Wie der Matusch-Teich zu seinem Namen kam


von Tageblatt-Redaktion

Damit der Teich auch in Zukunft ein Kleinod für Lohsa bleibt, wurde er unter der Regie des Anglerverbandes „Elflorenz“ Dresden saniert - aktuell wird wieder Wasser eingelassen.
Damit der Teich auch in Zukunft ein Kleinod für Lohsa bleibt, wurde er unter der Regie des Anglerverbandes „Elflorenz“ Dresden saniert - aktuell wird wieder Wasser eingelassen.

Von Andreas Kirschke

Seerosen und Schilf wuchsen, sogar eine Fontäne sprudelte einst im Teich an der heutigen Lohsaer Schule. Ursprünglich hieß er Matusch-Teich. „Er ist nach meinem Großvater mütterlicherseits benannt. Johann Matusch hat dort am Teich gewohnt“, erzählt Hubert Arle. Der 92-jährige Lohsaer liest in seinem Ahnenbuch. Dort ist sein Großvater als „Johann Matusch. Geboren am 1.9.1853 in Lohsa als Kind des Johann Matusch und dessen Frau Anna Matusch geborene Bartsch“ vermerkt. Von Beruf war er Postschaffner. Das hieß so viel wie „Einfacher Dienst“. Dieser konnte von der Tätigkeit als Briefträger bis zur Verwaltungsarbeit reichen.

„Der Teich hatte Seerosen. Er war in etwa genauso groß wie heute“, erzählt Hubert Arle. 1939 kam er als 16-Jähriger erstmals nach Lohsa zu Besuch. Kurioses offenbart sein Ahnenbuch. Sein Großvater mütterlicherseits (1853-1903), der Urgroßvater mütterlicherseits (1824-1888) und der Ururgroßvater mütterlicherseits (1795-1859) hießen jeweils Johann Matusch. Die zwei Letzteren waren Landwirte. Gleich in der Nähe des Matusch-Teichs lagen die Brutteiche, der Luisenteich, der Marienteich (am Zusammenfluss Kleine Spree / Umflutgraben) und der Friedrichsteich im Park linksseitig am Weg von Neida nach Lohsa. So vermerkt es Chronist Heinz Menzel.

„Matuschs Haus war ein kleines Fachwerkhaus mit Strohdach gedeckt. Ein großer Teil des Hauses war Ende der 1920er-Jahre abgebrannt. Der Teich hatte geholfen, damals den Brand zu löschen“, erzählt die Lohsaer Anwohnerin Gertrud Mechelk (89) aus ihrer Kindheit. „So hat es mir meine Großmutter väterlicherseits, Maria Mechelk, geborene Budar aus Ratzen, geschildert. Familie Matusch wohnte in den Gebäuderesten und ließ dann auf der heutigen Schulseite wieder neu bauen.“

Im Matusch-Teich wuschen heimische Pferdehalter wie Max Mechelk, Hermann Meltschak, August Kieschnick, Karl Schuster und Johann Mechelk ihre Pferde mit Wasser und Seife. Das tat den Tieren gut. Sie glänzten daraufhin wie Speckschwarte. „Oft fuhren die Besitzer gleich mit dem Pferdewagen in den Teich hinein. So quoll das Holz der Räder auf, und die Wagen hielten länger“, erzählt Gertrud Mechelk.

Der Matusch-Teich, so schildert die 89-Jährige, enthielt klares Wasser. Es kam direkt aus der Spree. Oft spülten die Frauen ihre gewaschene Wäsche im Teich. Erst mit dem Einfluss der Färbereien im Oberland, die ihre Abwässer in der Spree entsorgten, wurde das Wasser im Matusch-Teich trüber und verschmutzter.
Am Teich trafen sich Sonnabend nach Feierabend oft die Frauen. „Hier war ein Stelldichein“, sagt die Lohsaerin. „Im Teich lag auch ein Kahn. Der Schmiedemeister Kurt Leinert hatte ihn für seine Kinder Ingeborg und Manfred bauen lassen von Tischlermeister Kurt Müller aus Lohsa. Oft sind sie am Abend dort Kahn gefahren. Wir anderen Kinder sahen sehnsüchtig zu.“

Den Matusch-Teich, so Gertrud Mechelk, bewirtschaftete Fischwirt Albert Ringpfeil. 1930 hatte der Hoyerswerdaer die Bewirtschaftung der Lohsaer und Warthaer Teiche als Angestellter der Eintracht AG übernommen. Vor allem Karpfen lebten damals im Teich. Bäckermeister Walter Loos, begeisterter Angler, fütterte sie später regelmäßig. „Im Winter spielten die Kinder gern Eishockey auf dem Teich. Es war unser Sport- und Kulturteich“, erinnert sich die 89-jährige Lohsaerin. „Oft spielten die Kinder im Winter dort «Kožanka».“ Gemeint ist langsames Laufen über das brüchige dünne Eis. So bildeten sich darunter kleine Wellen. Diese „liefen“ vor den Kindern her. „Das war Gaudi. Das war wie Sport für die Kinder“, erzählt Gertrud Mechelk. „Einmal ist mein Cousin Erich Krautschick aus Weißig eingebrochen. Er musste dann solange auf der warmen Ofenbank sitzen, bis die Sachen getrocknet waren.“

Der Matusch-Teich hatte einen natürlichen Zu- und Abfluss. Er wurde gespeist aus der Spree. „Oft haben wir mit dem Wasser sogar unseren Garten gegossen“, erinnert sich Gertrud Mechelk. „Das war die Arbeit für uns Kinder damals.“ Der Tagebau Werminghoff II sorgte für abrupte Veränderungen. Die Spree wurde 1943/ 1944 begradigt, das natürliche System des Zu- und Abflusses für den Matusch-Teich unterbrochen. Das Wasser in ihm blieb dennoch erhalten. „Im Volksmund kamen mit Errichtung der Schule 1955 immer mehr die Bezeichnungen «Schul-Teich» und «Dorf-Teich» auf“, schildert die Lohsaerin. Nie vergisst sie den schönen Anblick mit Springbrunnen. Nie vergisst sie die singenden Frauen am Teich. Die jetzt erfolgte naturnahe Wiederherstellung des Gewässers freut sie: „Die Bäume ringsum werden dankbar sein, wenn sie wieder Wasser bekommen.“



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