„Wir sind bestrebt, das Leben schöner zu machen“


von Tageblatt-Redaktion

Die Städtischen Wirtschaftsbetriebe sind in Hoyerswerda stark präsent, für jeden sichtbar mit dem Firmendomizil in der Bautzener Allee.
Die Städtischen Wirtschaftsbetriebe sind in Hoyerswerda stark präsent, für jeden sichtbar mit dem Firmendomizil in der Bautzener Allee.

Herr Dr. Schmidt, sie haben sich jüngst geärgert, als im Tageblatt ein Kommentar Parallelen zwischen Volkseigenen Betrieben und den Unternehmen im Eigentum der Stadt zog. Warum?
Wir sind natürlich keine Volkseigenen Betriebe. Der Begriff VEB assoziiert immer, dass die Leute dasitzen, ihren Achtstundentag mit Ärmelschonern fahren und Dienst nach Vorschrift tun. Ich glaube, ich kann für die gesamte SWH-Gruppe sprechen und sagen: So ist das bei Weitem nicht. Wir sind bestrebt, das Leben in Hoyerswerda schöner und besser zu machen. Unsere Projekte und Initiativen sprechen da sicher eine sehr, sehr deutliche Sprache.
Aber auch die Unternehmen der SWH-Gruppe gehören der Stadt, ihren Bürgern, sind also sozusagen volkseigen ...
Indirekt. Die Geschäftsfelder zum Beispiel der Versorgungsbetriebe dienen auf der einen Seite der allgemeinen Versorgung. Auf der anderen Seite sind es Geschäftsfelder, bei denen es teils einen freien Markt und Wettbewerb gibt. Das heißt: Wir sind durchaus Unternehmen, die ihre Erträge erwirtschaften. Sicher ist das auch abhängig davon, was unsere Kunden aus Hoyerswerda und der Umgebung uns einbringen. Doch dieses Geld werden wir sehr verantwortungsvoll zum Nutzen und zum Wohle der Stadt Hoyerswerda einsetzen.

Die EEH wurde mit dem Ziel gegründet, Geld für die SWH-Gruppe zu verdienen. Nun hieß es, das Geschäftsmodell funktioniere nicht. Was ist schiefgelaufen?
Die EEH wurde mit der Absicht gegründet, Energieerzeugungs-Anlagen zu bauen. Die folgende Zeit hat gezeigt, dass die Möglichkeiten dazu eingeschränkt sind. Wir haben ja Energieerzeugungs-Anlagen gebaut, also die bekannten Photovoltaik-Anlagen. Aber aufgrund der politischen Entwicklung und der regionalen Gegebenheiten sind die Möglichkeiten, hier Energieerzeugungs-Anlagen zu bauen, relativ eingeschränkt. Es geht auch darum, dass wir Investitionsmittel sinnvoll einsetzen wollen und dass andere SWH-Projekte darunter nicht leiden sollen, etwa der Betrieb der Lausitzhalle und ähnlicher Sachen. Das heißt aber nicht, dass die EEH ihre Existenzberechtigung verloren hat. Seit jeher sind wir auch unterwegs, um andere Geschäftsfelder und Erwerbsquellen zu finden.

Die Wirtschaftsförderung Hoyerswerda-Spremberg, die Entwicklungsgesellschaft Scheibe und die Stadtentwicklungsgesellschaft sind damit gescheitert. Warum passiert Ihnen das nicht?
Sicher ist in der Vergangenheit vieles nicht so gut gelaufen. Wir wollen uns hier aber schon unterscheiden. Immerhin konnte die EEH 2012 ein positives Betriebsergebnis erzielen und ich möchte diese Tendenz auch fortsetzen. Wir werden nicht zuschauen, wie Geld verbrennt. Sondern wir achten streng darauf, dass das, was wir tun, wirtschaftlich darstellbar ist. Wir gehen verantwortungsvoll mit dem Geld um, das letztlich von den Bürgern der Stadt Hoyerswerda bezahlt wurde.

Die Sächsische Gemeindeordnung erlaubt die Gründung kommunaler Unternehmen nur zur Erfüllung kommunaler Aufgaben. Welche Aufgaben erfüllt Ihre Pilzzuchttochter Integra?
Die Frage ist berechtigt. Wir sind an die Sächsische Gemeindeordnung, insbesondere an § 96, den sogenannten Schrankentrias, gebunden. In diesem Zusammenhang ist die Pilzzucht Mittel zum Zweck. Der Hauptzweck dieser Gesellschaft ist nämlich die Integration von schwerstbehinderten Menschen im ersten Arbeitsmarkt. Das ist durchaus eine öffentliche Aufgabe, die dem Gemeinwohl dient.

Heißt: § 96 ist auch bei der angekündigten Gründung weiterer Tochtergesellschaften zu beachten?
Selbstverständlich. Im Moment steht aber keine weitere Gründung einer Tochtergesellschaft an.

Stattdessen ist die EEH der Deutschen Bürger-Energie-Genossenschaft beigetreten. Warum das?
Wir haben eine Anlage geplant, bei der wir über die Genossenschaft die Möglichkeit einer Bürgerbeteiligung erreicht haben. Die EEH möchte sich mit beteiligen, um als Vertreter der Stadt Einflussmöglichkeiten zu haben. Das Grundstück, auf dem die Anlage im Gewerbegebiet Nardt steht, ist schließlich noch Eigentum der Stadt.

Und sie hoffen auf die Rendite?
Na ja, der Genossenschaftsanteil ist mit 10 500 Euro nicht sehr hoch. Für uns ist die Beteiligung eher so eine Art Kontrollmöglichkeit als eine Finanzinvestition. Natürlich gibt es Rendite. Aber ich glaube, die würde uns im Zweifel nicht retten.

Und wie ist es mit weiteren Energie-Erzeugungsanlagen, etwa der Nahwärmeversorgung oder der Biogas-Erzeugung?
Wir beschäftigen uns weiterhin mit Energieprojekten. Vorrangig geht es dabei um Optimierung und Effizienz. Wir streben dabei auch eine weitere Zusammenarbeit mit den Versorgungsbetrieben an. Wir würden solche Projekte gern auch für die Kunden der VBH anbieten. Das ist momentan das Thema, mit dem wir uns sehr intensiv beschäftigen.

Aber wenn Sie den Leuten sagen, wie sie weniger Energie verbrauchen können, dann verkauft Ihr VBH-Kollege Steffen Grigas womöglich weniger Strom.
Ja, klar. Das scheint widersprüchlich. Aber die Energie-Effizienz steht ohnehin auf der Tagesordnung, egal wer das umsetzt. Der Energieverbrauch wird tendenziell sinken.

Fragen: Mirko Kolodziej



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