Wiederaufbau begann mit der Entkernung


von Tageblatt-Redaktion

Weil alles Zwischendecken abgerissen wurden, lässt sich vom Erdgeschoss aus bis zur Baustellenüberdachung blicken.
Weil alles Zwischendecken abgerissen wurden, lässt sich vom Erdgeschoss aus bis zur Baustellenüberdachung blicken.

Von Ralf Grunert

Es mutet an wie ein Werk des verstobenen Künstlers Christo, der vor Jahren den Reichstag in Berlin verpackt hat. Dabei ist es lediglich die Einhausung einer Baustelle in der Gartenstadt Lauta-Nord. Die hat aber solche Ausmaße, dass das Mehrfamilienhaus Conrad-Blenkle-Straße 42 bis 48 komplett unter einer Überdachung und hinter Plastikbahnen verschwindet.

Der Wiederaufbau des Wohnhauses, dessen kompletter Dachstuhl in den Abend- und Nachtstunden des 8. April in Flammen gestanden hat, ist im Gange. Begonnen hat er eine Woche nach dem verheerenden Großbrand, bei dem 16 Mieter ihr Zuhause verloren haben – mit Abriss.

Das Feuer hat zwar nur den kompletten Dachstuhl vernichtet. Die darunter liegenden zwei Etagen wurden durch den massiven Löschwassereinsatz aber ebenfalls geschädigt. Ein von der TAG Immobilien AG als Eigentümerin des Hauses engagierter Gutachter hat empfohlen, ein auf Brandschutzsanierung spezialisiertes Unternehmen mit dem Wiederaufbau zu beauftragen. Unter Regie der Experten von der Firma Helot Wasser- und Brandschadensanierung begann schließlich die Entkernung des Gebäudes. Die Dachkonstruktion, die Dielungen und die Holzbalkendecke wurden abgerissen. Auch der stark durchnässte Innenputz musste entfernt werden, zählt der Helot-Projektleiter Uwe Mende die ersten Arbeitsschritte auf. Im Prinzip sind nur noch die Mauerwerkskonstruktion und die Decken über dem Kellergeschoss vom ursprünglichen Bauwerk übriggeblieben. „Vielleicht können wir auch die Fenster erhalten.“ Das steht aber noch nicht fest.

Verborgen hinter Plastikbahnen steht im Moment im Prinzip nur noch ein Gebäude-Skelett. Im Erdgeschoss stehend ist die Überdachung zu sehen. Das bleibt auch noch eine Weile so, denn die Trocknungsprozedur ist im Gange. Seit eineinhalb Wochen laufen die Lüfter und Ventilatoren fast ununterbrochen. Nur in den Nachtstunden wird aus Rücksicht auf die Nachbarschaft abgeschaltet. „Das Mauerwerk muss getrocknet und dann ertüchtigt werden.“ Zwischen vier und sechs Wochen jetzt im Sommer dauert allein das Trocknen, schätzt Uwe Mende. Anschließend erfolgt der Einbau der Stahlbeton-Decken. Mit der Errichtung der neuen Dachkonstruktion soll im August begonnen werden. Der Innenausbau könnte dann im Oktober starten. Mit der Fertigstellung rechnet der Experte im Verlauf des 1. Quartals 2015.

Acht Wohnungen können dann in der Conrad-Blenkle-Straße 42 bis 48 wieder bezogen werden. Drei davon sind übrigens schon für die bisherigen Mieter reserviert. Das ist von TAG-Teamleiterin Heike Baumgart zu erfahren. Für sechs Familien wurde nach dem Brand im April eine andere Wohnung in der Gartenstadt gefunden. Eine ältere Dame lebt inzwischen in einem Seniorenheim, eine andere bei Angehörigen in Hoyerswerda. Drei der sechs Familien wollen zurück, darunter auch Familie Zocher, die seit 1956 im Haus gewohnt und gleich nebenan einen kleinen Garten hat.

Bis dahin ist auf der von Planen eingehüllten und damit weitestgehend wetterunabhängigen Baustelle viel zu tun. Mit am Werkeln ist Ronny Kesse aus Lauta. Er hatte nach dem Brand beim Beräumen der Wohnung einer Angehörigen geholfen und seine Visitenkarte als Dienstleistungsservice den Helot-Leuten überlassen. Nun fungiert er auf der Baustelle als eine Art Vorarbeiter.

Wie viel die Wiederherstellung des denkmalgeschützten Gebäudes unterm Strich kosten wird, dazu wollte und konnte sich in dieser Woche vor Ort niemand äußernd. Die Schadenssumme von geschätzten rund 300 000 Euro, von denen kurz nach dem Brand die Rede war, wird aber definitiv und bei Weitem nicht ausreichen.



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Kommentare zum Artikel:

Amalia Baumbartner schrieb am

Vielen Dank für diesen Bericht. Brandschadensanierung ist ja ein sehr aufwändiges Unterfangen. Viel Glück beim weiteren Wiederaufbau.

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