„Wir haben einen kleinen Boom in Aussicht“


von Tageblatt-Redaktion

Udo Popella ist der dienstälteste Bürgermeister der Region. Der 62-Jährige wurde vor 17 Jahren, genau am 8.1.1995, in das Amt gewählt.
Udo Popella ist der dienstälteste Bürgermeister der Region. Der 62-Jährige wurde vor 17 Jahren, genau am 8.1.1995, in das Amt gewählt.

Herr Popella, was hat
Sie im vergangenen Jahr besonders bewegt?
Ich denke gern an die 725-Jahr-Feier zurück, die wir im Oktober begangen haben. Die Vorbereitungen dafür waren sehr aufwändig, aber sie haben sich gelohnt. Wir haben schon eine Einladung unserer Partnerstadt Bad Honnef erhalten. Im Juni wird dort 150 Jahre Stadtrecht gefeiert.

Täuscht der Eindruck, dass abgesehen von großen Feiern wie dem Karneval, nicht so viel passiert ist?
Im kulturellen und kirchlichen Leben passiert schon viel, auch in den Dörfern. Es war aber sicher ein geruhsames Jahr, was Investitionen durch die Stadt betrifft. Unser Doppelhaushalt, den wir für die Jahre 2011 und 2012 beschlossen hatten, lässt eher wenig zu. Wir haben uns im vergangenen Jahr hauptsächlich auf die Fertigstellung der Mittelschule konzentriert. Mit den neuen Fenstern ist die umfangreiche Sanierung abgeschlossen. In der Stadt und in einigen Ortsteilen, konnte einiges an Straßenbaumaßnahmen realisiert werden. Zum Beispiel der Gehweg in Maukendorf entlang der B 96, in Saalau der Kreuzungsbereich und eine Gemeindestraße in Sollschwitz.

Wesentlich größer sind die Pläne für dieses Jahr. Die Wittichenauer werden es in der Kamenzer Straße mitten in der Stadt spüren. Haben Sie schon ein wenig Bammel davor?

Ich habe freudigen Bammel, weil es die letzte bedeutende Straßensanierung ist, die ansteht. In der Ortslage ist die Kamenzer die einzige Kreisstraße, die noch keine Bürgersteige hat. Da ist es höchste Zeit, dass etwas passiert, auch wegen des sicheren Schulweges. Wir arbeiten hier gemeinsam mit dem Landkreis. Erste Bäume sind schon gefällt. Ende November soll alles abgeschlossen sein.

Gebaut wird auch beim größten Arbeitgeber und Steuerzahler der Stadt, den Maja-Möbelwerken. Da kann ein Bürgermeister nur froh darüber sein.

Natürlich. Ich denke, wir werden im Frühjahr den ersten Spatenstich zur Erweiterung setzen. Verwaltung und der Stadtrat haben vorher noch einige Schularbeiten zu machen. Die Investitionen von Maja bringen uns weiter vorwärts. Bis zum Produktionsstart 2013 sollen 50 Millionen Euro verbaut werden. 150 Arbeitsplätze entstehen.

Ungetrübt ist die Freude sicher nicht, wenn Sie den Zustand der Staatsstraße 285 mit der halbseitig gesperrten Brücke sehen. Es ist die Zufahrt ins Gewerbegebiet. Wie soll das funktionieren?

Das wird problematisch. Wir haben immer wieder deutlich gemacht, wie wichtig die Sanierung ist. Hier müssen Prioritäten anderes gesetzt, aber auch noch Grundstücksangelegenheiten geklärt werden. Wir wollen ein Planfeststellungsverfahren vermeiden, um keine Zeit einzubüßen. Es muss uns gelingen, dass wir bis Ende März diese Grundstücksfragen geklärt haben, damit die Genehmigungsplanung auf den Weg gebracht werden kann. Parallel zu den Bauarbeiten und dem Produktionsbeginn bei Maja wird die Straße aber nicht gebaut. Die Straßenbaumaßnahmen müssen so koordiniert werden, dass so wenig wie möglich gegenseitige Behinderungen auftreten.

Ähnlich sieht es beim Baugebiet am Schützenplatz aus. Ab wann wird es erweitert?

Der Bebauungsplan steht schon seit Ende der 90er Jahre. Platz ist noch für 65 bis 70 Baustellen. Wir wollen die ersten 16 in diesem Jahr angehen. Die anderen sollen 2013 und 2014 folgen. Einige Grundstücksangelegenheiten machen uns auch hier Schwierigkeiten, weil Erbengemeinschaften mit im Spiel sind. Das ist ein ziemlich großer Aufwand, der betrieben werden muss.

Auch anderswo entsteht neuer Wohnraum. Wie bewerten Sie die Seniorenwohnanlage in Kotten und den geplanten Neubau eines Mehrfamilienhauses anstelle des Volkshauses, das abgerissen werden musste?

Ich freue mich, dass die Schule in Kotten durch die Firma Fischer & Salowsky umgebaut wird. Sie stand ja bereits zehn Jahre leer. Für die Wohneinheiten anstelle des Volkshauses gibt es zwar noch keinen Bauantrag. Ich denke aber, Wohnungen passen durchaus dort hin.

Eine Baustelle wird es nicht geben -  die für einen neuen Brunnen im Stadtzentrum. Ärgert sie das sehr?

Die Enttäuschung hält sich in Grenzen. Und aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es gibt auch wichtigere Dinge im Moment. Der Brunnen sollte nur mit Hilfe von Spenden gebaut werden. Und die Wittichenauer sind in dieser Hinsicht immer wieder sehr gefragt. Ich denke da nicht nur an die katholische Kirche, sondern an die zahlreichen Vereine, die immer wieder auf Sponsoren angewiesen sind.

Die Sanierung der Pfarrkirche soll auch beendet werden. Gelingt das in diesem Jahr?

Nicht komplett. Der Turm soll 2012 in neuem Glanz erstrahlen. Die Kirchsanierung ist auch ein Projekt, das anteilig durch städtische Mittel finanziert wird. Nachdem die Außenanlagen auf der marktgelegenen Seite fertig sind, fehlt noch der hintere Bereich. Das ist dann zum Abschluss im nächsten Jahr geplant. Eine reichliche Million Euro soll dann verbaut sein. Die Gesamtfinanzierung wird zu 33% aus Bundesmitteln, zu 33% aus Landesmitteln, zu 10% aus dem kommunalen Haushalt und zu zirka 23% aus Eigenmitteln der katholischen Kirche abgedeckt.

Eine andere Baustelle im übertragenen Sinne ist das Thema Abwasser. Es sieht danach aus, dass die Entsorgung teurer wird. Warum?

Nach fünf Jahren müssen wir neu kalkulieren. Im Eigenbetrieb Klärwerk muss investiert werden. Unsere Kläranlage in Neudorf ist mittlerweile fast 20 Jahre alt. Einige Dinge sind zu erneuern. Wir haben immer noch nicht unser Klassenziel bei der Entschuldung erreicht. Wir wollen nichts teurer machen, die Entsorgung muss aber kostendeckend sein. Wir stehen in Verhandlungen mit der Gemeinde Lohsa über die Einleitgebühren für einige Knappensee-Orte. Ich hoffe, dass wir uns fair einigen. Auch mit der Nachbargemeinde Oßling, die teilweise zentral in unsere Anlage einleitet, stehen Gespräche an.

Sie klingen sehr zuversichtlich. Was macht Sie so optimistisch, dass es insgesamt vorwärts geht in Wittichenau?

Wir haben in der Stadt einen kleinen Boom in Aussicht. Es stehen viele Bauarbeiten an. Zudem gibt es positive Signale, was die Steuereinnahmen angeht. Wir haben deshalb schon mehr investive Schlüsselzuweisungen angekündigt bekommen, als wir im Doppelhaushalt eingestellt haben. Vielleicht können wir uns künftig etwas mehr leisten als gedacht. Und ich sehe die Bevölkerungsentwicklung in Wittichenau nicht so düster, wie sie der Wirtschaftsforscher Joachim Ragnitz kürzlich in der SZ für die Oberlausitz prognostiziert hat. Wir haben auch Berechnungen. Durch unsere ziemlich stabile Einwohner- und Geburten-Kennziffern in den letzten Jahren haben wir die negative Entwicklung nicht so gespürt wie andere Gemeinden. Wir haben heute noch bedeutend mehr Einwohner als 1990. Ich denke, wir werden uns bei etwa 6 000 Einwohnern halten. Tendenz eher steigend. Das ist auch ein Grund, warum wir im Bereich der Kinderkrippenplätze in Schwierigkeiten geraten.

Wie wollen sie auf diese Schwierigkeiten reagieren?

Es laufen die Vorplanungen für die Erweiterung der CSB-Kita um 20 Plätze. Wir untersuchen derzeit Varianten, in welcher Form das schon in diesem Jahr möglich ist. Wir müssen als Kommune die notwendigen Kapazitäten bereitstellen, auch für Hortplätze. Bei den Geburten sieht es so aus, dass wir bei etwa 55 pro Jahr liegen. Das ist sehr erfreulich.

Sie blicken schon über das Jahr 2012 hinaus. Wie geht es Ihnen, nachdem 2011 auch krankheitsbedingt einiges liegengeblieben ist?

Es geht besser, und ich habe als langfristiges Ziel noch ein paar Wünsche. Da gehört auch die Rathauserweiterung dazu. Ich hoffe, dass ich das alles schaffe, was ich schaffen will. Man darf sich auch nicht übernehmen. Sonst bekommt man die Quittung dafür.

Gespräch: Hagen Linke



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