Zu Besuch im Haus von Günter Peters
Hier hat er also gearbeitet – der Mann, dem Hoyerswerda so viel verdankt und der heute vor 25 Jahren nach einer Krebserkrankung verstarb. Das Arbeitszimmer von Günter Peters in der zweiten Etage seines ehemaligen Wohnhauses in der Goethestraße 7 ist überraschend klein, ein Zimmerchen eher. Der Einbauschrank aus Lärchenholz ist noch original Peters. Der langjährige Museumsdirektor und Begründer des heutigen Zoos hatte ihn in der Tischlerei Görlich in der Friedrichsstraße anfertigen lassen, weiß Hartmut Mockschan. Der Malermeister hat das Peters’sche Anwesen erst vor vier Jahren gekauft, jedoch kannte er den einstigen Besitzer unter anderem aus der Jugendclub-Zeit im Krabat-Keller des Schlosses.
„Das war ein unglaublich genügsamer Mensch, der für sich persönlich wenig gebraucht hat“, sagt Mockschan und zeigt wie zum Beweis das stillgelegte Plumpsklo auf dem Hof, das Peters bis zum Schluss benutzt hat. Der Mann stammte ja auch aus sogenannten kleinen Verhältnissen, kam 1907 als Sohn des Korbmachers Hugo Peplowsky in der Badergasse zur Welt. Später stand der Name Günter Peplowsky zunächst auch unter den Gemälden des Künstlers. Den Namen Peters ließ er sich in den Pass schreiben, bevor er 1941 in Breslau seine Ilse ehelichte. „Er musste einen deutschen Namen annehmen, sonst hätte sie ihn wohl nicht geheiratet“, erzählt Martina Martinez, die Nichte der beiden. Sie hat dem TAGEBLATT jetzt verschiedene Fotos, Gemälde und Dokumente aus dem Leben ihres Onkels zur Verfügung gestellt.
„Er war für mich der beste »Ersatz«-Vater der Welt. Er war der Mensch, dem ich einen Großteil meiner Weltoffenheit verdanke, meine Liebe zu Tieren, meinen Respekt vor der Natur“, sagt Martina Martinez, eine langjährige Freundin von Beate Beckman, die damals wie heute vis-á-vis dem Haus in der Goethestraße 7 wohnt und zwei echte Peters-Bilder besitzt. Die Gemälde sind Geschenke. Freigiebig war der Zoogründer also auch. Und er steckte wohl voller Geschichten, unter anderem über seinen Zoo. Eine hat er seiner Nichte noch im Januar 1987 in einen Geburtstagsbrief geschrieben: „Am 23.12. gab es im Zoo einen hässlichen Zwischenfall. Ein Besoffener hat sich den Zugang zum Bärenstall erlistet und nur überlebt, weil er schlimm nach Schnaps gestunken hat. Die Bären sind eben keine Sibirier, sondern Kanadier!! Saufen kann also auch lebensrettend sein.“
Man weiß in Hoyerswerda natürlich recht viel über Günter Peters. Manche Dinge, das durch ihn betriebene Freilegen des Schloss-Saales etwa, sein Auftauchen als „Maler Kubitz“ in Brigitte Reimanns Roman „Franziska Linkerhand“ oder die Nacht-und-Nebel-Rettung der ungeliebten und vor der Einschmelzung stehenden „Tänzerin“ Jürgen von Woyskis sind inzwischen Legende. Aber es gab ja auch noch den Privatmann Günter Peters – in Frack und Zylinder zum Fasching 1973, beim Urlaub in Ahrenshoop oder bei Kaffee und Kuchen unter den großen Bäumen im Garten der Goethestraße 7. „Er war ein gütiger Mann“, sagte einmal sein Freund Heinz-Dieter Tempel. Im Sommer 1987 hat man ihn unter Kühnichter Kiefern begraben. Der Grabstein ist ein Findling. Er wirkt so massiv und unvergänglich wie viele der Dinge, die Günter Peters in seinen 80 Lebensjahren für seine Heimatstadt getan hat.
Günter Peters
20.09.1907: Geburt in Hoyerswerda
1921: Abschluss an der Stadtschule
1928: Kunstakademie in Dresden
1930: Arbeit als Modezeichner in Dresden
1931: Arbeit als Maler in Hoyerswerda
1936: Abschluss als Malermeister
1937: Arbeit als Künstler in Breslau
1940: Einberufung zur Wehrmacht
1941: Hochzeit mit Ilse in Breslau
1947: Rückkehr nach Hoyerswerda
1952: Leiter des Stadtmuseums
1959: Gründer und Direktor des Tierparks
1968: dreimonatige Reise nach Kuba (Ergebnis war das Tropenhaus im Zoo)
1975: Pensionierung, jedoch gleichzeitig Sekretär der Bildhauersymposien
03.07.1987: Tod in Hoyerswerda
1991: Umbenennung der Philipp-Müller-Straße im WK I in Günter-Peters-Straße,
Jürgen von Woyski schafft Peters-Plastik aus Bronze (im Zoo)
1999: Stadt vergibt erstmals die Günter-Peters-Ehrennadel für engagierte Bürger
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