„Wir sind nicht dem Perfektionismus verpflichtet“


von Tageblatt-Redaktion

Der Bürgerchor am vergangenen Sonntag bei der Probe in der KulturFabrik.
Der Bürgerchor am vergangenen Sonntag bei der Probe in der KulturFabrik.

Von Rainer Könen

Am 21. Februar wäre der 1998 verstorbene Liedermacher Gerhard Gundermann 60 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass probt seit einigen Monaten ein Laienchor Stücke von „Gundi“. Premiere ist am 21. Februar um 20 Uhr in der KuFa. Einen Tag später um 17 Uhr folgt ein zweites Konzert. Während der Vorbereitungen steigt die Anspannung, sagt Chorleiter André Bischof im TAGEBLATT-Gespräch.

Herr Bischof, am Sonntag hatten Sie das Ensemble zu einem Probenachmittag in die KulturFabrik eingeladen. Waren Sie danach zufrieden?
Ja, am Ende war ich es schon. Zu Beginn verlief es etwas zähflüssig. Was wahrscheinlich daran lag, dass bei so einer vierstündigen Probe erst einmal alle in die Gänge kommen müssen. Außerdem hatten wir noch den Soundcheck. Da musste die Technik abgestimmt werden. So etwas nimmt mitunter auch etwas Dynamik.

Am 21. Februar hat der Bürgerchor seine Premiere. Wie oft treffen Sie sich noch mit den Sängern?
Geplant sind noch drei Proben.

Reichen die aus, um das chorische Ensemble bis dahin im übertragenen Sinne „fit zu bekommen“?
Es ist bei solchen Projekten meistens so, dass am Ende immer gefühlte zwei Proben fehlen. Aber die Anspannung steigt und somit auch die Bereitschaft, Leistung zu bringen. So wie das in vielen Bereichen des Lebens ist. Wir sind am Sonntagabend alle mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen, weil wir ordentlich was abgeliefert haben. Um perfekt zu sein, hätten wir mindestens ein ganzes Jahr benötigt. Aber da wir ein Bürgerchor sind, wird wahrscheinlich nie alles perfekt sein. Bei uns stehen andere Dinge im Vordergrund: Der Spaß am Singen und Musizieren. Das soll nicht nur in der Vorbereitung eine Rolle spielen, sondern auch beim Konzert rüberkommen.

Wie ist denn die derzeitige Stimmung im Chor?
Alle sind etwas angespannt, aber sehr optimistisch.

Sie erzählten mir jüngst, dass diese Probe der Konditionierung diene. Mit anderen Worten: Jetzt beginnt der Feinschliff. Was verstehen Sie darunter, und wie konnten Sie das umsetzen?
Bei Musikern ist es doch ähnlich wie bei Sportlern. Erst trainiert man im Detail und vor dem Wettkampf – bei uns vor dem Auftritt – dann im Ganzen. Die Chorsätze bestehen meist aus kleinen, schwierigeren Teilen, an denen in den Proben gefeilt wird. Vor einem Auftritt geht es darum, am Durchsingen und Ausdruck zu arbeiten. Insofern ist das für uns die Konditionierung.

Das Ensemble umfasst über 70 Mitglieder. Ich hatte den Eindruck, dass am Sonntag nicht alle da waren. Ist das in dieser Phase der Vorbereitung nicht ein Problem?
In einem Chor gibt es immer irgendwelche Ausfälle. Sei es durch Krankheit oder andere private wichtige Dinge. Und wenn dann bei einem solch großen Klangkörper zehn Prozent der Teilnehmer fehlen, fällt dies natürlich besonders auf. Das ist leider so. In einem Bürgerchor muss ich so etwas immer einkalkulieren. Wir haben aber noch eine Jokerprobe eingeplant, sodass wir gegebenenfalls noch nacharbeiten können. Außerdem haben wir Möglichkeiten geschaffen, damit alle mit einen Playback zu Hause üben können.

Nimmt so kurz vor der Premiere der Stress für Sie, für die Sänger nun zu? Wie gehen Sie, die Sänger damit um?
Natürlich kommt allmählich der Druck dazu. Das ist ganz klar. Aber jeder reagiert anders auf solch eine Belastung. Der eine wird dadurch beflügelt, andere hingegen gelähmt. Da kann man durch kleine Umstellungen oft schon viel erreichen. Flexibilität ist da sehr wichtig, höre ich da sehr auf die Anregungen der Sänger. In so einer Situation bin ich als Motivator gefordert. Mitunter auch ein wenig als Seelsorger.

Spüren Sie einen Erwartungsdruck in der Öffentlichkeit?
Den Erwartungsdruck versuchen wir nach Möglichkeit auszublenden. Das, was wir können, zeigen wir, mehr geht einfach nicht. Denn schließlich gibt es uns erst seit einem halben Jahr, da kann man einfach keine Wunder erwarten. Wir sind als Bürgerchor, wie schon gesagt, nicht dem Perfektionismus verpflichten und stapeln lieber tief als hoch. Allerdings merke ich bei mir schon leichte Veränderungen im Schlafverhalten. Ich gehe vor und nach den letzten Proben mit einem vollen Kopf und einem „Ohrwurm“ ins Bett. Einigen Chormitgliedern geht es ähnlich. Aber wir freuen uns auf unsere beiden Auftritte am 21. und 22. Februar. Und ich kann Ihnen versprechen, dass wir da mit Sicherheit alle eine Menge Spaß haben werden.

 



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte addieren Sie 5 und 9.