Auf den Trecker gekommen


von Tageblatt-Redaktion

Jens Bitzka nimmt mit seinem Trecker am Schleppertreffen in Koblenz teil
Jens Bitzka nimmt mit seinem Trecker am Schleppertreffen in Koblenz teil

Vor einem Blitzer muss Jens Bitzka sich nicht fürchten, wenn er am morgigen Sonntag den Weg vom heimatlichen Lauta nach Koblenz am Knappensee antritt. Das Fahrzeug, das der Chef von Bündnis 90/Grüne im Kreis Bautzen benutzt, fährt nämlich nur gut zwanzig Stundenkilometer. „Naja, bergab sind es 23“, lacht der 41-Jährige, der mit seinem Traktor vom Typ „Fahr“ morgen am Koblenzer Schleppertreffen teilnimmt. Bitzka ist vor nicht einmal einem Jahrzehnt auf den Trecker gekommen. Erst baute er ein Fahrzeug aus Einzelteilen zusammen. 2007 kaufte er den „Fahr“ – Baujahr 1957. Er hat ihn eigenhändig zerlegt und wieder zusammengesetzt. Zuletzt wurden Lichtmaschine und Anlasser auf Vordermann gebracht. „Der letzte Tüv im September ergab keine Mängel“, freut sich der Lautaer.
Nicht nur die 46 Grünen im Landkreis wissen um sein laut tuckerndes Hobby. Auch auf Landesebene ist seine Partei im Bilde. 2008 war Bitzka schließlich im Kreistags-Wahlkampf mit dem Traktor unterwegs. Als man das in Dresden spitz bekam, bat man ihn um Teilnahme an einer Anti-Kernkraft-Demo in der Landeshauptstadt. „Ich war dreieinhalb Stunden dorthin unterwegs“, sagt Jens Bitzka, für den der Traktor vielleicht nicht unbedingt ein Ökomobil ist, aber so im Großen und Ganzen schon in Ordnung geht. Zwar frisst er zehn Liter Diesel auf hundert Kilometern, aber der Grünen-Kreischef sagt: „Die Energie für die Herstellung ist vor 55 Jahren aufgewendet worden. Diese Langlebigkeit ergibt eine gute Energiebilanz.“
Zudem ist der Trecker durchaus nötig, wenn sein Eigner aufs Gebiet des benachbarten Naturschutzgroßprojektes hinaus fährt, um Brennholz einzusammeln – natürlich mit Genehmigung. Denn dazu war der Kauf des „Fahr“ einmal gedacht. Dass sich nun auch Kinder und Rentner bei Traktorentreffen daran erfreuen, ist eher ein beiläufiges Ergebnis. „Erstens ist er sehr nützlich und zweitens macht er auch Spaß“, macht Jens Bitzka die Reihenfolge der Gründe für den Traktoren-Besitz deutlich. Also war er in diesem Jahr beim Treckertreff in Kühnicht und voriges Wochenende in Lindena bei Doberlug-Kirchhain. Der morgige Ausflug nach Koblenz ist der letzte in dieser Saison. „Ich finde toll, dass dort auch viel Praktisches gezeigt wird, etwa das Dreschen von Getreide“, freut sich der Kreis-Obergrüne auf das Schleppertreffen am Knappensee. Seit 2008 war er jedes Jahr dort.
Jens Bitzka erzählt von Traktoren-Besitzern, die ihre Lieblinge auf Autoanhänger stellen, um sie zu solchen Treffen zu fahren. Das käme für ihn nicht in Frage. „Das ist unökologisch“, findet er. Da setzt er sich lieber auf seinen Trecker und zuckelt gemächlich einher. Schimpfende Autofahrer erlebt er seltsamerweise nie. Die Leute winken, wenn sie den „Fahr“ überholen und wenn Jens Bitzka entsprechend gelaunt ist, kann er den neben dem Lenkrad angebrachten Frosch quetschen. Das Plastiktier mit den großen Augen ist nämlich so eine Art Öko-Hupe.



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