Weißkollmer fürchten um ihre Lebensqualität


von Tageblatt-Redaktion

Von Anja Wallner

Die Alte Schulstraße in Weißkollm ist eine ruhige Anliegerstraße. Viel Verkehr gibt es hier nicht. Mit der Ruhe ist es ab dem Sommer aber vorbei, befürchten die Anwohner. Denn ab Juli rollt Baustellenverkehr durch die kleine Ortsverbindungsstraße und ihre Verlängerung Richtung Koblenz: Ein weiterer Abschnitt des Ausbaus der sogenannten Niederschlesischen Magistrale zwischen Hoyerswerda und Horka steht bevor. Die aktuell eingleisige Strecke wird zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert, bevor ab 2018 dort Güterzüge rollen (TAGEBLATT berichtete mehrfach).

So eine Großbaustelle bringt natürlich Massen- und Materialtransporte mit sich. Was nicht über die Schiene geliefert werden kann, wird durch Weißkollm an- und abtransportiert. Ihren Ärger in puncto Lärm-, Staub- und Straßenbelastung brachten die Weißkollmer jüngst auf dem Bürgermeisterstammtisch in ihrem Dorf zur Sprache. Gestern nun gab es vor Ort ein Treffen, an dem neben Anwohnern auch Ortsvorsteher Thomas Rösler, Vertreter der Lohsaer Verwaltung und der Bahntochter DB ProjektBau teilnahmen.

„Wir werden und wollen die Baustelle nicht verhindern, und wir wollen keine Eskalation und keinen Ärger, sondern einen Konsens“, ließ der Ortsvorsteher wissen. Wie es hieß, hatten erboste Anlieger in Erwägung gezogen, den Baustellenverkehr mittels zugeparkter Straße zu behindern… Die Anwohner fühlen sich übergangen und vor vollendete Tatsachen gestellt, dass es überhaupt diese ihre Straße sein muss, die zur Baustelle führt. Sie fordern eine Geschwindigkeitsreduzierung für die Lkw auf 10 km/h und Regelungen hinsichtlich der Staubbelastung und der Wiederinstandsetzung einer möglicherweise ramponierten Straße nach Bauende.

Axel Stanja von der DB ProjektBau erklärte, dass im Zuge des Planungsverfahrens für das Vorhaben die als öffentliche Ortsverbindungsstraße gewidmete Alte Schulstraße und ihre außerorts unbefestigte Verlängerung als Baustellenzufahrt bestimmt wurde. Laut Abwägung ergeben sich hier aus Umweltsicht die wenigsten Betroffenheiten, die Anliegerzahl sei zudem gering. Die Betriebsstraße Knappenrode–Koblenz für die Baustellenzufahrt zu nutzen – so forderten es einige Weißkollmer – ist nicht möglich, da sie unter anderem nicht für Schwerlastverkehr zulässig ist. „Die Gemeinde ist verpflichtet, öffentliche Wege für Bauarbeiten zur Verfügung zu stellen“, so Wolfgang Tietze vom Lohsaer Bauamt.

Was erwartet die Anwohner nun? Von Juli bis November dieses Jahres, in der Hauptbauzeit, kündigte Axel Stanja an, würden werktags zwischen 7 und 19 Uhr stündlich rund 4 bis 5 Lkw durch die Straße rollen, die Schüttgut, Beton, Kies, Sand, Erde zur Baustelle hin- und wegtransportieren, jedoch keine Schienen und Schwellen. Eine Überschreitung der zulässigen Lärmgrenze werde es laut Gutachten nicht geben. Bis Juni 2016 sei dann immer mal mit einem Transport zu rechnen; bis 2018 besteht das Recht, die Straße für anfallende Restarbeiten zu nutzen. Danach werde sie in den Zustand von vor der Baumaßnahme versetzt. Gegen den Staub werden Berieselungsfahrzeuge eingesetzt. „Wir schauen, ob das reicht und werden gegebenenfalls mit der Gemeinde weitere Maßnahmen abstimmen“, so Axel Stanja. „Die zum Teil unbefestigte Strecke wird zu Staubbelastungen führen, aber niemand muss tolerieren, wie in der Kiesgrube zu leben.“

Noch steht hinter dem Ortsausgangsschild an der verlängerten Schulstraße das (momentan nicht sichtbare, weil zugewachsene) Verkehrsschild „Verbot für Lastkraftwagen“. Dies soll, so hieß es gestern, schnellstens mit einem bereits genehmigten Zusatz „Baustellenfahrzeuge frei“ versehen werden. Man werde zudem sofort prüfen, ob eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 10 km/h per Anordnung verkehrsrechtlich durchsetzbar sei, so Sven Koppen, Leiter des Lohsaer Bau- und Ordnungsamtes. Die Verwaltung zeigte sich gewillt, derartige Begrenzungsschilder an der Einfahrt zur Alten Schulstraße sowie nach dem Ortsausgangsschild in beide Richtungen aufzustellen.

Thomas Rösler mahnte bei all den geplanten Festlegungen zur Eile, während sich Axel Stanja zur Bauberatung verabschiedete. Die getroffenen Absprachen wollte er dort gleich durchstellen.



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