Wasserwerker feiern Jubiläum


von Tageblatt-Redaktion

Ehemalige Kollegen unter sich: Sie freuten sich über das Wiedersehen und tauschten gestern Erinnerungen aus.
Ehemalige Kollegen unter sich: Sie freuten sich über das Wiedersehen und tauschten gestern Erinnerungen aus.

Gestern hatten die Wasserwerker am Vattenfall-Standort Schwarze Pumpe guten Grund zum Feiern. Fast auf den Tag genau vor 50 Jahren begann die Trinkwasserproduktion im damaligen Bereich Wasserwirtschaft. Aus diesem Anlass fand eine Festveranstaltung im Pumpenhaus der Feinreinigung statt. Weil die Trinkwasserversorgung aus Schwarze Pumpe sehr stabil ist, konnten dazu sogar für mehrere Stunden die Pumpen abgeschaltet werden. Das Pumpenhaus wurde somit zur Festhalle. Zu den Gästen gehörten die Landräte der Kreise Oberspreewald-Lausitz und Spree-Neiße, die Bürgermeister von Spremberg, Welzow und Spreetal, Kunden, Vertreter von Wasserverbänden und Stadtwerken – und natürlich die ehemaligen Mitarbeiter der Wasserwirtschaft in Schwarze Pumpe.

Uwe Grosser, Leiter Bergbau, zitierte Georgius Agricola: „Wasser ist des Bergmanns größter Feind.“ Auch für den Braunkohleabbau ist Wasser eine Gefahr, aber der Mensch hat es nicht nur verstanden, diese Gefahr zu bannen, sondern sich auch zum Nutzen zu machen. In der historischen Bergbauregion um Senftenberg wurde die öffentliche Trinkwasserversorgung durch die regionalen Bergbauunternehmen mit der 1912 gegründeten Niederlausitzer Wasserwerksgesellschaft aufgenommen. Der steigende Trinkwasserbedarf, der sich mit dem Bevölkerungsanstieg rund um das Kombinat Schwarze Pumpe entwickelte, war Anfang der 1960er Jahre aus den herkömmlichen Wasserwerken nicht mehr abzudecken.

Das Kombinat Schwarze Pumpe wurde im Oktober 1963 zum Trinkwasserlieferanten für die Region. Seitdem wurden 398 Milliarden Liter Trinkwasser hergestellt. Mit dieser Menge könnte die Talsperre Spremberg zehn Mal befüllt werden. 1989 gab es mit 16,4 Millionen Kubikmeter die höchste Jahresleistung. Heute könnte mit dieser Menge Trinkwasser die gesamte Niederlausitz versorgt werden.

1971 begannen die Wasserlieferungen nach Hoyerswerda, 1988 nach Weißwasser. Weitere Städte wie Senftenberg, Großräschen, Welzow und Spremberg werden beliefert. Trinkwasser aus Schwarze Pumpe fließt auch in die Gemeinden Lohsa, Spreetal, in die Stadt Wittichenau und bis nach Kamenz. Dass das bis heute funktioniert, ist der wirtschaftlichen Weitsicht der Gaskombinats-Rechtsnachfolger ESPAG, LAUBAG und Vattenfall in Zusammenarbeit mit den betreffenden Kommunen zu verdanken. Das Wasserwerk in Schwarze Pumpe konnte nach 1990 aufgrund seiner regionalen Vernetzung nicht einfach abgewickelt werden.

Stadtwerke und Wasserverbände wurden gegründet und neu ausgerichtet. Der Verbrauch war rückläufig, aber ohne Trinkwasser aus Schwarze Pumpe ging es nicht. Deshalb wurden Lieferverträge mit 20 Jahren Laufzeit mit den Stadtwerken Weißwasser, dem SWAZ Spremberg und dem WAL Senftenberg abgeschlossen. Diese wurden jetzt um fünf Jahre bis 2018 verlängert, auch mit den Versorgungsbetrieben Hoyerswerda, der ewag Kamenz und der Gemeinde Lohsa.

Danach soll die Trinkwasserversorgung in der Region bergbauunabhängig erfolgen. Dazu stellt Vattenfall nach 2018 den Trinkwasserknoten Schwarze Pumpe mitsamt aller Technik dem Trinkwasserverbund Südlausitz zur Verfügung.
Der Einladung zur Festveranstaltung waren zahlreiche ehemalige Kumpel gefolgt, unter ihnen Wasserwerker der ersten Stunde. Zu ihnen gehörte Hans Tautenhahn, von 1973 bis 2005 „Wawi-Mann“. Er erlebte viele technische Veränderungen, besonders das 1992/93 eingeführte Prozessleitsystem machte die Arbeit leichter.

Hannes Gouthier, Inhaber des Büros für angewandte Geologie in Cottbus, hat schon in der DDR für die Wasserwirtschaft in Schwarze Pumpe gearbeitet. „Da war was los, besonders bei der Materialbeschaffung von Rohren und anderer Technik“, schmunzelt Gouthier. „Heute gibt es anderes zu organisieren. Pumpe ist nach wie vor das größte Wasserwerk der Region.“

Eberhard Wassner ist eine Wasserwerkslegende der besonderen Art. Er war Schichtleiter und Betriebsingenieur seit 1965. Er hat alle Wasserwerkserweiterungen erlebt. Auch die Konsumgüterproduktion war in der DDR wichtig: Pro Jahr mussten 40 Tonnen Forellen im warmen Wasser gezüchtet werden.

In Schwarze Pumpe gibt es keinen Produktionsbereich ohne lustige Histörchen. Auch Hans Wassner hatte eine parat: „Im Dezember brachte der VEB Teichwirtschaft Peitz immer völlig verdreckte Karpfen, die wir entschlammen mussten, ehe sie zu Weihnachten und Silvester in den Verkauf kamen. Einmal gerieten die Karpfen infolge defekter Absperrgitter in die Pumpen und wurden durchgedreht wie Hackepeter. Wir haben das erst bemerkt, als aus Spremberg ein Anruf kam: Was ist denn bei euch los? Die Spree ist rot!“ Heute ist sie braun. Vattenfall hat dem Bergbausanierer LMBV daher angeboten, täglich 15 000 Kubikmeter zu reinigen, um so zur Gesundung des Flusses beizutragen.

 



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