Wie Hoyerswerdas Altstadt aufblühte


von Tageblatt-Redaktion

Unternehmer Guido Schmidt hat mehrere Häuser in der Altstadt Hoyerswerdas vorm Verfall gerettet – so auch das etwa 100 Jahre alte Kulturhaus der Bahn an der Steinstraße, das lange leer gestanden hatte. Es trägt nun den Namen des Ehrenbürgers Alwin Stein.
Unternehmer Guido Schmidt hat mehrere Häuser in der Altstadt Hoyerswerdas vorm Verfall gerettet – so auch das etwa 100 Jahre alte Kulturhaus der Bahn an der Steinstraße, das lange leer gestanden hatte. Es trägt nun den Namen des Ehrenbürgers Alwin Stein.

In der Serie „25 Jahre Hoyerswerdaer Wochenblatt Verlag“ blickt das HOYERSWERDAER TAGEBLATT anlässlich des Verlags-Jubiläums auf die zehn spannendsten Geschichten aus den ersten zehn Wochenblatt-Ausgaben zurück. Hier ein weiterer Teil - diesmal zum Beitrag "Was wird aus der Altstadt?" in der Ausgabe vom 21. September 1990:

Von Tobias Hoeflich

Aus der Not eine Tugend machen: So kann man Guido Schmidts Einstieg in die Immobilienbranche wohl bewerten. In den 90er-Jahren hatte der heute 40-Jährige aus Hoyerswerda genug von der Neustadt, genug vom Leben in der Platte. Er wollte auf die andere Seite der Schwarzen Elster, in die Altstadt. Nur: „Ich habe da nichts gefunden“, erinnert sich der Geschäftsführer der Firma Bau-Schmidt. Viele Häuser waren heruntergekommen, die Farbe Grau dominierte in den Straßen. „Da dachte ich: Dann musst du es eben selbst machen.“

An der Kocorstraße, unweit des Bahnhofs, kaufte Guido Schmidt einen Altbau und sanierte ihn. Probleme, Mieter für die Wohnungen zu finden, hatte er keine. Im Gegenteil, das Interesse war enorm. Und so sanierte er mit seiner Firma weitere Gebäude in der Altstadt, zuletzt das alte Kulturhaus der Bahn an der Steinstraße. Die Villa trägt nun den Namen Alwin Steins, einst Vorsteher der Eisenbahnwerkstätten und Ehrenbürger Hoyerswerdas. Sanierung und Umbau waren nicht billig, denn der Denkmalschutz stellte hohe Auflagen. Doch so viel wie möglich zu bewahren, war auch der Wunsch des Unternehmers: „Ich wollte meiner Heimatstadt dieses Stück Geschichte erhalten.“

Dass Hoyerswerdas Altstadt heute wieder strahlt und fast sämtliche Altbauten saniert wurden, ist keinesfalls selbstverständlich. Zu DDR-Zeiten lagen Pläne mit großflächigen Abrissen in der Schublade. Auch wenn zu Beginn der 80er-Jahre die Nord- und Ostseite des Marktes saniert wurde, ist damals zum Teil auch historische Bausubstanz, etwa in der Grün- und Spremberger Straße, einfach beseitigt worden. Mit dem Ende der DDR und der politischen Wende änderten sich aber die Vorzeichen: Ein Ideenwettbewerb zur Entwicklung der Altstadt wurde im Rathaus ausgerufen, wie in der siebenten Ausgabe des WOCHENBLATTS vom 21. September 1990 zu lesen ist. Den sechs Architekten und Architekturbüros machte die Stadtverwaltung dabei klare Vorgaben: So sollte etwa der historische Grundriss gewahrt, möglichst viel Altbausubstanz erhalten werden. Ebenso galt es, den fließenden Verkehr zu reduzieren und Fußgängerbereiche zu schaffen.

Dass die Aufwertung der Altstadt nicht von heute auf morgen geschehen würde, war damals schon klar. „Optimisten meinen, noch im nächsten Jahr wird mit dem Bau begonnen. Realisten fügen hinzu, es wird aber wenigstens vier, fünf Jahre dauern, bis die Altstadt einigermaßen so aussieht, wie das heute noch unbekannte Modell es vorsehen wird“, ist im Artikel von 1990 zu lesen. Initialzündung für die Entwicklung des Stadtkerns war vor allem die Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm 1992 sowie ein Jahr später die Festlegung als Sanierungsgebiet. Das brachte zum Beispiel Fördergelder, mit denen Häuser und Straßen aufgehübscht werden konnten. So konnte TAGEBLATT schon 1998 titeln, dass die Altstadt „kaum noch alt aussieht“. Um die Jahrtausendwende waren schon viele Häuser saniert und somit vorm Verfall gerettet.

Das alles ist vor allem privaten Eigentümern und Investoren zu verdanken, betont Hoyerswerdas Stadtsprecher Bernd Wiemer. Grundlage für deren Engagement waren sicher die neuen Mittel und Möglichkeiten, welche die Wende mit sich brachte. Er verweist aber ebenso auf die Tätigkeit der Wohnungsunternehmen, die ihre Bestände sanierten oder, wie zum Beispiel in der Spremberger Straße, neu bauten. „Aktuell zu nennen ist auch unser Fördergebiet Zentrenbereich Altstadt Hoyerswerda, mit dem wir in das Bund-Länder-Programm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren aufgenommen wurden“, so Bernd Wiemer. Das ziele vor allem auf Erhalt und Weiterentwicklung dieser zentralen innerörtlichen Versorgungsbereiche als Standorte für Wirtschaft und Kultur sowie als Orte zum Wohnen, Arbeiten und Leben.

So kommt es, dass die Altstadt inzwischen fast komplett saniert ist, viele Baulücken geschlossen wurden – und für Investoren kaum noch etwas zu holen ist. Zumindest was Altbauten betrifft, wie Bauunternehmer Guido Schmidt sagt. Weil Wohnraum in der Altstadt aber nach wie vor gefragt ist, wird auch neu gebaut. Dabei sei als Beispiel nur das „Altstädter Eck“ der Genossenschaft Lebensräume an der Spremberger Straße erwähnt. Hier will Guido Schmidt nun ansetzen: Er hat sich in unmittelbarer Nähe zwei Grundstücke gesichert, plant den Bau von zwei Dreifamilienhäusern. Den Antrag dafür hat er kürzlich bereits im Rathaus abgegeben. Er ist sicher, dass die Wohnungen schnell vermietet sind: „Es gibt immer noch viele, die raus aus dem Plattenbau, die einfach in ein schöneres Umfeld wollen.“



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