Wenn das Wasser nicht abläuft


von Tageblatt-Redaktion

Im Mai war auch dieser Teil der Schöpsdorfer Straße überschwemmt
Im Mai war auch dieser Teil der Schöpsdorfer Straße überschwemmt

Von Hagen Linke

Es ist weder schön für Autofahrer noch für Radfahrer, Fußgänger, Anwohner und natürlich auch nicht für Feuerwehrleute. Letztere mussten zuletzt häufig ausrücken, weil nach heftigen Niederschlägen Straßen unter Wasser standen. „Die Starkniederschläge punktuell sind schon sehr ungewöhnlich“, sagt Dieter Kowark, Leiter des Fachbereiches Feuerwehr der Stadt Hoyerswerda. Wenn das Wasser „nur“ auf der Straße steht, könne es recht schnell beseitigt werden, so Kowark. Komplizierter werde es aber, wenn es in Keller läuft und/oder technische Anlagen betroffen sind.

Experten sagen, dass das Wetter auch in und um Hoyerswerda immer extremer werde. Eine Feststellung, die manch einer, wie der Hoyerswerdaer Karl Lotzenburger, für übertrieben hält. Er berichtet, dass er nach heftigen Regengüssen in den 70ern mehrfach Wasser im Keller seiner Datsche in Bohnsdorf bei Spremberg hatte und erinnert sich auch an FDJ-Brigaden, die auf der heutigen Stauffenberg-Straße in Hoyerswerda in Badehosen Autos aus riesigen Pfützen geschoben haben.

Die Probleme entstehen vor allem durch zwei Ursachen, zum einen durch verstopfte bzw. unzureichend gereinigte Straßenabläufe und zum anderen durch das streckenweise überlastete Regenwasserkanalnetz. TAGEBLATT hat bei der Stadtverwaltung nachgefragt, wo das Tiefbauamt die größten Probleme sieht und wie Abhilfe geschaffen werden kann. Sie können sicher einige, aber nicht alle Probleme lösen, erklärt Stadtsprecher Bernd Wiemer. „Auch wenn entsprechende Maßnahmen unternommen werden, ist nicht zu erwarten, dass bei allen künftigen Ereignissen stets eine schadlose und vor allem sofortige Ableitung des Wassers erfolgt. Eine Überlastung der baulichen Anlagen oder der Folgeeinrichtungen kann auch zukünftig nicht ausgeschlossen werden.“

Am Grünewaldring ist es besonders problematisch.
Das Tiefbauamt sieht folgende Schwerpunkte bei überschwemmten Bereichen: Dresdener Straße, Richtung Bahnübergang und am Abzweig Geschwister Scholl-Straße in diese hinein, die Teschenstraße im Bereich der Fußgängermittelinsel, die Einstein-Straße von der Röntgenstraße in Richtung Einsteinhaus, Teile der Röntgenstraße, Curie- und Klinkert-Straße, die Liselotte-Herrmann-Straße an der Zufahrt zum Jahnstadion, den Grünewaldring; hier insbesondere Kreuzung Holbeinstraße und Cranachstraße, die Merzdorfer Straße in Richtung Kühnichter Straße sowie die Kühnichter Straße selbst in diesem Knotenbereich sowie die Lilienthalstraße Kreuzung Jahn-/Gagarin-Straße sowie die Lilienthalstraße ab Comenius-Straße. Am gravierendsten ist die Situation im Bereich Wohngebiet Grünewaldring.

Bisherige Regelungen kommen auf den Prüfstand.
Kurzfristig soll überprüft werden, wie funktionsfähig die Straßenabläufe in den Überschwemmungsbereichen einschließlich der Leitungsanbindung an den Regenwasserhauptkanal sind, heißt es aus dem Tiefbauamt. „Die bisher turnusmäßig zweimalige Reinigung aller Straßenabläufe einschließlich Stichleitungen durch eine per Rahmenvertrag gebundene Fachfirma muss in Gänze auf den Prüfstand gestellt werden.“ Durch die zahlreichen und in Kürze aufeinanderfolgenden Starkregenereignisse seien aber auch große Mengen an Straßenschmutz, Ästen, Blattwerk und Sonstigem angefallen. Sie haben das Straßenentwässerungssystem belastetet. „Nach derartigen Ereignissen können außerhalb der turnusmäßigen Reinigung nur punktuelle Handlungen erfolgen“, erklärt das Tiefbauamt. „Ob zukünftig die zeitliche Abfolge der Straßenablaufreinigung verändert wird, was jedoch mit wesentlich höheren Kosten verbunden wäre, müsste in der Verwaltung geprüft und entschieden werden.“

Etwas anders sieht die Situation in einigen Stadtgebieten aus, wo es sich bei den Straßenabläufen um Sickerschächte handelt, die nicht über einen Anschluss an das Kanalnetz verfügen. Sie können demzufolge nur eine relativ beschränkte Wassermenge aufnehmen. Deshalb komme es sehr schnell zu einem Rückstau.

Einsteinstraße erhält komplette Entwässerungsanlage.
Ein Problem kann schon in einigen Wochen angegangen werden – wenn die Einsteinstraße saniert wird. „Bei der Neugestaltung erhält dieser Straßenabschnitt eine komplett neue Straßenentwässerungsanlage mit einem direkten Anschluss an den Regenwasserhauptkanal“, heißt es aus dem Rathaus. Er soll so bemessen sein, dass es hier keine größeren Probleme mehr geben sollte, ausgehend von Starkniederschlag-Bemessungen für Hoyerswerda.

Situation an der Bürgerwiese wird noch mal überprüft.
Auf der neuen Bürgerwiese im Stadtzentrum luden Pfützen vor allem kleine Kinder zum Planschen ein. Ursprünglich jedoch waren die überschwemmten Flächen zum Fußballspielen und anderen Beschäftigungen gedacht. Die Flächen der Bürgerwiese werden nicht zentral entwässert, heißt es dazu aus dem Tiefbauamt. Das heißt, dass es keinen Anschluss an das Kanalnetz gibt. Bei den sichtbaren Regenwasserabläufen handelt es sich um Sickerschächte, welche das anfallende Oberflächenwasser in den Untergrund ableiten sollen. Bei der Asphaltfläche wurden hierfür vier derartige Schächte vorgesehen, informiert das Amt weiter. „Eine nochmalige Prüfung durch das Planungsbüro wird erfolgen. Ebenso wird der Anschluss an einen Regenwasserkanal geprüft.“ Wenn ein Kanalanschluss nicht erfolgt bzw. erfolgen kann, wird sich das Wasser letztlich immer an der tiefsten Stelle sammeln, um dort dann zu versickern und zu verdunsten.

Benachbarter Familienpark ist auch betroffen, aber nicht so stark.
Im Zusammenhang mit den Problemen auf der Bürgerwiese habe eine Besichtigung auch gezeigt, dass Teile des Familienparks der Lebensräume ebenfalls unter Wasser standen. „Da es sich bei diesen Freizeitflächen «nur» um Flächen handelt, welche im Einzelfall zeitweilig nicht zwingend nutzbar sein müssen, werden alle weiteren Maßnahmen sicher nur verfolgt, um bauliche Schäden vorzubeugen“, heißt es dazu aus dem Tiefbauamt.



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