Zauberhafte Hochzeit mit mehr als 400 Gästen


von Tageblatt-Redaktion

Bis auf den letzten Platz besetzt waren die Zuschauerreihen an der Schwarzkollmer Krabatmühle zur Premiere der Krabatfestspiele. Die Podeste am rechten Bildrand wurden extra errichtet, um den Zuschauern eine bessere Sicht zu ermöglichen.
Bis auf den letzten Platz besetzt waren die Zuschauerreihen an der Schwarzkollmer Krabatmühle zur Premiere der Krabatfestspiele. Die Podeste am rechten Bildrand wurden extra errichtet, um den Zuschauern eine bessere Sicht zu ermöglichen.

Auch Majestäten halten sich nicht immer an Kleiderordnung und Etikette. Zur Premierenaufführung der diesjährigen Krabatfestspiele am Donnerstag kam der sächsische König August der Starke (Steffen Urban) angeheitert, in unstandesgemäßem Aufzug und sich mit zwei Gespielinnen vergnügend im Heuwagen auf den Hof der Krabatmühle Schwarzkollm oder korrekt: auf den Hof des Obristen von Schadowitz (Joachim Kaps) gefahren. Er wünscht sich eine Fortsetzung der Geschichte um Krabat (Tristan Fabian), die von einer Stimme aus dem Off noch einmal zusammengefasst wird – für alle, die im vergangenen Jahr die erste Auflage der Festspiele verpasst haben.
„Krabat – die Hochzeit an der Schwarzen Mühle“ heißt das aktuelle Stück. Man schreibt das Jahr 1702. Krabat und seine Braut Hanka (Marlene Tanczik) haben die abgebrannte Schwarze Mühle wieder aufgebaut und wollen im Sommer heiraten. Den Koraktor, das Zauberbuch des Schwarzen Müllers, hat Krabat im Wald vergraben. Er ist rastlos, grübelnd, fürchtet sich, dass der Schwarze Müller zurückkommt und sich rächen will. Dafür, dass Krabat einst seinen Zauber gebrochen hat. Wie recht er hat, wird sich im Lauf des Stücks zeigen…
Und dann taucht auch noch der einstige Müllerbursche Handrij (Konrad Michael) auf und wirbelt Hankas Gefühlsleben durcheinander. Und bevor am Ende die im Titel angekündigte Hochzeit stattfinden kann, muss auch noch gaunerigen Viehhändlern aus Wittichenau und Kamenz, die den Schwarzkollmern das Leben schwer machen, das Handwerk gelegt werden.
Die Handlung wurde diesmal stärker von Gesang getragen. Bekanntlich gibt es erstmals einen eigenen Festspiel-Soundtrack, den der Dresdener Andreas Goldmann komponiert hat. Die Lieder kommen an: Die Darbietungen von Krabat und Hanka, Handrij und Schadowitz werden mit Szenenapplaus belohnt. Und auch der Chor der Schwarzkollmer Brauchtumsgruppe hat seinen Auftritt mit einem Lied in sorbischer Sprache.
Im Vergleich zu den Festspielen im letzten Jahr hatten die rund 430 Zuschauer, darunter der Schirmherr, Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich, im ausverkauften Stück noch mehr zu lachen. Die Dialoge waren gespickt mit Wortwitz; August und sein Gefolge parlierten in bezauberndem Sächsisch; es gab reichlich Seitenhiebe gegen Beamte – und zu zartbesaitet durfte das Publikum auch nicht sein: Die Texte waren zum Teil deftig, und August der Starke ließ es sich nicht nehmen, die Zuschauer („die Gaffer“, wie er zu Schadowitz gewandt bemerkt) wieder miteinzubeziehen. Kleine Kostprobe: „Wie ist dein Name?“ – „Petra.“ – „Bist du zu Hause auch immer so leise?“ – „Ja.“ – „Dann tausche ich dich ein gegen die Cosel!“ Nicht zuletzt hat das Stück eine interessante Dramaturgie, denn man erlebt szenenweise ein Theaterstück im Theater… Und natürlich kam auch das Sorbische nicht zu kurz. Ein Stück Sagenwelt brachten die Lutken auf die Bühne, verkörpert durch die Zwillinge Anton und Richard Fuchs, die im Vorjahr die Pagen des Königs mimten.
Wer nun eigentlich geheiratet hat, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Es folgen ja noch sechs Aufführungen. Hanka und Krabat spielen zwar eine wichtige Rolle bei dem Fest, sie sind aber, so viel darf verraten werden, nicht das Brautpaar… Ein prächtiger sorbischer Hochzeitszug und ein Mühlenhof voller fröhlicher tanzender Hochzeitsgäste sorgten für optische Höhepunkte des Abends. Was wäre ein eigener Soundtrack ohne einen Titelsong? „Ruhelos“ heißt er, und den sang direkt vor Ort – nur zur Premiere – Anna-Carina Woitschack, Pop- und Schlagersängerin, die 2011 in der TV-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) unter die Top 10 kam. Im Stück präsentierte August der Starke den Auftritt als „Hochzeitsgeschenk“ und die Künstlerin als seine „neue Hofsängerin“ (der er später ganz uncharmant einen Mätressenposten anbot).
Die Sorben, so versprach Seine Majestät dem Obristen von Schadowitz zum Schluss, werde er nicht vergessen. Bisher hatte er sich nämlich, entgegen anderslautender Beteuerungen, nicht allzu viel um diesen Winkel seines Landes gekümmert. Ob er sein Versprechen hält, wird im Juli 2014 zu erfahren sein. Denn die Geschichte ist noch nicht zu Ende…
Bevor im übertragenen Sinne der Vorhang fiel und die Zuschauer die Darsteller, Gestalter, Organisatoren und Helfer stehend feierten, lüftete sich noch das Geheimnis um die in der Pause an jeden Zuschauer verteilten Brillen (TAGEBLATT berichtete): Die Folie der „Brillengläser“ ließ beim abschließenden Feuerwerk bunte Herzen auf das Mühlengelände regnen. Dass es im Lauf des Premierenabends tatsächlich zu regnen begonnen hatte, störte niemanden. Die Herzen des Publikums hatte das Stück da nämlich längst erobert.
Gespielt wird an der Krabatmühle noch am heutigen Samstag und am Sonntag sowie am 18., 19., 20. und 21. Juli (alles ausverkauft).

Krabatfestspiele 2014: acht Aufführungen zwischen 10. und 20. Juli 2014, jeweils 20 Uhr, Krabatmühle Schwarzkollm,  Tickets: 23,25 Euro, der Vorverkauf beginnt am 1. Oktober 2013 im Internet und unter Tel. 0351 4107955 oder mail info@krabat-festspiele.de
 www.krabat-festspiele.de



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Kommentare zum Artikel:

Hennig Marion schrieb am

Wir haben uns bereits im vergangenen Jahr die Vorstellung angesehen und in diesem Jahr auch wieder. Es hat sich gelohnt. Waren in der vergangenen Woche zu den Störtebeker Festspielen, uns hat es in Schwarzkollm besser gefallen.

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