Alt und Neu sollen gut harmonieren


von Tageblatt-Redaktion

Der alte Ballsaal im historischen Teil des künftigen Bürgerzentrums. Am Freitag konnten sich die Mitglieder des Braugasse-Vereins gemeinsam mit Architektin Dorit Baumeister auf der Baustelle umsehen.
Am Freitag konnten sich die Mitglieder des Braugasse-Vereins gemeinsam mit Architektin Dorit Baumeister auf der Baustelle umsehen.

Von Mirko Kolodziej

Wenn am Sonnabend die künftigen Nachbarn des Bürgerzentrums „Konrad Zuse“ am Markt zu einem Fest der künftigen Betreiber eingeladen sind, werden sie feststellen können: Alt und Neu sind hier, so wie Architektin Dorit Baumeister es liebt, aufs Engste verbunden. Im angehenden Café („Stilbruch“?) im neuen Ostanbau wird nach Eröffnung zum Jahreswechsel wohl viel Beton sichtbar sein. „Hier wird es etwas archaischer aussehen“, erklärte Baumeister am Freitag den Mitgliedern des Vereins „Braugasse 1“, deren Beharrlichkeit die laufenden Sanierungs- und Umbauarbeiten zum Gutteil zu verdanken sind.

Vor ihrer Jahres-Mitgliederversammlung konnten sie erneut einen Blick auf die Baustelle werfen und etwa feststellen: Die Fenster im Neubau sind so unregelmäßig angeordnet, dass von draußen schwer zu bestimmen sein dürfte, wo das Obergeschoss beginnt. Doch platziert sind die Fensterquadrate im Goldenen Schnitt: Die Maße des Ganzen im Verhältnis zu seinem größeren Abschnitt = der Maße dieses größeren zum kleineren Abschnitt. So traditionell wie möglich dagegen wird der frühere Ballsaal im Altbau aus dem 19. Jahrhundert hergerichtet. Hier hat etwa Stukkateur Jörg Tausch bezüglich aller sechs Wandsäulen aus dem historischen Bestand ganze Arbeit geleistet. „Er hat sie rekonstruiert“, erklärte Dorit Baumeister – anhand der Maße der letzten verbliebenen Säule. Auch das Gesims soll so aussehen, wie es wohl der frühere Ballhaus-Inhaber Oskar Härtel kannte. Freilich ist die einstige dünne Holz-Glas-Trennwand zum Kino-Vorführraum einer 20 Zentimeter starken Ziegelmauer gewichen. Doch auch hier gibt es Löcher für die Linse des Projektors zum BlowUp-Kino.

Dieser Punkt interessiert die Mitglieder des Braugasse-Vereins ganz besonders. Sie haben sich schließlich auf die Fahnen geschrieben, die nötigen 50 000 Euro für den neuen Filmvorführ-Apparat einzusammeln. Der alte aus der ZwischenBelegung hat ausgedient, denn es sind immer weniger analoge Filmkopien zu bekommen. Die Verleiher steigen nach und nach auf digitale Zulieferung um. Und dafür braucht es auch digitale Vorführtechnik. Immerhin 41 142 Euro haben die 60 Braugasse-1-Mitglieder schon eingesammelt. Nun wollen sie ihre Bemühungen noch einmal verstärken. So ist für den Herbst an ein drittes Benefiz-Konzert mit dem Klaviervirtuosen Hermann Müller gedacht. Und auch Einzelspender sollen weiter angesprochen werden– auch mit dem Versprechen von quasi ewigem Dank. Denn es soll im Haus, in dem der spätere Computervater Konrad Zuse 1928 sein Abitur ablegte, als es damals Gymnasium war, einmal eine Wand mit allen Spender-Namen geben.

„Wir werden weitere Briefe schreiben“, kündigte also Inge Ilin an. Die Apothekerin, die den Verein 2006 zur Rettung des damals schon sieben Jahre leer stehenden Gründungshauses der Domowina aus der Taufe hob, wurde am Freitag wohl letztmals zur Vorsitzenden gewählt. „Unsere Zeit geht langsam dem Ende entgegen“, sagte sie. Denn der Vereinszweck wird mit der Eröffnung des Bürgerzentrums, das nach Meinung des Vereins schlicht und einfach „Braugasse 1“ heißen sollte, erfüllt sein. Dann werden Inge Ilin, ihr Stellvertreter Joachim Lossack, Schatzmeister Ralph Büchner sowie die Vorstandsmitglieder Marion Richter, Heike Kalkbrenner, Hellfried Skoddow und Thomas Voges sich beim Amtsgericht noch um die Liquidation des Vereins kümmern müssen.

Ansonsten hofft Inge Ilin, dass sie wie vor zwanzig Jahren, als sie nach Hoyerswerda kam, in der Braugasse wieder einen anheimelnden Anlaufpunkt finden wird. Auf den Ballsaal freut sich die 66-Jährige schon heute. „Er sieht ja schon fast wieder aus wie auf der Postkarte“, sagt sie mit Bezug auf ein historisches Bild, das eine von zwei Wandsäulen gesäumte Bühne zeigt – ganz so, wie Jörg Tausch die Schmuckelemente jetzt wieder hergerichtet hat.



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