Wenn Boote im Sparkassensaal schwimmen


von Tageblatt-Redaktion

Ronald Bormann aus Potsdam führte seine Bootsmodelle vor. Er schätzt die Atmosphäre der Modellbaumesse, wo sich die Hobbybastler untereinander austauschen können.
Ronald Bormann aus Potsdam führte seine Bootsmodelle vor. Er schätzt die Atmosphäre der Modellbaumesse, wo sich die Hobbybastler untereinander austauschen können.

Von Silke Richter

Was hat neues Schuhwerk mit Modellbau zu tun? Ganz einfach: Wenn der Mann am Wochenende die Modellbaumesse im Hoyerswerdaer Sparkassensaal besucht und die Ehefrau währenddessen lieber Schuhe kaufen geht. Wie im Fall von Familie Bormann aus Potsdam. „Sie hat zu mir gesagt: Schatzi, es wird wohl etwas länger dauern“, erzählt der 56-jährige Ronald Bormann schmunzelnd genießt wenig später schweigend den Anblick seiner selbst gebauten bunten Modelle. In Ronald Bormann scheint jetzt das Kind im Manne durchzukommen. Mit einer Fernbedienung lässt der Potsdamer eines seiner kleinen Modellbauschiffe in einem aufgebauten Wasserbecken umherschwimmen. Hin und her, vor und zurück. „Jetzt kann ich mal wieder so richtig spielen“, meint Ronald Bormann, der schon seit zehn Jahren die jährliche Messe des Hoyerswerdaer Modellbauclubs besucht. Warum? Weil hier immer eine schöne Atmosphäre herrsche und Man(n) sich unter Gleichgesinnten austauschen könne. Etwa 100 Aussteller aus Tschechien und Deutschland, tatsächlich sind vorwiegend Herren vertreten, nehmen am Wochenende an der großen Jahresschau teil.
Einer von ihnen ist auch Marcel Haberl aus Weißkeißel, der an seinem Ausstellungsstand vorsichtshalber gleich eine Botschaft für Interessierte befestigt hat, mit der Aufschrift: Gucken kostet nichts – Anfassen kostet Dein Leben! Das ist natürlich nicht ernst gemeint, wenngleich alle Aussteller sehr darauf bedacht sind, das strikte Berührungsverbot für Besucher an ihren Modellen auch durchzusetzen.
Die kleine Paula kann aber nicht widerstehen und berührt ganz vorsichtig mit ihrem Zeigefinger ein Modell von Peter Rose. Natürlich entgeht das dem Hoyerswerdaer nicht, der sich aber über die Reaktion von Paulas Mutter freut, die ihre Tochter freundlich, aber bestimmt davon abhält. „Ich habe bei Eltern auch schon ganz andere antiautoritäre Reaktionen erlebt“, meint Peter Rose, der jetzt mit Paula ins Gespräch kommt und dem interessierten Mädchen sein Hobby näher erklärt. Mitte der 90er Jahre begann der Senior wieder mit dem Modellbau, den er „querbeet betreibe“ wie er sagt. Denn neben einer weißen, blank polierten Jacht stehen auch ein Kajak mit Indianern als Bootsführer und ein Floß mit Siedlern zur Ansicht auf seinem Tisch. Alle Modelle sind funktionstüchtig besitzen entweder einen Motor oder werden mittels der Figuren, die mit Paddeln ausgestattet sind, betrieben. Paula staunt, als sich die Indianer per Knopfdruck in Bewegung setzen und dabei das hölzerne Boot zum „Schwimmen“ bringen.
Siegfried Schadek aus Köthen hat zwar dasselbe Hobby, aber sein Augenmerk liegt eher auf dem Bau von Panzer- und Landwirtschaftsmodellen. Letztgenannte verschaffen dem Beobachter einen Einblick in den Berufsalltag des gelernten Landwirtes aus Niedersachsen. Thomas Schäffter, Vorsitzender des Modellbauclubs Hoyerswerda, freut sich über die zahlreichen Aussteller und Besucher der nunmehr 16. Modellbaumesse: „Es ist immer wieder schön, auch zahlreiche Modellbauer aus ganz Deutschland und Tschechien zu treffen und dabei Erfahrungen auszutauschen. Manch ein Besucher entdeckt das Hobby dabei auch für sich.“ Und vielleicht gehört ja auch Paula bald zu den jungen Modellbauern des Hoyerswerdaer Vereins, dem momentan zwölf erwachsene Mitglieder angehören. Für Kinder und Jugendliche gibt es im Verein nicht die Verpflichtung, Mitglied zu werden, wenn man dieses Hobby ausüben will. Wer Interesse hat kann sich jeden Montag im Vereinsraum einfinden, der sich im Hof der LebensRäume-Geschäftsstelle in der Käthe-Niederkirchner-Straße 30 befindet. Von 17 bis 18.30 Uhr probiert sich der Nachwuchs im Modellbau aus, gleich danach ab 18.30 Uhr stehen den Erwachsenen die Türen offen.



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