Zwanzig junge Handwerksgesellen schultern ihre Bündel


von Tageblatt-Redaktion

Kerstin Neuhauser weist die zukuenftigen Gesellen ein.
Kerstin Neuhauser weist die zukuenftigen Gesellen ein.

"Hunger!“, riefen zwanzig Sechstklässler des Immanuel-Kant-Gymnasiums Wilthen, als sie gestern Mittag bei strahlendem Sonnenschein auf das Gelände der Krabatmühle marschierten. Über den Schultern trugen sie zwar ein Bündel aus blau-weiß kariertem Tuch – aber der Inhalt – ein rustikaler Pausenhappen – war längst aufgegessen. Denn die Schüler erlebten gestern einen anstrengenden, nicht alltäglichen Klassenausflug während ihrer dreitägigen Fahrt ins AWO-Schullandheim Schwarzkollm. Wie einst der Müllerbursche Krabat verdingten sich die Kinder als „Handwerkergesellen“ in örtlichen Betrieben.
Ausgerüstet mit deftiger Kost, von den Mitarbeitern des Schullandheims liebevoll ins Tuch geknotet, und einer Wanderkarte machten sie sich am Morgen zu Fuß auf den Weg zu ihren Schwarzkollmer „Meistern“: der Töpferei Hegewald, dem Lausitzer Heidehof, zu Filzmeisterin Sonja Kessler von den „Kreativen Freizeitwelten“ in Milstrich und zu den Zimmerern an der Krabatmühle.
Kerstin Neuhauser, Leiterin des Schullandheimes, hat diese Projekt-Premiere entwickelt und mit vielen Helfern aus Schwarzkollm umgesetzt. Die Idee sei ihr wegen der fast ständig an der Krabatmühle präsenten Wandergesellen gekommen, erzählte sie.
Die fleißigen Handwerker erholten sich derweil von ihrer dreistündigen Arbeit und zeigten stolz ihre „Gesellenbriefe“ herum, in denen sie als tüchtige Burschen bezeichnet wurden. „Wir mussten richtig arbeiten“, sagte Paula Heinzelmann, die auf dem Heidehof die Futterkammer des Bullen und andere Ställe ausgemistet hat, Gras absenste und Neufundländer bürsten durfte. „Ich wäre viel lieber dort geblieben“, meinte die 11-Jährige strahlend. Sie hatte sich die Tätigkeit mit den Tieren auf dem Bauernhof gewünscht – Paula möchte später Tierärztin werden.
Auf den Tischen türmten sich die „Gesellenstücke“ der kleinen Handwerker. Schmuckstücke hatten die Schüler beim Filzen hergestellt – aber auch eine Hülle für den Gameboy. Ketten mit einem Krabat-Keramikanhänger brachten die Töpfer mit. „Die Plaketten haben wir selbst geformt und bestempelt“, erzählte Luc-Oliver Peschel. „Das hat lange gedauert und auch Spaß gemacht, aber später würde ich lieber Sonnenkollektoren bauen.“ Und dank der tüchtigen Zimmerer können Reittouristen ihre Pferde auf dem Krabatmühlen-Gelände nun an einem nagelneuen Holzgestell anbinden. Ab dem kommenden Jahr möchte Kerstin Neuhauser das Projekt als buchbares Programm für Schulklassen anbieten.



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