Wie zeigt sich Hoyerswerda der Welt?


von Tageblatt-Redaktion

Am Platz der Nationen in Hoyerswerda soll irgendwann auch der Kunst- und Technikweg vorbeiführen. Doch der ist bislang nicht mehr als eine Idee in einem Konzept.  Foto: Uwe Schulz
Am Platz der Nationen in Hoyerswerda soll irgendwann auch der Kunst- und Technikweg vorbeiführen. Doch der ist bislang nicht mehr als eine Idee in einem Konzept. Foto: Uwe Schulz

Dies ist eine Geschichte über zwei große Worte. Der Begriff Image kommt aus dem Englischen. Übersetzt ist es nichts als ein Bild. Er bezeichnet also nicht etwa eine Faktenlage, sondern einen Anschein. Das Synonymwörterbuch bietet die Ausdrücke Ruf, Reputation oder Eindruck an. Marketing wiederum ist ein Bündel von Maßnahmen, die unter anderem zur Image-Verbesserung beitragen sollen. Diese Begriffs-Einordnung macht deutlich, was die Worte von Olaf Dominick, dem Büroleiter von Oberbürgermeister Stefan Skora, bedeuten, wenn er sagt, das Seenland-Festival im Juli in Klein Partwitz habe einen „eindeutigen Imagegewinn für Hoyerswerda und das Lausitzer Seenland“ mit sich gebracht.

„Das Engagement für ein besseres Leben der Menschen mit Behinderung bringt in Bezug auf das Image der Stadt wichtige Pluspunkte.“ So steht das im vor anderthalb Jahren im Stadtrat bei vier Enthaltungen gebilligten Marketing-Konzept „Die Kunst der Stunde“. Die Rede ist da von einem Festival „Kunst(t)raum grenzenlos“, mit dem die Lausitzhalle sehbehinderten und gehörlosen Menschen mittels Technik kulturelle Veranstaltungen zugänglich machen soll – ganz der Marketing-Idee folgend, à la Konrad Zuse Kunst und Technik zu verbinden. Vom Seenland-Festival dagegen steht in dem Konzept nichts. Es ist bekanntlich mit einem Minus von 2,5 Millionen Euro beendet worden. Was „Kunst(t)raum grenzenlos“ gekostet hätte, ist unklar. Gleiches gilt für ein im Konzept verankertes „Let-it-bit“-Festival mit Elec-tric-Dance-Künstlern. Auch hier soll laut Konzept die Lausitzhalle zuständig sein.

Finanzielle Gründe nennt das Rathaus dafür, dass aus dem 112-seitigen Marketing-Konzept bisher nicht viel mehr als Vorschläge zum Konrad-Zuse-Jahr 2012 aufgegriffen worden sind. Und warum tauchte dann zur Image-Verbesserung aus dem Nichts das Seenland-Festival auf? „Die im Marketing-Konzept enthaltenen Vorschläge werden nicht als abschließend betrachtet. Daher sind neue Ideen zur Vermarktung immer gefragt. In diesem Zusammenhang sind auch Vorbereitung und Durchführung eines Seenland-Festivals zu sehen“, sagt Olaf Dominick. Doch sind Rock und Pop am See dem vom Stadtrat gebilligten Marketing-Gedanken, Kunst und Technik zu verbinden, ähnlich nahe wie „Let-it-bit“ oder „Kunst(t)raum grenzenlos“?

Immerhin: Lausitzhallen-Chef Sven Tietze sagt, er habe das Konzept durchaus gelesen. Und immerhin sagt Olaf Dominick, mit der erfolgten Neuordnung im Bereich der städtischen Kultur habe man Voraussetzungen geschaffen, Vorschläge aus dem Konzept nun auch finanziell umzusetzen. So steht im Wahlprogramm von Stefan Skora „Umsetzung unserer städtischen Marketingmaßnahmen, beginnend mit dem Kunst- und Technikweg, der die Neu- und die Altstadt stärker miteinander verbindet“. Es geht um eine Art festen, auch so markierten Spazierweg zu Attraktionen in der Stadt. Skora macht also klar: Die rund 20 000 Euro, die das Marketing-Konzept gekostet hat, sollen nicht umsonst ausgegeben worden sein – zumal das Rathaus sich Sponsoren gesucht hatte, um das Papier bezahlen zu können.

Erarbeitet hat es die Görlitzer Marketing-Agentur „Die Partner“, die sich unter der Rubrik „Redaktion, Layout, Fotografie“ auch auf Skoras aktueller Wahlkampfbroschüre findet. Schon 2006 hatte sie für CDU, FDP, SPD und Freie Wählervereinigung Stadtzukunft die Werbekampagne zur OB-Wahl gestaltet, die Stefan Skora letztlich ins Amt brachte.
Basis für das Marketing-Konzept war laut Olaf Dominick eine drei Jahre später zwischen Stadt und „Die Partner“ vereinbarte längerfristige Zusammenarbeit zur Überarbeitung der Öffentlichkeitsarbeit und der Positionierung der Stadt. Ergebnisse waren ein neues Stadt-Design („Wir lieben Ideen“), eine Imagebroschüre und auch ein neu gestalteter Internet-Auftritt. Bis heute betreuen „Die Partner“ die Webseite technisch.

Und Ergebnis waren eben auch zwei Ratsbeschlüsse im Marketing-Konzept im Februar 2010 und im April des darauf folgenden Jahres. Sie zielen darauf ab, die Gunst von Touristen, Investoren und neuen Einwohnern zu gewinnen. Im Ratsbeschluss von 2011 wird in diesem Zusammenhang auch auf sinkende Einnahmen und steigende Kosten verwiesen. „Bei knapper Kasse steigen die Bedeutung der Marketingeffizienz und die damit verbundene Notwendigkeit, sich auf wenige Themen zu konzentrieren“, heißt es da.



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