Zum Geburtstag gibt’s Küken-Eis


von Tageblatt-Redaktion

Vorsichtig macht sich Baari über den Eisblock her, in dem Eintagsküken eingefroren wurden.
Vorsichtig macht sich Baari über den Eisblock her, in dem Eintagsküken eingefroren wurden.

Von Hagen Linke

Baari hat Geburtstag. Also lässt Fritz die Löwendame zuerst ins Außengehege des Zoos. Wenig später folgt das Männchen. Es faucht so, dass einige Zaungäste einen Schritt zurückgehen. Und gleich noch einen, als das Raubtier sein Revier markiert. Rund 20 Zoobesucher haben gestern ein seltenes Schauspiel erlebt – eine öffentliche Fütterung mit Eintagsküken in einer Eisbombe und einem Rinderbluteis. Wie die Tiere auf die Leckereien reagieren, wusste Tierpflegerin Heidi Sladek zu Beginn auch noch nicht. „Wir haben das noch nicht ausprobiert.“

Die doppelte Geburtstagsfeier ist den Tieren offensichtlich egal. Fritz wurde vor ein paar Tagen 19 Jahre alt. Seit 1996 ist er im Zoo. In freier Wildbahn werden Löwen etwa 15 Jahre alt. „Der macht da nicht mehr viel“, sagt Heidi Sladek mit Verweis auf den mistgefüllten Jutesack, den die Zoomitarbeiter an einem Baum befestigt haben. Nachdem Fritz‘ Schwester 2008 eingeschläfert werden musste, kam wenig später Baari zu ihm. Sie wurde gestern sieben Jahre alt und interessiert sich nach anfänglicher Skepsis durchaus für den Mistsack. „Sie ist ein Kandidat, der Fett ansetzt“, erklärt die Tierpflegerin. Also werden die Tiere schon mal mit Kamelwolle beschäftigt oder mit Pappkartons. Baari liebt auch Wasser. Es dauert nicht lange, dann hat sie den Sack zerrissen und lässt von ihm ab. „Mit dem Mist, den sie ins Gesicht bekommen hat, war sie wohl nicht so zufrieden“, vermutet die Tierpflegerin. Bären oder die Affen sind im Zoo schon eher für Bewegung zu begeistern. Die Löwen, die schlafen 20 bis 22 Stunden am Tag. „Die haben ungeheuer viel Zeit, warum sollten sie sich beeilen“, fragt sich Heidi Sladek und ermuntert die Löwendame dann noch mal, sich um eine der beiden Eisbomben zu kümmern. „Baari – du Faule!“

Gewöhnlich bekommen die beiden Raubtiere einmal abends ihr Futter – vier bis fünf Kilo Rinderfleisch mit etwa einem Drittel Knochenanteil. Manchmal gibt’s auch ein Kaninchen, aber grundsätzlich nie Lebendfutter. Mittwochs und Samstags sind Fastentage. Solche Eisbomben wie gestern werden auch gelegentlich eingesetzt. „Da kann man auch mal Medizin verstecken“, sagt die Tierpflegerin.
Die Fachfrau hat wohl Recht: Baari ist eine Faule, läuft ein paar Meter und legt sich auf einen Baumstamm. Der Mistsack ist ihr egal, das eingefrorene Futter auch. „Sie ist zurzeit rollig und wird etwas von ihm wollen“, vermutet die Tierpflegerin. Und in der Tat: Es wird laut, beide fauchen sich an. Wenig später hockt der sterilisierte Fritz auf Baari. Die macht sich im Anschluss doch noch über das Kükeneis her. Zaghaft nur, ist es doch ziemlich kalt. Die Zuschauer bekommen nun aber doch noch etwas von der Schaufütterung mit. Der alte Fritz hält sich weiter zurück und Baari verzieht sich wieder. Wie sie ihren Geburtstag verbringt, will sie sich wohl doch nicht vorschreiben lassen ...



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