Welche Flut-Gefahr droht Hoyerswerda?


von Tageblatt-Redaktion

Rein vom Fassungsvermögen her war beim jüngsten Hochwasser noch etwas Platz im Schwarzwasser bei Zeißig. Probleme bereiten hier die Deiche.
Rein vom Fassungsvermögen her war beim jüngsten Hochwasser noch etwas Platz im Schwarzwasser bei Zeißig. Probleme bereiten hier die Deiche.

Während des jüngsten Hochwassers und der weiten Überschwemmungen in Sachsen stellte sich bei manchem die Frage: Wie sicher ist eigentlich Hoyerswerda? Eine Frage, die ziemlich komplex ist. Glücklicherweise ist die Topographie hier so beschaffen, dass wir keine schmalen Täler haben, in denen kleinen Bäche plötzlich zu schnellen, reißenden Flüssen anschwellen können. Wenn Hoyerswerda jemals von einem Hochwasser betroffen sein sollte, dann wird Wasser breit laufen. Das kann immer noch genug Schäden anrichten, aber eben nicht durch seine Geschwindigkeit. Das Land hier ist relativ flach. Das Wasser würde vor allem in die Breite laufen.
Seitens der Landestalsperrenverwaltung Sachsen wurde in den vergangenen Jahren viel Geld in die Stabilisierung der Deiche gesteckt – meist für den nachträglichen Einbau einer Dichtwand und die Neuprofilierung der Deichkrone. In der Hoyerswerdaer Kernstadt fehlen eigentlich nur noch die Abschnitte flussabwärts auf der rechten Seite zwischen Görlitzer und Spremberger Brücke. Sie sind zumindest geplant. Auf der linken Seite bildet die Bundesstraße einen extrem breiten Deich, der als sicher gilt. Auch am Hoyerswerdaer Schwarzwasser im Bereich Zeißig wurde schon investiert. Aber weite Abschnitte des Deiches sind eben noch Altbau und damit anfällig gegen Durchfeuchtung und Sickerstellen. Bis diese Abschnitte saniert sind, weiß die Feuerwehr wenigstens ziemlich genau, wo die Gefahr als erstes droht. Selbst der kleine Büschingsgraben südlich der Bahnlinie am Gondelteich ist schnell übervoll. Und dass es zusätzlich immer wieder auch Überraschungen geben kann, zeigte der Fall des überlaufenden Waldes an der B 96. In dieser Größenordnung hatte man das zuvor wohl noch nicht gehabt.
Problematisch ist nach wie vor die Sicherheit von Groß Neida. Hier gibt es zumindest Planungen für eine Verbesserung des Hochwasserschutzes. Doch angesichts der landesweiten Schäden muss sich erst noch zeigen, was wann wo investiert wird.
Vor einem Jahr hatte TAGEBLATT schon mal skizziert, wie es aussehen könnte, wenn es im Bereich Hoyerswerda eine Überschwemmung gibt. Dieses Wissen steht jedem Bürger zur Einsichtnahme zur Verfügung. Infolge des Hochwassers von 2002 ließ der Freistaat nämlich umfangreiche Untersuchungen und Berechnungen anstellen, die in Karten und Prognosen mündeten. Sehr bequem vom Computer aus lässt sich auf der Internetseite des Landesamtes für Umwelt und Geologie beispielsweise die Gefahrenhinweiskarte für die Raumplanung anschauen. Wer wissen will, wie schlimm es wirklich kommen kann, der sollte sich dort informieren. Auf der Intensitätskarte ist beispielsweise gut sichtbar, wie weit sich das Wasser ausdehnt, wenn es ungefähr so hoch steigt, wie es im Durchschnitt nur alle hundert Jahre vorkommen soll. Man spricht dann von einem Bemessungswert HQ 100. Ob es künftig bei diesen Einstufungen bleiben wird, ist abzuwarten. Es ist aber die derzeit gängige Einstufung. Prinzipiell sind die Deiche und Schutzmaßnahmen an der Elster so ausgelegt, dass die Wassermassen eines solchen Hochwassers problemlos abgeleitet werden können.
Doch was ist, wenn ein Deich bricht oder aber so viel Wasser kommt, dass es über die Deiche fließt? Dann melden tatsächlich weite Teile der Stadt landunter. Die Karte des LfULG macht dies für verschiedene Hochwassermengen deutlich. Ohne Deich würden selbst bei leichten Hochwassern die Bereiche der Jugendfarm, des Zoos, die Zoowiese, aber auch Teile von WK II und WK Ve einfach volllaufen. Würde ein Hochwasser, das den Berechnungen eines HQ 100 entspricht, die Flüsse verlassen, wären auf der Neustadtseite große Teile der Wohnkomplexe I bis VII betroffen, auf der Altstadtseite zusätzlich zu dem beim HQ 20 Beschriebenem der komplette Elsterbogen und auch weite Teile der Spremberger Straße. Je nachdem, wie sich von wo das Wasser ausbreiten würde, stünden in einem solchen Fall auch Groß Neida und Teil Zeißigs westlich der Bundesstraße unter Wasser. Es sei denn, man könnte es irgendwo noch aufhalten und ableiten. Doch diese Aufgabe können die Rechenmodelle und Karten nicht leisten. Das wäre im Ernstfall Job der Einsatzleitung und der hoffentlich vielen Helfer.
Die Karten zeigen aber, was passiert, wenn ein extremes Hochwasser kommt, das nicht mehr von den Flüssen abgeleitet werden kann. Dann stehen nicht nur Groß Neida, der Globus-Markt und Teile Dörgenhausens unter Wasser, sondern auch in der Neustadt fast alles, was sich südlich vom Klinikum und westlich der Stauffenberg-Straße befindet. Je nach Wasserstand wird Wasser in Teile des WK VIII und in den Keller des Klinikums eindringen. Lediglich das Stadtzentrum mit Lausitzhalle und Lausitz-Center sowie einige Stellen in den Wohnkomplexen bilden dann Inseln. Auf der Altstadtseite bliebe der größte Teil des Gebietes trocken. So auch der alte Stadtkern mit Markt und Johanneskirche. Je nach Wasserstand können aber auch Grundstücke bis zur Schulstraße und Luxemburgstraße oder nördlich der Senftenberger Vorstadt betroffen sein. Die Karten sind nicht grundstücksgenau. Und jede kleine Erhebung kann das tatsächliche Bild verändern. Denn in weiten Teilen der Stadt würden selbst bei einem extremen Hochwasser die Fluten nur maximal 50 Zentimeter hoch stehen.



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