Wenn’s knallt, geht’s ab


von Tageblatt-Redaktion

n Blau-Weiß, mit Schminke und einem frechen Grinsen unterwegs. Michael Kliemank, gebürtiger Wittichenauer, führt seit Jahren als Vorläufer mit seiner Peitsche den Karnevalsumzug an.
n Blau-Weiß, mit Schminke und einem frechen Grinsen unterwegs. Michael Kliemank, gebürtiger Wittichenauer, führt seit Jahren als Vorläufer mit seiner Peitsche den Karnevalsumzug an.

Von Hagen Linke

Einen Glühweinbecher hat er mal erwischt. Der Besitzer war fahrlässig. Wenn Michael Kliemank an der Spitze der Faschingsumzüge in Wittichenau läuft, hat er immer die Lederpeitsche dabei.

Dann wird’s laut. Man könnte den durchtrainierten jungen Mann als „Knaller“ bezeichnen, als Vorläufer oder als Peitschenclown. Er ist vor allem wichtiger Akteur der Umzüge, denn er räumt den Weg frei. Aber nie ohne Vorwarnung, denn Kliemank hat seine Mitläufer. Über den Mann mit dem Glühwein mitten auf der Straße sagt er: „Er war selber schuld.“ Denn so lustig es auch ist – die Umzüge durch die engen Straßen sind für die Veranstalter eine Frage der Sicherheit, vor allem am Rosenmontag, wenn die großen Wagen rollen.

Der Peitschenmann ist also vor allem eins: Respektsperson. „Am Anfang war ich relativ zaghaft“, erzählt der 28-Jährige. Zum erstem Mal schwang er in der Saison 2002/2003 die Peitsche, als ein Kappenbruder Michael Kliemank ansprach, ob er das Amt übernehmen würde. Einer der Vorgänger im Amt war der Nachbar des Elternhauses und zeigte, wie es geht. Der Nachfolger probierte es und blieb dabei, sogar seit einigen Jahren beim Weiberfasching.

Übung und Geschick sind nötig, um die Spitze des 3,50 Meters langen Seils zum Knallen zu bringen. „Die Peitsche muss ruhig in der Luft liegen, damit man sie unter Kontrolle hat.“ Damit es überhaupt knallt, muss man noch ein dünnes Bändchen an der Spitze anbringen, erklärt Michael die physikalischen Gesetze. Es kam schon vor, dass Zuschauer nach der Peitsche griffen, das kann gefährlich werden, sagt er. Aber die meisten Zuschauer am Rande haben schon Respekt. „Beim Kreiseln in Gesichtshöhe gehen sie zurück“.

Es ist für den Karnevalsverein unmöglich, an der kompletten Umzugsstrecke Absperrungen aufzustellen. Es gibt auch Abschnitte, wo der Peitschenmann untätig bleiben muss, da es zu wenig Platz gibt, wie in der Bautzener Straße. Dort ist es zu gefährlich ist, jemanden zu treffen.

Der 28-Jährige ist fit. Seitdem er auch beim Weiberfasching die Peitsche schwingt, spürt er die Belastung der rechten Schulter deutlicher. Dass Kliemank auch Torhüter bei den Fußballers der DJK Blau-Weiß ist, ist für seine Faschingsaufgabe nicht hinderlich, im Gegenteil. „Man sieht Bewegungen aus dem Augenwinkel etwas besser.“ Und so wird er sicher auch noch ein paarmal im Einsatz auf den Wittichenauer Straßen sein, auch wenn ein wenig Wehmut mitschwingt. „Ich hab ja seit Jahren keinen Umzug mehr gesehen.“



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