Wenn der Müll den Spielspaß verdirbt


von Tageblatt-Redaktion

So viel Müll im Kühnichter Wald! Klar, dass die kleinen Waldwichtel der Hoyerswerdaer Kita Spielparadies im WK IX darüber nicht erfreut sind.
So viel Müll im Kühnichter Wald! Klar, dass die kleinen Waldwichtel der Hoyerswerdaer Kita Spielparadies im WK IX darüber nicht erfreut sind.

Kaum drei Schritte hat Alina am Waldsaum getan, da entrüstet sich die Kleine auch bereits: „Da liegt schon Müll“, zeigt das Kind auf ein Papiertaschentuch. Alina gehört zur „Waldwichtelgruppe“ der Hoyerswerdaer Kita „Spielparadies“ im WK IX. Von März bis November verbringen die Drei- bis Sechsjährigen ihre Vormittage im Wald. Fast täglich stoßen die Kinder dabei auf das, was ihnen eine Försterin einmal als „Menschenspuren“ beschrieben hat. Manchmal tragen sie den Abfall auch zu einem Haufen zusammen, damit er später abgeholt werden kann. Im Bollerwagen, den ihre Erzieherinnen als Ausrüstungs-Transporter dabei haben, liegen eigens Handschuhe.
Und schon kommen also Eskil mit einem alten Stoßdämpfer und Jonas mit einem verbogenen Fahrrad-Gepäckträger angelaufen. Yannik hat eine Scherbe gefunden. Und das sind alles Kleinigkeiten. „Es gibt Stellen, an denen können wir die Kinder nicht spielen lassen. Da liegen ganze Schränke oder auch Gartenabfälle“, erzählt Erzieherin Gesine Jank. Holm Karraß kennt das. „Der Müll an Wald- und Feldrändern nimmt zu“, sagt der Chef des Forstbezirks Oberlausitz. Ganz besonders viel davon liege überall dort, wo Autos parken und wenden können. Allein der Bauhof der Elsterheide schafft im Jahr zwischen 40 und 60 Kubikmeter Abfall aus dem Wald.
„Wir haben durchaus mehr Müllaufkommen“, bestätigt auch Bernsdorfs Bürgermeister Harry Habel, was jüngst die Spreetaler Gemeinderätin Karin Weiß als Trend ausgemacht hat. Nicht bestätigen will er hingegen einen in Spreetal vermuteten Zusammenhang mit der seit 2010 geltenden Abfallsatzung des Kreises, die die Entsorgung für Viele verteuert hat. „Man könnte verzweifeln. Mit der alten Satzung war das entscheidend besser“, findet Spreetals Bürgermeister Manfred Heine, doch Harry Habel, der auch Kreisrat ist, widerspricht: „Viel ist Bequemlichkeit und im Gegensatz zu dem, was ich zum Beispiel aus Braunschweig oder München kenne, ist unsere Satzung richtig gut.“ Das Landratsamt assistiert mit Zahlen. Noch 2010 habe man 130 Tonnen Abfall aus Wäldern des Kreises entsorgt, voriges Jahr seien es nur noch 110 Tonnen gewesen. „Die Statistik für illegale Abfallablagerungen ist seit Jahren rückläufig, die eingesammelte Tonnage geht zurück“, sagt Kreis-Sprecherin Sabine Rötschke. Allerdings könnte das ja auch heißen, dass einfach mehr Müll liegenbleibt. Gesine Jank hat jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass die Behörden mit dem Einsammeln gar nicht nachkommen.
Womöglich gibt es auch lokale Unterschiede. Auch für die Elsterheide zum Beispiel erklärt deren Bürgermeister Dietmar Koark: „Der in den Wäldern zu findende Müll ist in der Menge in den letzten Jahren leicht rückläufig.“ Hoyerswerdas Rathaussprecher Olaf Dominick sagt, man könne zumindest keine „erhebliche Zunahme“ feststellen: „Wir haben das eigentlich recht gut im Griff“, schildert er die Verfahrensweise, dass die Stadt den zuständigen Kreis über Dreckecken informiert und dieser dann für die Beräumung sorgt. Lautas Bürgermeister Hellfried Ruhland spricht lediglich von Einzelfällen und lobt sogar „das gestiegene Verantwortungsbewusstsein in der Einwohnerschaft“. Auch in Lohsa ist laut Ordnungsamt-Chef Sven Koppen kein überhöhtes Hausmüllaufkommen zu verzeichnen. Es gebe allerdings Stellen wie die Buswendeschleife in Riegel oder den S-108-Parkplatz bei Lippen, wo immer wieder Abfall lande – was wiederum eine Reinigung erforderlich mache. „Wir würden schon gern auf diese Aufwendungen verzichten wollen“, so Koppen. Und auch sein Wittichenauer Kollege, Stadtinspektor Günter Hornig, spricht nur von „geringen Problemen“. Allerdings schränkt er gleich ein, das gelte nur für Haus-, nicht aber für Sperrmüll. In jedem Fall aber entstehen Kosten für die Allgemeinheit. Voriges Jahr musste der Kreis 21 000 Euro ausgeben, um „Menschenspuren“ aus Wäldern zu schaffen. Die Kinder aus der „Waldwichtelgruppe“ tragen daran keine Schuld. Ihr persönlicher Abfall landet im Bollerwagen und wird mittags mitgenommen. Gesine Jank hofft, dass das bei den Mädchen und Jungen auch Langzeitwirkung bis in jene Jahre hat, in denen sie selbst Müllgebühren zu entrichten haben werden.



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Was ist die Summe aus 7 und 7?