Wo die Center-Managerin entspannen kann


von Tageblatt-Redaktion

Wo die Center-Managerin entspannen kann
Foto: Frank Thümmler

Madeleine Matschke führt den Einkaufstempel der Stadt ab heute. Sie startet mit viel Schwung und auch ein paar Sorgen. Über dem Besprechungstisch im Arbeitszimmer der neuen Lausitz-Center-Chefin hängt ein großer Raumplan des Einkaufstempels. Bunt sind all die Geschäfte eingezeichnet, die hier ihre Waren und Dienstleistungen anbietet. Leerstand, der vielleicht auffällig dargestellt würde, um ständig an die offene Aufgabe zu erinnern, springt nicht ins Auge. "Zurzeit ist es nur diese eine Minifläche hier. Da war ein Reisebüro drin", sagt Madeleine Matschke, die ab heute – nach einer Einarbeitungszeit mit ihrem gerade verabschiedeten Vorgänger Dieter Henke, das Center allein führt.

Ihr Lieblingsort aber ist das Lausitz-Center nicht, zumindest noch nicht. Dafür hat sich die 40-jährige, zierliche Frau den Kromlauer Park mit der Rakotzbrücke ausgesucht. "An diesem Ort hängen ganz viele Kindheits- und Jugenderinnerungen. Ich stamme aus Weißwasser, meine Eltern haben ganz in der Nähe ihren Garten. Wir waren damals oft hier unterwegs, waren in den kleinen, türkisblauen Teichen baden. Ich liebe die Natur. An den Kromlauer See hatten wir Klassenfahrt. Der Ort erinnert mich an meine erste Liebe, die zweite - sogar mit meinem Mann. Hier hatten wir unser erstes Date, und wir sind noch heute oft hier und fahren zum Beispiel auf Inlinern", erzählt sie. Von Weißwasser aus startete sie ihre Ausbildung und berufliche Karriere, die sie jetzt auf den Managerposten im Lausitz-Center Hoyerswerda führte – einen Ort mitten in der Stadt und ziemlich gegensätzlich zu ihrem Lieblingsort.

Madeleine Matschke lernte nach dem Abitur in Dresden Mediengestaltung. Ein Studium wollte sie damals nicht, um den Eltern nicht "auf der Tasche zu liegen". Und Mediengestalterin vereinte vieles von dem, was sie sich wünschte: "Ich wollte unbedingt was mit Menschen zu tun haben, Kunst war auch ein großes Interessensfeld. Und ich war überzeugt davon, dass ich mit diesem Beruf später ganz breite Möglichkeiten habe." So wurde Madeleine Matschke ganz offiziell "staatlich geprüfte, gestaltungstechnische Assistentin für Kommunikation und Medien." Es gab Praktika bei einer Werbeagentur und auch im Fernsehen. Ihre erste größere Arbeitsstelle war dann bei einer kleinen Werbeagentur in einem kleinen Ort (Eckartsweiler) in Franken. Sie hatte in dieser Gegend gesucht, weil sie ihrem damaligen Freund und heutigen Mann, der in Österreich arbeitete, möglichst nahe sein wollte.

"Diese Arbeitsstelle hat mich für meinen weiteren Werdegang geprägt", sagt sie. "Ich habe in dieser ganz kleinen Agentur zeitweise nur mit dem Chef und mir alles von der Pike auf gelernt, von der Kundenaquise über alle möglichen Marketingformen bis zur Rechnungslegung – und mit ganz moderner Technik", schwärmt sie noch heute und studierte damals berufsbegleitend Dialogmarketing-Fachwirtin und anschließend Online-Managerin. Parallel kam ihre Tochter zur Welt, und es kam das Angebot von ihrem Chef, Partner der Agentur in Franken zu werden. "Ich wollte aber mit meiner Familie zurück in die Heimat, außerdem mit meiner Ausbildung auch einmal auf der anderen Seite des Marketinggeschäfts, als Marketing-Managerin eines Unternehmens arbeiten und mich so weiterentwickeln", erzählt sie.

Sie fand einen Job in Cottbus bei Arvato-Bertelsmann in Cottbus. Der Umzug war eine Hauruck-Aktion binnen einen Monats mit viel Unterstützung ihrer Eltern, zunächst nach Schwarze Pumpe, weil das relativ günstig zum alten Heimatort Weißwasser und zum Arbeitsort Cottbus lag. Später zog die kleine Familie nach Spremberg, in ein neu gebautes Haus. Der Job in Cottbus, eigentlich als Mediengestalterin ausgeschrieben, aber in Wirklichkeit der einer Marketing-Managerin, lief super und mit so viel Erfolg, dass das kleine lokale Marketingprojekt deutschlandweit auf alle Standorte der Firma ausgerollt wurde, unter Leitung von Madeleine Matschke. Aber er war von vornherein auf zwei Jahre befristet und wurde nach einem Chefwechsel nicht verlängert. Ihre nächste Station war dann das Medizinische Versorgungszentrum Hoyerswerda mit drei Standorten (auch Pulsnitz und Kamenz), mit damals insgesamt nur 25 Mitarbeitern. "Wenn die Substanz nicht stimmt, macht auch Marketing wenig Sinn", blickt Madeleine Matschke zurück, die daraufhin ganz schnell in das Thema Personal reinrutschte, sich einarbeitete und als Fachreferentin für Arbeitsrecht weiterbildete. Sie holte ausländische Ärzte ans MVZ, unterstützte sie bei allen Formalien, veranstaltete Facharztveranstaltungen und versuchte dabei, Ärzte für die Lausitz zu begeistern – mit Ausflügen in die schöne Umgebung zum Beispiel. Das MVZ wuchs auf 120 Mitarbeiter und acht Standorte.

Als sie nach der Geburt ihres Sohnes wieder ans MVZ zurückkam, war aber alles anders, nicht zuletzt weil die Einrichtung an einen neuen Eigentümer verkauft war – nicht mehr das Ding von Madeleine Matschke. Für sie folgte die Arbeit beim Stadt-Marketingverein, den sieben große Unternehmen mit der Stadt gegründet hatten mit dem Ziel, Zuzug zu generieren, die "weichen" Standortfaktoren zu bewerben. Bei dieser Arbeit lernte sie auch den langjährigen Lausitz-Center-Chef Dieter Henke kennen und wurde von ihm vor gut einem Jahr direkt als seine potenzielle Nachfolgerin angesprochen. Die Idee, hier all das viel gezielter und eigenverantwortlich umsetzen zu können, was sie im Marketingverein für die Stadt und die Region begonnen hatte, reizte sie als waschechte Lausitzerin. "Das was am besten für das Center ist, ist zugleich auch das Beste für die Lausitz", ist sie überzeugt. Henkes Vorschlag, jemanden mit Herzblut aus der Region zu finden, folgte das Unternehmen, nach einer obligatorischen Bewerberrunde natürlich.

Jetzt beginnt sie diese neue Herausforderung in Zeiten steigender Preise und einen sich ändernden Konsumverhalten hin zu online. Der Plan, ein weiteres Einkaufszentrum in der Kühnichter Heide würde sich zusätzlich auf das Lausitz-Center auswirken. "Wenn unsere Kunden-Frequenzbringer Aldi, Rossmann oder Rewe abgezogen würden, hätte das schwer abzuschätzende Folgen auch für die anderen Geschäfte im Lausitz-Center. Wir sollten Altes bewahren und vielleicht optimieren statt was Neues in die Landschaft zu setzen. Und meine Aufgabe hier ist es, für eine möglichst hohe Kundenfrequenz zu sorgen", erklärt die neue Lausitz-Center-Chefin. Neben den großen Playern sind dafür viele Aktionen wichtig. Der Krabat-Markt, "400 Jahre Schadowitz" werden im und am Lausitzcenter stattfinden. Ostern und Weihnachten sollen nach wie Höhepunkte bleiben, mit toller Deko, bei der ein Team von acht Rentnern als Aushilfen für eine tolle Optik sorgen. Im April wird es eine Gesundheitswoche geben...

Wenn man Madeleine Matschke nach ihren Träumen für das Lausitz-Center fragt, sagt sie: "Die zwei Etagen des alten Karstadt mit 8.000 Quadratmetern wieder zu beleben, wäre natürlich toll. Die Lausitz und seine Geschichte hier über die Gestaltung des Lausitz-Centers mehr sichtbar, die verschwunden Dörfer zum Beispiel oder eine Geschichte: Vom Bergmann zum Seemann, das wäre ein Ziel. Ganz oben aber steht: Das, was Dieter Henke geschafft hat, fortzusetzen. Der Raumplan über dem Besprechungstisch soll so bunt bleiben - und ohne Leerstand.

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