Wer zwitschert da am frühen Morgen?


von Tageblatt-Redaktion

Siegfried Krüger mit zwei der von ihm verfassten Bücher. Singvögel sind sein Metier.  Foto: Rainer Könen
Siegfried Krüger mit zwei der von ihm verfassten Bücher. Singvögel sind sein Metier. Foto: Rainer Könen

Von Rainer Könen

Piep-tschilp-gu-ruh-djürr. Ist es nicht herrlich? Zum Frühling gehört auch dieses melodisch kunterbunte Konzert der Singvögel, das nun in den frühen Morgenstunden wieder zu hören ist.

Doch wessen Gesang lauscht man da überhaupt? Jemand, der das morgendliche Gezwitscher recht gut unterscheiden kann, ist der 78-jährige Siegfried Krüger aus Hoyerswerda. „Derzeit sind vor allem die Vögel zu hören, die hier überwintert haben“, so der Hobby-Ornithologe. Das seien Blau- und Kohlmeise, mehrere Taubenarten, Rotkehlchen, Amsel und Star, um nur einige zu nennen. Amseln und Kohl-meisen gehörten zu den Vögeln, die man frühmorgens am häufigsten höre, erzählt der frühere Maschinenbau-Ingenieur.

Aber warum singen Vögel überhaupt? Experte Krüger erzählt, dass die Piepmätze mit ihrem Gesang ihr Revier abstecken oder einen guten Brutplatz behaupten. Und nicht zu vergessen: Wer am schönsten singt, hat in der Vogelwelt bei der Partnerwahl die allerbesten Chancen. Es ist also dort wie im richtigen Leben. Krüger erwähnt auch die Mönchsgrasmücke. Das ist eine Singvogel-Art, die sich in den vergangenen Jahren in Hoyerswerda ausgebreitet hat, Gärten und Parks bevorzugt. In der Regel beginnen diese Vögel eine Stunde vor Sonnenaufgang ihr munteres Konzert.

Krüger, der es in diesen Tagen wieder genießt, dem morgendlichen Gesang der Vögel zuzuhören, beschäftigt sich seit mehr als 40 Jahren mit der hiesigen Vogelwelt, hat in den vergangenen Jahren einige Bücher veröffentlicht. In seinen Werken hat er sich mit Vögeln wie Kernbeißer und Brachpieper intensiver beschäftigt. Als Naturschutzbeauftragter der Stadt Hoyerswerda weiß er um den Bestand der hier lebenden Singvögel, der in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Was zum einen mit den milden Wintern als auch mit der Winterfütterung zusammenhängt. Doch auch für die geschulten Ohren von Siegfried Krüger ist es manchmal alles andere als einfach, jeden Sänger zu identifizieren. Was daran liegt, dass es Vögel gibt, die nicht nur facettenreich tirilieren, sondern auch andere Arten imitieren können. Da kann es dann schon mal zu Verwechslungen kommen.

Apropos Verwechslungen: In einer Stadt wie Hoyerswerda ist ja am Tag nicht nur Baustellenlärm zu hören, sondern auch andere Geräusche wie Handyklingeln oder Weckergeräusche. Diese einfachen Melodien scheinen vor allem Amseln und Staren zu liegen. Es gibt Vögel, die haben diese menschengemachten Geräusche in ihr tägliches Gesangsrepertoire eingebaut. Eine Spezialität der Männchen. Sollte man also morgens tatsächlich mal ein Handy im Baum klingeln hören, der Wecker einen um vier Uhr nachts aus dem Bett holen, dann könnte es auch daran liegen, dass es ein kleines gefiedertes Kerlchen war, welches nur ein Weibchen sucht.

Bleibt da nur noch die Frage zu klären, warum Vögel vor allem frühmorgens und abends in der Dämmerung singen? Das sei ganz einfach, erklärt der 78-jährige Hobby-Ornithologe Krüger. „Irgendwann werden ja die Jungvögel in den Nestern wach und haben Hunger.“ Dann, so Krüger, beginne die ganztägige Essenssuche. Zeit zum Singen bleibt da erst wieder, wenn alle Schnäbel gefüttert sind.



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