Zu Fuß über die Alpen


von Hoyte24 News

Katrin Schreiber und Andreas Jähnke waren Team 74. Für die Anstiege nutzten viele auch Trekking-Stöcke.
Katrin Schreiber und Andreas Jähnke waren Team 74. Für die Anstiege nutzten viele auch Trekking-Stöcke.

Fast 30 Grad im Schatten, Hotelzimmer mit Meerblick, Pool, alles inklusive – all das hatten Katrin Schreiber und Andreas Jähnke nicht in ihrem Urlaub. Sie haben es nicht vermisst. Die beiden Lautaer sind stattdessen gerannt, geklettert und gewandert. Fast 300 Kilometer über die Alpen, mit mehr als 15 000 Höhenmetern. Man kann das in einigen Wochen schaffen, es geht aber auch in acht Tagen.

Es muss auch in acht Tagen gehen beim Transalpine-Run, einem ziemlich harten Etappenrennen, das von Obersdorf in Bayern bis nach Latsch in Südtirol führt. Anfang des Monats fand der Härtetest zum 7. Mal statt. Für Katrin Schreiber und Andreas Jähnke war es eine Premiere. „Erste Prämisse war durchzukommen und Spaß haben“, sagt Jähnke.
Es ist nicht so, dass der 50-Jährige und seine Partnerin nicht wussten, was sie taten. Sie sind erfahrene Sportler, betreiben eine Massage- und Yoga- bzw. eine Naturheilpraxis. Sie haben aufgehört zu zählen, wie viele Marathons sie schon gelaufen sind. Seit zehn Jahren reizen verstärkt Ultraläufe. Katrin Schreiber wurde im Juni bei den Deutschen Meisterschaften im 24-Stunden-Lauf in Reichenbach Dritte ihrer Altersklasse (40 Jahre). Ihr Partner kam auf Altersklassenplatz 2 der Deutschen Meisterschaften im 100-Kilometer-Lauf in Jüterborg. Nun also die Alpen. Über 300 Paare hatten sich für den Etappen-Lauf angemeldet. Zu zweit laufen ist Pflicht. Ein Partner muss im Notfall an der Seite sein. Er motiviert aber auch. Es ging durch neun Orte und vier Länder. Die Etappen waren zwischen 27 und 53 Kilometer lang, führten über bis zu 3 000 Meter hohe Bergpässe. Jeder hatte ein Erste-Hilfe-Set und ein sogenanntes Trail-Book für die Orientierung dabei. Für jede Etappe galt ein Zeitlimit. Schafft es das Paar nicht bis zum Termin zum Ziel, fällt es aus der Wertung. Das spannende an jedem Tag ist die Ungewissheit, sagt Andreas Jähnke. „Du weißt nicht, was dich erwartet.“ Die Belohnung für die Mühe ist manchmal weit weg. „Die Berge im Sonnenschein, das ist schon ein Erlebnis.“

Für den 50-Jährigen war die 2. Etappe die schwerste. Es war die längste der Tour. Nach Muskel-Problemen im Oberschenkel beendete er sie vorzeitig, Katrin Schreiber lief gemeinsam mit einer Finnin ins Ziel. Kurz vor dem Ende des Zeitlimits. Einen Tag später waren die Lautaer wieder gemeinsam am Start. Eine Frage ging beiden jeden Abend durch den Kopf erzählt Katrin Schreiber. „Wie kommst Du am Morgen aus dem Bett?“ Die beiden hatten im Vorfeld Quartiere gebucht. Ein bisschen Luxus. Andere Teilnehmer zogen es vor, in Turnhallen zu schlafen. Das Gepäck wurde vom Veranstalter von Ort zu Ort geschafft. An jedem Abend gab es eine Party – sportlergerecht mit Pasta, Etappensieger-Ehrung, Fotos und Videos des Tages und einer Einstimmung auf die nächste Etappe.
Mit dem Wetter hatten die Extremläufer Glück. Nur an einem Tag war es schlammig – es regnete. Wo nichts mehr wächst, zählte gutes Schuhwerk. Weit und breit war nur Geröll. Rennen ist unmöglich, es gilt, ohne Stütze voranzukommen. Beide haben die Strapazen gut überstanden. „Knieprobleme hatten wir nicht“, sagt Katrin Schreiber. Viel Ruhe zwischendurch auch nicht. An einem Tag stand eine Kurzetappe auf dem Programm. „Nur“ 6 000 Meter, allerdings mit 1 000 Höhenmetern. „Das ist nicht ohne“, sagt Katrin Schreiber.
Das schnellste Paar in dem mit vielen Profis gespickten Feld bewältigte die 273 Kilometer in knapp 27 Stunden. Platzierung und Zeit waren für die Lautaer Nebensache. „Am Ende ist es egal, ob du 20. oder 50. wirst“, sagt Andreas Jähnke. Für sie war der Transalpine-Lauf vor allem ein Naturerlebnis. „Das war der schönste Urlaub, den ich hatte“, sagt Katrin Schreiber, die sich bei der abschließenden Party das begehrte Finishershirt überstreifen konnte. Und nächstes Jahr? Zwei Wochen Faulenzer-Urlaub am Pool? Bestimmt nicht. Für das Alpenrennen ist eine neue Route geplant. Die Lautaer sind schon neugierig, wo sie entlangführt.



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