Zaubern müsste man können


von Tageblatt-Redaktion

Das Zauberbuch „Koraktor“ und allerlei mystische Symbole sind im wichtigsten Gebäude auf dem Erlebnishof zu finden, in der Schwarzen Mühle. Foto: Uwe Schulz
Das Zauberbuch „Koraktor“ und allerlei mystische Symbole sind im wichtigsten Gebäude auf dem Erlebnishof zu finden, in der Schwarzen Mühle. Foto: Uwe Schulz

Von Anja Wallner

Dann sagte die Stimme: „Komm nach Schwarzkollm in die Mühle, es wird nicht zu deinem Schaden sein!“* – Nein, die Krabatmühle Schwarzkollm zu besuchen dürfte vielmehr immer ein schönes Erlebnis sein, und die Anlage ist auch nicht in Winterstarre verfallen. In dieser Woche hat der Erlebnishof sogar täglich von 13 bis 16 Uhr geöffnet, da im Nachbarbundesland Brandenburg Ferien sind. Ansonsten kann man in den Wintermonaten samstags und sonntags um besagte Uhrzeit vorbeischauen. „Die Bauernstube ist sonntags voll“, so Tobias Zschieschick, der Vorsitzende des Krabatmühlenvereins, über die Wintergäste. Die Gebäude des Ensembles sind zugänglich, und angemeldete Gruppen bekommen natürlich eine Führung.

„Von Dorf zu Dorf fragte Krabat sich weiter. Der Wind trieb ihm Schneekörner ins Gesicht, alle paar Schritte musste er stehen bleiben und sich die Augen wischen.“ – Einen richtig kalten Winter hatten wir bisher noch nicht, aber die im vergangenen Jahr fertiggestellte Mühlenscheune ist dennoch momentan schlecht nutzbar. Besucher können sie besichtigen, aber eine Heizung gibt es nicht. „Einen stationären Heizer aufzustellen ist aus Brandschutzgründen nicht möglich“, erklärt Tobias Zschieschick. Andere Möglichkeiten müssten geprüft werden, allerdings spielt bei Anschaffungs- und Energiekosten auch das Finanzielle eine große Rolle. Aber apropos besichtigen: In der Mühlenscheune stehen neuerdings alte landwirtschaftliche Geräte. Die Ausstellung soll dauerhaft dort präsent sein, ohne dass die Scheune allerdings musealen Charakter bekommt. „Vielleicht“, überlegt der Vereinsvorsitzende, „machen wir mal ein Quiz dazu.“ Ansonsten ist er froh, dass das Gebäude „durchfinanziert“ ist, die Fördermittel abgerechnet sind. Denn auch das koste jede Menge Zeit und (ehrenamtliche) Arbeit.

"Schlaf weiter, Krabat, du wirst deine Kräfte noch brauchen können auf dieser Mühle.“ – Viel Kraft, Zeit, Geduld und nicht zuletzt Geld werden auch der Verein „Krabatmühle Schwarzkollm“ und seine Mitstreiter brauchen, denn auch in diesem Jahr soll der Erlebnishof weiter wachsen, wird es einen Reigen an Veranstaltungen geben (siehe Kasten). Tobias Zschieschick nennt zuerst das Haus des Müllers, die künftige Gaststätte, das rein äußerlich zwar fertig aussieht, innen aber noch eine halbe Baustelle ist. Gastraum, Küchentrakt, Fußboden, eine Holzdecke… reichlich ist noch zu tun. Aktuell wird eine Steintreppe eingebaut, auf deren Stufen einst schon die Besucher der abgerissenen Schwarzkollmer Gaststätte schritten. Eine aufwendige und zeitintensive Arbeit ist das – jede Stufe muss einzeln nacheinander befestigt werden. Das Gebäude dient momentan als Lager. Während der Krabatfestspiele im Juli, für die übrigens Ministerpräsident Stanislaw Tillich wieder die Schirmherrschaft übernommen hat, soll hier sozusagen die Künstlergarderobe einziehen. Bisher wurden zum Umkleiden Zelte aufgestellt, aber ein fester, abschließbarer Bau eignet sich natürlich besser. Bis zum Sommer, sagt der Vereinschef, werden die Bauarbeiten aber nicht komplett abgeschlossen sein.
Fertig werden soll 2014 dagegen der Zaun um das Mühlengelände. Zwei Zaunfelder und die Tore fehlen hier noch.

„Nach Ostern fingen sie damit an, alles Holzwerk zu überholen, das auf der Mühle vorhanden war.“ – So lange möchte der Verein möglichst nicht warten, bis ein weiteres großes Bauvorhaben beginnt, bis praktisch der halbe Mühlenhof „umgepflügt“ wird: die Errichtung von Traversen für die Zuschauer der Krabatfestspiele und anderer Veranstaltungen. Es handelt sich dabei um treppenförmige Granitborde mit Sand, auf denen Sitzbänke stehen. „Die Bauarbeiten bedeuten Einschränkungen für die Besucher, deshalb soll es so zeitig wie möglich losgehen, bevor im April die Saison beginnt“, sagt Tobias Zschieschick, der sich natürlich freut, dass die Reservierungsbücher gut gefüllt sind. Für die Traversen hat der Verein Fördermittel beim Land Sachsen beantragt, über deren Vergabe in diesem Monat entschieden wird.

„Komm“, sagte Tonda leise zu Krabat, „sie haben das Osterwasser geholt, wir wollen sie nicht erschrecken.“ – Nicht nur die Traversen sollen 2014 gefördert werden, sondern noch ein weiteres großes Projekt, das vor allem der für den Verein bedeutsamen Sparte Heimat- und Brauchtumspflege dient: der Aufbau des Jurij-Brezan-Hauses, wo unter anderem eine Schauwerkstatt einziehen soll und wo das Sorbische in den Vordergrund gestellt wird. Für die Macher geht es dabei auch um institutionelle Förderung durch den Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien. Denn dann könnte an der Mühle, wo bisher ausschließlich ehrenamtliche Kräfte tätig sind, Personal eingestellt und kontinuierliche Angebote geschaffen werden. „Die Besucher haben eine gewisse Erwartungshaltung, haben all die Jahre gestaunt, was es wieder Neues gibt“, so Tobias Zschieschick. Den Erlebnishof weiter ehrenamtlich zu stemmen wird immer schwieriger.

„Später wandte sich Staschko an Anton und fragte ihn, ob er nicht Lust hätte, ihnen was zu erzählen: vom Pumphutt vielleicht." – Mehr über Sagengestalten, aber auch über Baukultur, Getreideverarbeitung oder die sorbische Kultur könnten Kinder und Jugendliche bei Projekttagen an der Krabatmühle erfahren. Die hat es bereits gegeben, und für dieses Jahr liegen schon sehr viele Anfragen vor, lässt Tobias Zschieschick wissen. „Das Potenzial dafür ist da, aber solche Projekttage müssen vorbereitet und durchgeführt werden.“ Dafür brauche man eigentlich jemanden, der das „pädagogisch richtig macht“ und ein Konzept ausarbeitet. Womit das Thema hauptamtliches Personal wieder in den Fokus rückt. Busgruppen, Kinderprojekte, Veranstaltungen, die Festspiele – es sei toll, wie sich das alles entwickelt hat, das habe man nie erwartet, meint der Vereinschef. Die Herausforderung sind jetzt nicht mehr nur die Bauarbeiten, das Äußere, sondern auch das Gestalten von Inhalten.

 *Zitate entnommen aus: Preußler, Otfried: „Krabat“, 9. Auflage,
 Deutscher Taschenbuch Verlag, 2013

Beitrag von 2010 zum Thema hier



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