied „Grüne Armee“ singen solle, will Bischof wissen. Etliche Hände recken sich in die Luft. Die Frage, wer Sopran singen kann, wird ebenfalls schnell geklärt. Was dann zu hören ist, klingt voluminös, ja harmonisch. André Bischof ist angetan. „Klingt nicht mal schlecht.“ Sich in Understatement zu versuchen, das gelingt ihm nicht ganz. Zu sehr ist er von der Resonanz angetan. Nicht zuletzt auch deswegen, weil einige gekommen sind, die Gundermann zu Lebzeiten kannten. Mit Elke und Rainer Westphal sind zwei ehemalige Mitglieder der Brigade Feuerstein dabei. Der Brigade, zu der auch der 1998 verstorbene Gundermann gehörte. Nach einer Stunde des Ausprobierens, des Einteilens in Sopran- und Bassstimmen lässt Bischof seiner Begeisterung freien Lauf: „Prima, das macht ihr gut!“ Ihm stehen etwas mehr als 20 Probentage zur Verfügung. „Bis dahin“, so seine Hoffnung, „werden wir sicher noch Männer dazubekommen.“ Bis zur Aufführung im nächsten Jahr soll das Repertoire des Bürgerchores sieben, acht Gundi-Lieder umfassen.
Zum Schluss singen alle gemeinsam „Es ist Sonntag in Schwarze Pumpe“. Schmiegen sich Bass, Sopran und Alt geradezu aneinander. Man könnte es auch Inbrunst nennen, mit der gesungen wird. Der Bürgerchor applaudiert, sich selbst, dem Chorleiter. Der strahlt über das ganze Gesicht. „Also, ich bin der André“, bietet der Chef der Musik- und Kunstschule allen das Du an. Die Sänger verlassen kurz darauf die KuFa, viele mit strahlendem Gesicht. Ein hoffnungsfroher Auftakt für den Bürgerchor, der sich in den kommenden Wochen über weitere Sänger freuen dürfte.
Rückfragen und Anmeldung unter Telefon: 03571 417696



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