Weiter Ärger ums Burgneudorfer Trinkwasser

Spreetal. Deutlich übertraf am Dienstag die Zahl der Bürgerinnen und Bürger aus Burgneudorf, die als Gäste an der Sitzung des Gemeinderates teilnahmen, jene der Rätinnen und Räte. Auf dem Sitzungstisch standen unter anderem zwei Filter, einer nagelneu und blütenweiß, der andere noch nicht sehr alt, aber dennoch dreckig-braun. Es ging – mal wieder – ums Trinkwasser, das in Burgneudorf aus den Hähnen kommt, das die Burgneudorfer aber wieder und wieder lieber nicht trinken, sondern sogar zum Kartoffelkochen zähneknirschend stilles Mineralwasser aus dem Keller holen.
„Wir machen Runde für Runde für Runde, und kommen nicht voran“, entfuhr es Gemeinderat Frank Wache (Wählervereinigung), der auch in Burgneudorf zu Hause ist. Geklagt wird dort seit gut fünf Jahren immer mal wieder über Aussehen und Geruch des Wassers. „Es ist nicht so, dass die Situation uns egal ist“, erklärte Steffen Kluske. Er ist der Geschäftsführer der Kommunalen Versorgungsgesellschaft Lausitz (KVL) mit Sitz in Weißwasser. Er hatte einen Kollegen mitgebracht, der auf die Frage, ob er denn so würde leben wollen, mit Nein antwortete.

So – das sind den Schilderungen der Burgneudorfer zufolge auch verschmutzte Badewannen und Waschbecken sowie kaputte Armaturen. Es gab tatsächlich Gespräche und auch Messungen – freilich immer mit demselben Ergebnis: Die Werte aus der Trinkwasserverordnung werden eingehalten. So sagt das auf Nachfrage auch das Landratsamt Bautzen, dessen Gesundheitsamt in die Sache involviert ist:
Die Verfärbung des Trinkwassers wird durch Huminstoffe verursacht, die zwar gesundheitlich unbedenklich, jedoch im Geschmack und Aussehen unangenehm sind. In Zusammenarbeit mit den Wasserversorgern KVL und VBH wurden bereits mehrere Maßnahmen ergriffen, darunter die Intensivierung der Spülintervalle, kleinere Baumaßnahmen im Ortsnetz und Optimierungen der Wasseraufbereitung. Diese wurden analytisch durch zahlreiche Sonderbeprobungen begleitet. Alle Werte liegen im Rahmen der Trinkwasserverordnung. Weitere Sanierungsmaßnahmen im Versorgungssystem sowie zusätzliche Beprobungsserien sind geplant. Zudem wird eine gemeinsame Vernetzungsveranstaltung mit den Trägern öffentlicher Belange organisiert, um eine dauerhafte Lösung zu erreichen.
Dass die Kreisbehörde auch auf Hoyerswerdas VBH Bezug nimmt, hat den Grund, dass die KVL ihr Wasser aus deren Netz bezieht. Dort soll laut den Weißwasseranern auch die Ursache für die wohl auf besagte Huminstoffe zurückzuführende Färbung wie auch auf die Trübung liegen. Zumindest sagte Steffen Kluske auf die Frage, welche Maßnahme denn zu einer Veränderung des Kernproblems führen würde: „Ein anderer Anbieter“. Bei den Versorgungsbetrieben sieht man das freilich nicht so. Deren Technischer Leiter Jan Schulze sagt, man nehme die Beschwerden durchaus ernst. Er verweist auf seit Monaten weit übers vorgeschriebene Maß hinausgehende Kontrollen und Untersuchungen:
Wir als VBH können nur wiederholt betonen, dass sich das Netzgebiet der VBH bis zum Übergabeschacht Burgneudorf erstreckt. Bis hierin ist das Wasser nachweislich klar und geruchs- sowie geschmacksneutral. Es werden alle nach den strengen gesetzlichen Anforderungen der Trinkwasserverordnung vorgeschriebenen Werte vonseiten der VBH eingehalten.
Aufgrund der Bekanntheit und Sensibilität des Themas hat VBH im April 2025 vier Wochen lang auf eigene Kosten und begleitet durch das Gesundheitsamt, die KVL und Gemeindevertreter das Trinkwasser am Übergabeschacht beprobt. Parallel dazu wurden selbstständige und unangekündigte Beprobungen durch das Gesundheitsamt im gesamten Netz vorgenommen und es gab keinerlei Beanstandungen. Seither finden zudem permanente Eigenüberwachungen durch VBH am Übergabeschacht statt.
Zur Klarstellung weisen wir darauf hin, dass man beim Trinkwasser zwischen einer leichten grünlichen und einer gelblich-bräunlichen Färbung unterscheiden muss. Eine grünliche Färbung entsteht, weil VBH dem Wasser kein Chlor beimischt und damit die natürliche, leichte Grün-Färbung des Grundwassers bestehen bleibt. Dieses Wasser ist von bester Qualität aus dem Wasserwerk Zeißig und entspricht den strengen Vorgaben der Trinkwasserverordnung.
Eine gelblich-bräunliche Färbung entsteht üblicherweise durch natürliche Ablagerungen oder anderweitige Beeinträchtigungen. Solch eine Färbung gibt es im VBH-Netzgebiet nicht. Ab dem Übergabeschacht beginnt das Versorgungsnetz der KVL. Die Orte Burg, Burgneudorf und Burghammer fallen folglich in das Netzgebiet der KVL. Wir weisen darauf hin, dass Burg und Burghammer das gleiche Wasser bekommen und keine Beschwerden vorliegen.
Zur Untermauerung haben die VBH Fotos von Wasser mitgeschickt, das am Übergabeschacht entnommen wurde:

Im Spreetaler Gemeinderat verständigte man sich nun darauf, sich zusammenzusetzen, um gemeinsam die Aufgabenstellung für eine Studie zur Situation zu erstellen. Freilich wurden auch Forderungen nach dem Einbau von Filtern, nach einer Gebührensenkung oder der Zugabe von Chlor laut.
Mirko Kolodziej
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