Wie Hunde und Postler Freunde werden


von Tageblatt-Redaktion

Sieht nur aus der Perspektive gefährlich aus: Astor freut sich über das von Harald Pinkwart mitgebrachte Schmäckerchen
Sieht nur aus der Perspektive gefährlich aus: Astor freut sich über das von Harald Pinkwart mitgebrachte Schmäckerchen

Nicht die Post-Uniform ist das Problem eines Hundes. „Das Problem ist, dass Sie in seinem Revier ein Fremder sind!“ So kurz kann Jörg Ulbricht das bekanntlich spannungsgeladene Verhältnis von Postbote und Hund zusammenfassen. Der Chef der Hunde- und Wildnisschule aus Freital tat das diese Woche im Zustellstützpunkt im Gewerbegebiet Nardt. Von hier schwärmen jene 20 Zusteller aus, die tagtäglich in den Dörfern rund um Hoyerswerda die Post bringen und damit auch tagtäglich mit Hunden zu tun haben.

Durchschnittlich 1 800- mal im Jahr, so eine Post-Statistik, schnappen Vierbeiner deutschlandweit nach Postboten. „Wir hatten jahrelang Ruhe. Aber dieses Jahr gab es leider schon vier Hundebisse“, erzählt Bärbel Schulze, die in Nardt für den Arbeitsschutz zuständig ist. Also beantragte sie bei ihrer Chefin kurzerhand die Schulung mit Jörg Ulbricht. Denn das letzte Tier-Mensch-Training in Nardt lag mittlerweile ein gutes Jahrzehnt zurück.

„Der tut nichts ...“ hat der Freitaler sein Seminar überschrieben. Doch das stimmt natürlich nicht immer. „Wir haben es mit einem Beutegreifer zu tun“, schärfte er den Zustellern ein. Andererseits ist jeder Hund auch anders. Ein Bello gewöhnt sich an den täglichen Besuch des Briefträgers und wird täglich zutraulicher. Ein anderer hingegen wertet den Umstand, dass der Zweibeiner von der Post nach dem Zustellen wieder verschwindet, als Erfolg lauten Gebells. Also wird er folgerichtig täglich aggressiver, wenn der Mensch in Blau-Gelb die Unverschämtheit besitzt, wiederholt aufzutauchen.

Und im Fall eines Hundebisses gibt es neben den Schmerzen noch einige andere Tücken. So braucht man ein Attest, dass der Angreifer keine Tollwut hat. Ansonsten gibt´s eine Spritze. Einmal lässt man sich so etwas sicher gerade noch gefallen. Doch eine Postbotin, die seit 23 Jahren in Hoyerswerda Dienst tut, ist inzwischen viermal gebissen worden. „Das war immer eine ziemliche Rennerei hinterher“, berichtet sie. Also kann es sicherlich nicht schaden, sich von einem Profi Tipps zu holen, wie man Konfrontationen mit Rex und Co. möglichst umgeht.

Und Jörg Ulbricht empfiehlt nicht nur, möglichst fünf Meter Abstand zu halten, sich langsam zu bewegen oder sich niemals über einen Hund zu beugen. Er hatte für den praktischen Teil seines Unterrichts auch Astor, Ciro und Dolly mitgebracht, drei Hunde mit ziemlich unterschiedlichen Temperamenten. Die Postboten ließen sich beschnüffeln, vom Hundetrainer die zuvor theoretisch erläuterten Situationen noch einmal praktisch zeigen und Zusteller Harald Pinkwart zog prompt etwas Trockenfutter aus der Tasche. „Gut, das baut eine Brücke zum Tier“, lobte Jörg Ulbricht.

Aber auch hier gibt es Tücken, erläuterte er: Ein tägliches Leckerli könnte den Hund eines Tages fordernd werden lassen und einen Kollege, der den Postboten vertritt, in Schwierigkeiten bringen. Zudem sollte der Hund immer zu Anfang gefüttert werden. Tut man es zum Ende, könnte er das für eine Art Vertreibungs-Lob halten. Man kann mit so einem Hund eben eine Menge falsch machen. Den Zustellern aus Nardt wird das hoffentlich erst einmal nicht mehr passieren. Vier Bisse in einem halben Jahr sind ja sicher auch mehr als genug.



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