Wo Fairness und Toleranz gefördert werden


von Tageblatt-Redaktion

Am Donnerstagabend erfreuten  die Schüler mit einem Programm die Gäste in der Aula der Schule.
Am Donnerstagabend erfreuten die Schüler mit einem Programm die Gäste in der Aula der Schule.

Von Andreas Kirschke

Die Oberschule Lohsa als „Bewegte und sichere Schule“ (seit 2008) und „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ (seit 2012) lebt vom hohen Engagement ihrer Schüler, Lehrer und Eltern. Dies unterstrich Leiterin Margit Hypko am Donnerstag beim Festakt „60 Jahre Schulstandort Lohsa“. „Wir fördern unsere Schüler ganzheitlich. Wir wollen sie zum bestmöglichen Schulabschluss führen ... Damit all dies gelingt, braucht die Schule Lehrer, die nie das Kind aus dem Blick verlieren, die sich engagieren, sich den Herausforderungen stellen und bereit sind, zu kooperieren - untereinander, mit den Eltern und mit Partnern außerhalb der Schule“, sagte sie vor den über 150 Gästen. Darunter waren auch ehemalige Schüler und Lehrer, Vertreter des Schulfördervereins sowie die frühere Kamenzer Landrätin Petra Kockert.

Margit Hypko würdigte die Geschichte der Schule. Diese entstand 1953-1955 als erster Schulneubau in Sachsen nach dem Zweiten Weltkrieg. Zur Einweihung am 22. Oktober 1955 kam Volkskammerpräsident Johannes Dieckmann. 1951 war er Kandidat der Nationalen Front. Sein Wählerauftrag hieß, für den Bau der Schule in Lohsa zu sorgen. Diese entstand traditionell mit Ziegelsteinen, mit Granitelementen im Fundament- und Sockelbereich sowie mit Gewölbe im Speiseraum. Handwerklich anspruchsvolle Lösungen prägten die Schule. So schufen heimische Kunstschmiede etwa das Treppengeländer. In allen Etagen gab es Holztafeln mit Naturmotiven. Prägend waren auch das Gemälde „Lohsaer Bauernaufstand 1794“ von Maler Horst Schlossar (1903-1964) aus Dresden und die Keramikteller des Hoyerswerdaer Bildhauers und Malers Jürgen von Woyski (1929-2000).

Typisch für die Schule war die Aula mit Bühne. Bis 1956 entstand die Turnhalle. „Trotzdem gab es damals schon viele Probleme zu lösen: mehrfaches Wechseln der Bauleiter, Abzug von Baukräften für dringliche Staatsvorhaben und das Fehlen von Baumaterial“, schilderte Margit Hypko. „Neben der Unterstützung durch das damalige BKW Glückauf engagierten sich auch Lohsaer Bürger und Lehrer.“ Mit dem Neubau der „Polytechnischen Oberschule“ (POS) verbesserten sich die Lernbedingungen deutlich. Zunächst liefen die Klassen zwei- und dreizügig. So wurden bis zu 750 Schüler in 26 Klassen von 35 Lehrern unterrichtet. Doch bald reichte der Platz nicht mehr. 1962 folgten Umbauten. Bis 1968 entstanden Fachräume für Biologie, Physik, Mathematik, später auch Werken-Räume. Erst 1973 waren sie endgültig fertig. Erst jetzt war genug Platz.

Nach der Wende kamen durch Schulschließungen seit 1992 die Uhyster und seit 2002 die Groß Särchener Mittelschüler nach Lohsa. Dennoch stand Lohsas Schule infolge immensen Geburtenrückgangs infrage. Schüler, Lehrer, Bürger, Gemeinderäte und Bürgermeister Udo Witschas kämpften für den Erhalt der Schule im Mai 2005. „Die Schule hatte Beobachtungsstatus. Sie war lange Zeit nicht gesichert“, erinnerte Udo Witschas. Das Kultusministerium lenkte ein. Die Schule durfte bestehen bleiben. Seit 2003 ist der Kreis Träger. Als Bauherr sorgte er von 2009 bis 2011 für die komplette Sanierung der Schule mit Rekonstruktion, Umbau und Erweiterung. Rund 6,8 Millionen Euro kostete das.

Dank der Schul-Zweckvereinbarungen mit der Kommune Knappensee (2001) und Spreetal (2011) sicherte die Gemeinde Lohsa langfristig den Bestand der Oberschule. „Der Erhalt unserer Schullandschaft hat für die Gemeinde oberste Priorität“, unterstrich Udo Witschas. „Damit wollen wir den Eltern Sicherheit geben.“ Er dankte vor allem der früheren Landrätin Petra Kockert und ihrem Beigeordneten Steffen Domschke sowie dem Spreetaler Bürgermeister Manfred Heine für ihr weitsichtiges Handeln. „Die Schule schafft die Balance zwischen Neuorientierung und Bewahrung, zwischen Innovation und Tradition“, meinte Kerstin Gadke, Referentin für Oberschulen im Bereich der Sächsischen Bildungsagentur Bautzen. „Neben der Erziehungsarbeit dieser Schule gibt es auch eine große Ernsthaftigkeit in der Achtsamkeit, Wertschätzung und Beteiligung der Schüler. Von dieser Wertschätzung erzählt der Umgangston der Schüler, erzählt der Umgangston mit den Partnern der Schule.“

Intensiv hatten die Schüler den Festakt vorbereitet. Josefine Radtke (Klasse 8 B) und Tom Trapp (7 B) erfreuten mit Instrumen-talstücken am Klavier, Sophie Kunoth (9 B) und der frühere Schüler Michael Noack mit Gesang am Klavier. Zugleich gratulierte der Männerchor Lohsa mit Liedern seinerseits der Schule zum Jubiläum. Humorvoll und vielseitig war der Rückblick „60 Jahre Schule Lohsa“ als Power-Point-Präsentation durch Deutsch-Lehrerin Lorena Enderlein.

Zum Jubiläum gehörte am Donnerstag auch das Schülerfest. Gestern liefen die Schüler als „Sternmarsch“ von ihren Wohnorten zur Schule. Symbolisch ließen sie Luftballons in den Himmel steigen. „Es ist gut, dass aus diesem alten Gebäude etwas so Modernes entstanden ist. Für fast jedes Unterrichtsfach gibt es einen Fachraum“, meinten Vanessa Ferlisch (15) und Florian Schramm (14) aus der 9 B stolz über „ihre“ Schule. Den starken Zusammenhalt, Fairness und Toleranz betonte Mitschülerin Sophie Kunoth. Ihre Großmutter Ruth Kunoth (80) war in der Lohsaer Schule über 40 Jahre lang Reinigungskraft. Vater Frank Kunoth (44) lernte in der Schule von der 1. bis zur 10. Klasse. Tochter Sophie knüpft jetzt daran an. „Wir haben hier gute Technik und gute Ausstattung in der Schule. Es gibt hier viele Möglichkeiten, einem Hobby nachzugehen“, meinte sie.

Andreas Palzer, Lehrer für Physik, Mathematik und Informatik, unterrichtet erst seit 2010 in der Schule. Hier spürt er fleißige, engagierte Arbeit. Hier spürt er kollegiales Klima. „Jeden Tag vor der Klasse zu stehen, ist harte Arbeit“, verdeutlichte er beim Moderieren des Festakts Donnerstagabend. „Doch es macht unglaublich viel Freude. Im Mittelpunkt steht immer der einzelne Schüler.“



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