Wie freundlich ist Hoyerswerda für Rollstuhlfahrer?

Hoyerswerda ist keine Musterstadt, wenn es um Rollstuhltauglichkeit geht. Zu dieser Erkenntnis kommt das Internetportal „Wheelmap“ des Berliner Vereins „Sozialhelden“. Von den rund 30 getesteten Orten in der Altstadt sind sieben nicht vollständig stufenlos erreichbar. Der Bahnhof fiel ganz durch. Auf Neustädter Seite schnitten unter anderem die Mittelschule am Planetarium und der Parkplatz am Sportforum schlecht ab. Restaurants, Museen, Bahnhöfe, Bibliotheken, Bushaltestellen, Bäcker – in dem Atlas für Rollstuhlfahrer werden öffentlich zugängliche Orte auf Barrierefreiheit überprüft und über das Ampelsystem bewertet. Grün werden stufenlose Orte mit Rollstuhl-WC markiert. Bei einer Eingangsstufe gibt es die Farbe Gelb, bei mehreren Stufen Rot. Benoten darf jeder Internetnutzer, der sich zuvor den Kriterienkatalog angeschaut hat. Die Mehrzahl der Plätze in Hoyerswerda wurde noch nicht bewertet.
Einen derartigen Atlas für Rollstuhlfahrer in der Stadt gibt es laut Behindertenbeirat bisher nicht – weder im Internet noch in gedruckter Form. Das Gremium äußerte sich gegenüber TAGEBLATT positiv über das Projekt. „Von den bei uns verkehrenden Rollstuhlfahrern haben alle Internetanschluss“, sagt die Leiterin der Geschäftsstelle, Petra Heine. Ihr war die interaktive Internetplattform bisher nicht bekannt. „Damit sie allen etwas nutzt, müsste sie bekannter werden.“
Kritiker sagen, dass vor allem ältere Menschen wohl kaum von dem Angebot Gebrauch machen werden. Der Gründer von „Wheelmap“, Raul Krauthausen, will den Atlas deshalb drucken lassen. Auch das sei problematisch, weil die Karten fast täglich aktualisiert werden. Eine Lösung wäre, sich den aktuellen Atlas zum Beispiel an Touristinformationen oder in Bürgerbüros ausdrucken zu lassen. Auch Callcenter, in denen sich ältere Menschen über die Rollstuhltauglichkeit von bestimmten Orten informieren können, kämen infrage.
Vor zwei Jahren wurde das Projekt „Wheelmap“ mit dem VZ Award ausgezeichnet, dem Publikumspreis des Deutschen Bürgerpreises. Der Internetgigant Google sponsorte sogar einen Fernsehwerbespot, um das Projekt in Deutschland bekannter zu machen. In Hoyerswerda sind bislang rund 80 Orte eingetragen.
Kommentare zum Artikel:
Peggy Haufe schrieb am
Hallo, ich bin im 3. Lehrjahr der staatlich anerkannten Heilerziehungspflegerin und schreibe gerade in diesem Zusammenhang meine Facharbeit über Barrierefreiheit in Hoyerswerda im Hinblick auf die UN-Konvention. Ich gebe euch in einem Punkt soweit Recht, dass viele Orte für Rollstuhlfahrer nicht wirklich gut oder nur schwer erreichbar sind. Aber Barrierefreiheit fängt schon damit an, dass Beschilderungen in Braillenschrift oder gut lesbar sein sollen. Und in Hoyerswerda leben nicht nur Menschen mit Behinderungen die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, sondern auch andere Menschen mit Behinderungen. Auch wird die Inklusion und Integration sehr groß geschrieben und da hat unser Hoyerswerda sehr viel zu bieten, was ich selber nicht dachte. Viele eigentlich fast alle Kultur- und Freizeiteinrichtungen wurden Barrierefrei gebaut oder sind gerade im Bau. Diesen wichtigen Aspekt sollte man nicht vergessen und das da nicht alle Orte in Hoyerswerda optimal oder Stufenlos erreichbar sind kann man glaub ich verzeihen. Und vielleicht wird es ja noch geändert. Beim Bahnhof gebe ich euch allerdings Recht, aber das hat nun mal unsere Stadt nicht zu verantworten. Dafür ist unser Stadtlinienverkehr und die dazugehörigen Bushaltestellen eine super Sache für alle Rollstuhlfahrer. :)
Liebe Grüße Peggy aus Hoyerswerda
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