Im Gewerbegebiet Nardt wird rangeklotzt


von Tageblatt-Redaktion

Ab Juli will Stadtbäcker André Pieprz am neuen Standort produzieren.
Ab Juli will Stadtbäcker André Pieprz am neuen Standort produzieren.

Bäckermeister André Pieprz steht in der großen leeren Halle im Gewerbegebiet Nardt und weiß schon ziemlich genau, wie es hier in einem halben Jahr aussehen wird. Da kommt das Lager hin, daneben die Tiefkühlzelle, nebenan der nicht ganz so kalte Kühlraum und noch ein Stückchen weiter die Mehlsilos. Auf der anderen Seite An- und Auslieferungszone. Die Lkw-Andockstation ist bereits vorhanden, ebenso die Trennwand, die die Halle in zwei große Abschnitte teilt.

Die ehemalige Lumberg-Halle, in der einst Stecker für die Elektroindustrie gefertigt wurden, ist für die Zwecke des Stadtbäckers optimal. Hier soll ab Juli all das hergestellt werden, was André Pieprz in seinen Verkaufsstellen anbietet – von den Brötchen und Broten über vielerlei Gebäck bis hin zu den Torten und Kuchen. Vier Backöfen soll es geben. Derzeit hat der Bäckermeister zwei. Einer steht im Stammsitz in der Mittelstraße, der andere in der Zweigstelle im Globus-Markt.

Beide werden mit nach Nardt ziehen, so wie praktisch die gesamte Technik, die der Hoyerswerdaer Unternehmer in den vergangenen Jahren angeschafft hat, darunter Brötchenanlage, die Fertiggebäcklinie und die Brotlinie. Der Transport des Backofens aus der Altstadt hierher wird logistisch knifflig. Am alten Standort muss eine Wand eingerissen werden, um den Ofen zu verladen. Am neuen Standort ist eines der Tore zu schmal, so dass eine Ofen-Verkleidung demontiert werden muss. Doch das sind Details, keine unlösbaren Probleme.

Der Umzug erfolgt in den nächsten Monaten Schritt für Schritt. Die Objektübergabe vom alten an den neuen Besitzer ist erfolgt, draußen wurden die wuchernden Sträucher zurückgeschnitten. Im Bürotrakt ist der Maler schon in einigen Räume durch. Gestern hat der Fußbodenleger seine Arbeit aufgenommen. „Die Möbel kommen am 28. Februar“, sagt André Pieprz. Ab März soll die Verwaltung hier arbeiten., die Produktion folgt nach. André Pieprz rechnet damit, dass die Backstube in der Mittelstraße im April oder im Mai geräumt wird.

Dann folgt die Produktionsstätte bei Globus. Auch die Verkaufstheke und die Sitzecke werden an den neuen Standort mit umziehen. Denn im Gewerbegebiet Nardt soll nicht nur produziert, sondern auch verkauft werden. Zeitig will der Bäcker Handwerker und andere Frühaufsteher versorgen. Werktags soll der Laden dann 6 Uhr aufmachen, vielleicht auch schon eine Stunde früher.

Bis 18 Uhr soll geöffnet sein – geboten werden Frühstück, Mittagstisch mit Salaten, Suppen und täglich drei wechselnden Gerichten, natürlich Kaffee und Kuchen. Samstag soll bis 14 Uhr geöffnet werden. Und im Sommer wird man wohl auch draußen sitzen können. Doch bis dahin hat André Pieprz noch einiges zu tun, entweder selbst oder er beauftragt Firmen. Alte Kühlleitungen wurden schon entfernt, neue Zwischenwände sind zu errichten. Die künftige Produktionshalle ist an die Erfordernisse der Bäckerei anzupassen. Die dann endlich Platz hat.

Auch die Leute vom Anlagenbauer Yados haben sich die Lumberg-Halle in Nardt schon angesehen. Sie hätte aber nicht so richtig gepasst. Doch das Unternehmen wächst, hat im vorigen Jahr von 70 auf 100 Mitarbeiter aufgestockt und 2011 – immerhin erst zwei Jahre nach Gründung – schon 18 Millionen Euro umgesetzt. Die gemieteten VSE-Hallen im Industriegelände sind inzwischen zu eng. Nun wird Yados quasi Nachbar von Bäcker Pieprz.

In Nardt werden ab dem Frühling direkt an der B 96 sechs Produktionshallen mit 8 800 Quadratmetern Fläche sowie ein Bürogebäude entstehen. Gestern überbrachten Oberbürgermeister Stefan Skora (CDU) und sein Büroleiter Olaf Dominick die Baugenehmigung – fünf A-4-Seiten plus zwei dicke Aktenordner mit diversen Anlagen.

„Es hat inklusive Grundstückserwerb nur acht Wochen gedauert, bis alles zusammen war“, lobte Yados-Sprecher Olaf Besser gestern die rasche Arbeit des Rathauses. Für ihn und seinen Chef Jörg Wolf, die beide die Auflösung der Stadtentwicklungsgesellschaft SEH zunächst skeptisch gesehen hatten, ist der Beweis erbracht, dass die Wiederansiedlung der Wirtschaftsförderung direkt im Rathaus keine schlechte Idee ist.

„Na ja, die kürzeren Wege funktionieren“, sagt Stefan Skora und erklärt, früher wären im Rathaus nötige Entscheidungen erst über die städtische Firma und deren Aufsichtsrat in die Verwaltung gelangt. Nun, so beschreibt es der OB, holte er sich einfach alle Verantwortlichen der Wirtschaftsförderung plus Baudezernent Dietmar Wolf samt seiner Leute an seinen Tisch.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Frank Hirche half dabei, über die Staatskanzlei Fragen der Förderung zu klären. Schon Ende des Jahres will Yados nun seine Wärme- und Kältetechnikanlagen in Nardt produzieren. Die Zeißiger Firma Amsos (früher Wisber), die für Yados-Anlagen Service- und Wartungsleistungen anbietet, will gleich nebenan ebenfalls neu bauen. In Nardt, wo seit Erschließung große Flächen leer stehen, werden für Neuansiedlungen dann nur noch kleinere Areale zur Verfügung stehen.

Die jetzigen Yados-Produktionsstätten in zwei der vier VSE-Hallen sollen aber nicht leer stehen bleiben. „Wir wollen hier keine verbrannte Erde hinterlassen“, sagt Jörg Wolf. Daher gebe es bereits Gespräche mit Lieferanten sowie Auftragnehmern über Umzüge. Sie könnten so räumlich näher an die Hoyerswerdaer Wärme- und Kältetechniker heranrücken.

Jörg Wolf sagt, es müssten ja nicht unbedingt alle produzierenden Betriebe nach Dresden oder Bautzen gehen: „Man kann auch in Hoyerswerda investieren. Wir haben zum Beispiel Top-Leute. Manche sind auch zurückgekommen.“ Der Yados-Chef möchte nach seinen Erfahrungen im Rathaus gern alle Ansiedlungswilligen ermuntern, es seiner Firma gleich zu tun: „Wir sagen Investoren gern, wie das jetzt hier funktioniert.“ Und wer weiß – womöglich braucht er die Stabsstelle Wirtschaftsförderung ja auch noch einmal. „Wir sind noch lange nicht an dem Punkt, wo wir hinwollen“, erklärt er jedenfalls.



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