Adler-Grundschule will nicht umziehen


von Tageblatt-Redaktion

Die Grundschule „Am Adler“ hat als einzige Schule Hoyerswerdas eine eher dörfliche Lage. Hier wäre sogar Platz für einen Neubau.  Foto: Gernot Menzel
Die Grundschule „Am Adler“ hat als einzige Schule Hoyerswerdas eine eher dörfliche Lage. Hier wäre sogar Platz für einen Neubau. Foto: Gernot Menzel

Von Uwe Schulz

Die Schule steht zwar am Rand der Kernstadt. Doch genau das macht die Grundschule am Adler „Handrij Zejler“ zum Zentrum der Überlegungen vieler Eltern, die aus den dörflichen Ortsteilen und einigen anderen Dörfern der Umgebung ihre Kinder in eine Grundschule schicken wollen. Das Schulgebäude selbst ist allerdings recht marode. Und die Schule ist Teil des großen Planspiels Schulnetzplanung, das derzeit gerade läuft.

Vor einigen Tagen berichtete Tageblatt von den Plänen der Stadt, für beide städtische Oberschulen ein gemeinsames Oberschulzentrum neu zu bauen. Die Neustadt-Oberschule könnte man dann abreißen, die Altstadt-Oberschule stünde aber leer. Da deren Zustand nun bedeutend besser ist als der der Zejler-Grundschule, gehen die Gedankenspiele jetzt dahin, die Zejler-Grundschule in die jetzige Altstadt-Oberschule umziehen zu lassen. Damit wäre das Gebäude genutzt, und man könnte sich die Sanierung der Zejler-Schule sparen. Der Abriss wäre wahrscheinlich.

Doch das findet man an der Zejler-Schule zu kurz gedacht. Jedenfalls den Teil, der die eigene Schule betrifft. Man hat eine Stellungnahme zum Schulentwicklungskonzept erarbeitet und nach eigenen Angaben bereits 3 335 Unterschriften gesammelt, die kurz gesagt den Erhalt des Standortes der Grundschule Am Adler „Handrij Zejler“ fordert. Die Elternratsvorsitzende Christina Kasper ist derzeit mit dem Papier unterwegs. Sie hat selbst drei Kinder, von denen zwei an der Grundschule lernen. Ein weiteres besucht gerade die zweisprachige Kita „Pumpot“ in Dörgenhausen und soll auch an der Adlerschule eingeschult werden. Sie hat selbst sorbische Wurzeln. Die Zweisprachigkeit ist für sie keine Pflichtgeschichte, die sich in zweisprachigen Straßennamen niederschlägt, sondern gelebter Alltag, Tradition und Zukunft zugleich. So geht es auch vielen anderen Eltern.

Die Adlerschule ist daher beliebt. Natürlich kann man das zweisprachige Angebot, ein Alleinstellungsmerkmal der Schule, auch an einem anderen Standort anbieten, das ist allen klar. Nur kommt bei der Adler-Grundschule eine gewisse dörfliche Lage dazu, die Eltern und Kinder schätzen. Es ist die einzige Hoyerswerdaer Schule südlich der Bahnlinie, im dörflich geprägten Neida, quasi an der Grenze zu Dörgenhausen und Bröthen gelegen. Im Rahmen des Sorbisch-Unterrichtes wird die Nähe zum Haus der Domowina sehr geschätzt.

Christina Kasper befürchtet, dass mit einem Umzug der Schule in die westliche Altstadt weniger Eltern ihre Kinder in diese Schule, sondern eher nach Wittichenau, Ralbitz oder Laubusch schicken werden und dann am Ende vielleicht das „Witaj“-Projekt ausgerechnet im Domowina-Gründungsort Hoyerswerda scheitert. Dabei werde in ganz Sachsen nur an neun Grundschulen das Konzept mit dem schulartübergreifenden Projekt „2plus - die zweisprachige sorbisch-deutsche Schule“ angewandt. Wolle man das aufs Spiel setzen?

Fazit der Stellungnahme: „Die Aufrechterhaltung des Konzeptes ist an den Standort der Schule gebunden.“ Aus der Sicht des Elternrates sind die jetzigen Untersuchungen eher darauf ausgerichtet, wie man den Standort schließen, dafür aber den Standort der jetzigen Altstadt-Oberschule halten kann. Wurde nicht erst in Straßgräbchen für einen höheren sechsstelligen Betrag die dortige Schule, von der Bauart her nicht unähnlich, um eine Etage gekürzt? Was würde eigentlich ein Schulneubau neben der jetzigen Zejler-Schule kosten?

In der Elternschaft geht man von einem hohen Fördersatz für ein solches Vorhaben aus. „Die Schule könnte doch auf dem jetzigen Sportplatz parallel zum laufenden Schulbetrieb errichtet werden“, sagt Christina Kasper. Dann könnte man den Altbau abreißen. Wie sie sagt, gibt es Signale des Christlich-Sozialen Bildungswerkes, das den Hort in der Schule betreibt, ebenfalls zu investieren. Denn der Hort, der nach der Schule zweisprachige Angebote unterbreitet, ist für das Konzept der Schule wichtig.

Christina Kasper, die die Verkehrssituation in der Altstadt zudem sehr gut kennt, mahnt auch an, dass sich im Falle eines Umzugs an den Oberschul-Standort die Verkehrssituation am Morgen in der Gegend deutlich dramatischer gestalten dürfte, als sie es jetzt schon ist. Denn die Grundschüler der Adler-Schule werden in aller Regel mit dem Auto oder per Taxi gebracht. Oder sie fahren mit dem Schulbus. Das fußläufige Einzugsgebiet ist angesichts der Spezialisierung eher klein.



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